Schöne Oper - selten gehört
Giselher Klebe [1925-2009]
Alkmene
Oper in drei Akten und sieben Bildern
deutsch gesungen
Libretto vom Komponisten
nach Heinrich von Kleists Komödie
Uraufführung am 25. September 1961 in Berlin
Charaktere:
Jupiter (Bariton)
Merkur (Bass)
Amphitryon, thebanischer Feldherr (Tenor)
Alkmene, seine Gemahlin (Sopran)
Sosias, sein Diener (Bass)
Cleanthis, Gemahlin des Sosias (Koloratursopran)
und weitere
Das Geschehen spielt in Griechenland zu mythischer Zeit
HANDLUNG
Erstes Bild:
Jupiter ist der ewigen Eifersucht seiner Gemahlin Hera wieder einmal überdrüssig und verspürt Gelüste auf ein neues Liebesabenteuer. Wie üblich steht Merkur ihm bei der Umsetzung seiner Pläne hilfreich zur Seite. Die Wahl des Göttervaters ist diesmal auf die liebliche Alkmene gefallen, deren Gatte zur Zeit in seiner Eigenschaft als siegreicher Feldherr gegen Athen außerhalb des heimatlichen Herdes weilt.
Zweites Bild:
Nie pflegt der Olympier sich in seiner wahren Gestalt zu präsentieren, wenn er ein irdisches Wesen mit seiner Liebe beglücken will. In dieser Nacht ist die tugendhafte Alkmene an der Reihe, die von dem Betrug nichts bemerkt, weil Jupiter in der Nacht die Gestalt ihres Gatten Amphitryon angenommen hat. Ihren Diener Sosias hat Merkur vorher verprügelt und aus dem Haus gejagt, damit er in die holde Zweisamkeit nicht störend einbrechen kann. In dieser Gestalt nimmt er sich dessen Frau Cleanthis liebevoll an, die im Dunkeln ebenfalls nicht mitbekommt, dass ein anderer den Platz ihres Mannes an ihrer Seite besetzt hat. Alles verläuft reibungslos und die Götterbande verzieht sich wieder dahin, wo sie beheimatet ist.
Drittes Bild:
Amphytrion kehrt von seinem Feldzug nach Hause zurück und will seine Gattin liebevoll in die Arme schließen. Alkmene findet sein Verhalten höchst seltsam, schließlich hat der Gatterich doch die letzte Nacht schon an ihrer Seite verbracht.
Sosias lässt es sich nicht bieten, dass er ausgesperrt wurde und erzählt seinem Herrn von zwei rätselhaften Doppelgängern. Alkmene begreift am Wenigsten, freut sich aber das schöne Diadem, welches der Herr Gemahl aus seiner Kriegsbeute für sie ausgewählt hat. Sie erzählt Amphitryon, wie gut die Liebesspiele der letzten Nacht ihr gefallen haben und hebt Einzelheiten, die bisher noch nie geprobt wurden, damit prunkend hervor.
Viertes Bild:
Dagegen war Cleanthis mit den Leistungen ihres vorgeblichen Mannes diesmal nicht zufrieden. Als Götterbote ist Merkur viel unterwegs und beschäftigt mit komplizierten Angelegenheiten täuschte er Müdigkeit vor, anstatt Aufmerksamkeit zu heucheln.
Fünftes Bild:
Das Diadem ist kein Geschenk Amphitryons – Alkmene hat die edlen Spender durcheinander gebracht. Sie findet als Initiale den Buchstaben „J“ in das kostbare Schmuckstück eingraviert, traut sich aber nicht, ihren Mann über diese Besonderheit zu informieren. Überraschend erscheint Jupiter nun erneut klärt Ungereimtheiten auf. Der Verdächtigte gibt sich als Liebhaber der letzten Nacht zu erkennen. Alkmene ist gebeten über das Täuschungsmanöver nicht böse zu sein, denn schließlich wird aus der intimen Verbindung der gemeinsame Sohn Herkules hervorgehen – der größte Held der griechischen Sage. Wie soll Alkmene ihrem Mann den Sachverhalt erklären? Wenn es sich vermeiden lässt, am besten gar nicht!
Sechstes Bild:
Zu viel Wirbel ist entstanden und die Turbulenzen lassen sich nicht glätten und nicht geheim halten. Ungeschickt koordiniert, taucht Amphitryon plötzlich in zweifacher Ausfertigung gleichzeitig auf. Das Volk hält den Falschen für den Echten. Den turbulenten Vorgänge begegnet Jupiter, indem er dem Volk klaren Imiglikos einschenkt. Stumm erkennt Amphitryon die charismatische Überlegenheit des Rivalen an, ist sich aber nicht schlüssig, