Schöne Oper – kaum bekannt
Albert Dietrich [1829-1908]
Robin Hood
Oper in drei Akten
Op.34
Libretto von Reinhard Mosen nach der bekannten, englischen Legende
Uraufführung am 06. April 1879 in Frankfurt am Main
Charaktere
Richard Löwenherz – König von England (Bariton)
Sir William Blunt – Vertrauter des Königs (Bass)
Robin Hood – ein rechtschaffener Dieb (Tenor)
Kleiner John – Genosse Robins (Bass)
Ralf – jugendlicher Genosse Robins (Sopran)
Der Sheriff von Nottingham (Bass)
Kitty – seine Frau (Sopran)
Jimmy – deren Neffe
Marian – des Sheriffs Mündel (Sopran)
Ellen – deren Gespielin (Sopran)
Hauptmann der königlichen Leibwache
Sprecher der Burschen von Nottingham
Sprecherin der Mädchen von Nottingham
Gefolge des Königs, Genossen Robins, Bürger und Bürgerinnen Nottinghams, Lehrbuben.
Das Geschehen spielt im Jahre 1194 in Nottingham und dem naheliegenden Sherwood Forest zur Zeit der Rückkehr König Richards aus der Gefangenschaft Heinrichs VI.
HANDLUNG
Erster Akt:
Eine Gruppe entrechteter Angelsachsen hat sich nach der Eroberung Englands durch die Normannen in die Wälder des Sherwood Forest bei Nottingham zurück gezogen und führt dort ein Leben als Jäger um deren Anführer Robin Hood. Der Chor der Sherwoodmänner stimmt ein Jagdlied an und erwartet Bruder John. Als dieser verspätet eintrifft, erzählt er den Mannen, wie er zu der Gruppe um Hood gekommen ist. Als der kleine Ralf hinzukommt und von einem mächtigen Hirsch erzählt, den Robins Hunde aufgespürt haben, setzt sich der Jagdtrupp in Bewegung.
Robin Hood geht derweil romantischen Gedanken an Marian, dem Mündel seines Erzfeindes, des Sheriffs von Nottingham nach. John berichtet ihm, dass er in den Garten des Sheriffs schlich und Marian ein geheimes Treffen mit Robin auf dem morgigen Maifest zugesagt habe. Er selbst macht sich Hoffnungen auf Ellen, die Gespielin Marians. Ralf verkündet die erfolgreiche Rückkehr der Jäger und alle gehen ab.
Richard Löwenherz irrt durch den Wald. Er genießt die Rückkehr aus den dunklen Mauern der Burg Trifels in die stolzen Wälder Englands. Als die Mannen auf den König treffen erkennen sie Ihn nicht und zetteln fast eine Schlägerei mit dem vermeintlich Fremden an. Doch Robin fährt dazwischen und sucht das Gespräch. Am Lagerfeuer unterhält man sich und der König, welcher vorerst inkognito bleibt, stößt auf die Freiheit und das Leben der Sherwoodmänner an.
Blunt, der Vertraute Richards kommt um Nachricht von dessen Gefolge zu geben. Ungewollt entlarvt er ihn als König von England. Robins Männer sind erstaunt, dass der König mit Ihnen zechte. Richard erklärt Robin zum „König der Wälder“ und will ihm und seinen Männern die Freiheit lassen, spricht aber die Todesstrafe auf den aus, der sich bei den Stadtbewohnern einmischt oder den Pfaffen etwas zuleide tut. Eilig verlässt er die Gruppe um seine Untertanen zu treffen.
John ist betrübt, da die Rückkehr und der Bann des Königs ihren Plan, Marian und Ellen zu sich zu nehmen zunichte gemacht haben könnten. Doch Robin tröstet seinen Gefährten, schließlich würden die beiden Bräute ihnen freiwillig aus den Fängen des Sheriffs in die Wildnis folgen. Man wünscht sich eine gute Nacht.
Zweiter Akt:
Im Garten singt Marian ein Lied an den Frühling und sehnt sich mit Melancholie nach ihrem verbotenen Geliebten Robin. Ellen kommt hinzu und versucht sie aufzumuntern, zumal ein Treffen mit dem „besten Schützen aller Zeiten“ vereinbarte Sache ist.
Der Sheriff und dessen Frau unterbrechen die Träumereien der beiden Mädchen. Der Name seines Erzfeindes dürfe in seinem Haus nicht erklingen. Ellen provoziert den Sheriff und wird dafür von Kitty nach Hause geschickt. Sie ist gereizt und erwartet dringend die Verheiratung ihres Neffen Jimmy mit Marian. Sie soll ihn noch heute am Maifest treffen und mit ihm die Ringe tauschen. Die überraschte Braut fällt aus allen Wolken und sträubt sich wo sie nur kann, doch der Oheim und die Base kennen kein Pardon.
Derweil wird die Maiwiese vorbereitet. Burschen und Mädel aus Nottingham schmücken den Maibaum und singen frohe Lieder. Der Sheriff kommt hinzu und eröffnet das Fest, doch vermisst er den Bräutigam in Spe. Robin Hood kommt in adeliger Verkleidung, stellt sich dem Sheriff als Reisender aus Lancashire vor und bittet um Teilnahme an den Feierlichkeiten. Als Kitty sich nach seinem Weg erkundigt erklärt der Besucher, dass er durch den Sherwood Forest gereist sei und unterwegs den vermissten Neffen aufgelesen habe. Als Robin Hood ihnen den Weg versperren wollte, habe er den Banditen kurzerhand niedergestreckt, Timmy sei aber kreidebleich in den Wald geflohen. Der Sheriff ist trotz Kittys Sorge um ihren Neffen außer sich vor Freude, dass der gefürchtete Robin Hood endlich aus dem Weg geräumt ist und bittet Robin zum Tanz mit Marian.
Während des Tanzes äußert Marian ihre Bedenken wegen der Flucht und hofft, dass der Schwindel nicht auffliegt. Doch schon hört man Jimmy rufen, der übel zugerichtet den Festplatz erreicht und Robin sofort als seinen Schläger enttarnt. Zwar kann Robin erreichen, dass er unbestraft und unbescholten bleibt, bis das John zum nächsten Tag den Beweis bringe, dass er nicht jener Hood ist, doch erzählt Jimmy, dass die Truppen des Königs seine Fesseln gelöst hätten und der König auf dem Weg nach Nottingham sei. In großer Sorge verplappert sich Marian („Robin, Robin, rette Dich!“), was den Herumtreiber endgültig entlarvt. Er wird vom Sheriff eingebuchtet.
Dritter Akt:
Im Thronsaal von Schloss Nottingham empfängt Richard den Sheriff, der Klage gegen Robin Hood als Schrecken von Nottingham erhebt. Als Zeuge tritt ein Bürger auf. Alleingelassen ist der König zwischen seiner freundschaftlichen Zuneigung zu Robin Hood und seinem Bann hin- und hergerissen, kommt aber zu dem Schluss, dass er ihn hinrichten lassen muss, wie sein Ausspruch es besagt.
Marian kommt hinzu und bittet den König unter Tränen um Gnade für ihren Geliebten. Schließlich lässt er sich erweichen, nachdem sie ankündigt, Robin jeden Tag im Kerker besuchen zu wollen. Gerührt denkt er an die Zeit, als er auf Burg Trifels selbst in Ketten lag, und verspricht Marian, seinen Entschluss zu überdenken. Er beschließt, Robin auf die Probe stellen und lässt einen Freien Gerichtstag im Sherwood Forest vorbereiten.
Währenddessen machen sich John und die Sherwoodmänner große Sorgen um ihren Anführer. Ellen berichtet, dass Robin gefangen wurde. John will ihn mit einer kühnen Aktion retten, aber bevor er aufbrechen kann, wird der Gefangene in Ketten vorgeführt. Robin bekennt sich vor dem Gericht schuldig, in die Belange der Bürger eingegriffen zu haben, aber sieht es nicht als Fehlgriff an, Marian, die gegen Ihren Willen verheiratet werden sollte, zu befreien. Als Robin das Angebot des Königs ablehnt, mit ihm nach London zu gehen, um Hauptmann dessen Bogenschützen zu werden, ist Richard entschlossen das Todesurteil zu sprechen. Marian will mit ihm in den Tod gehen und Robin erzählt seine tragische Lebensgeschichte mit einem huldigenden Gesang an den Wald, der ihn einst als Flüchtling aufnahm, ihn schützte und den er nie verlassen könne. Der König erkennt die Tugendhaftigkeit und die Beweggründe Robins an und ernennt ihn zum Grafen von Huntington.
„Mit Deiner Genossen treuen Schar
Nimm hier des Königs Rechte wahr,
Mein treuer Jägermeister sei!
So bist Du mein und dennoch frei!“
Der Sheriff muss einstecken, Robin und Marian, John und Ellen finden zusammen und die Sherwoodmänner lassen ihren gerechten König hochleben.
© 2012 musirony – Raphael Lübbers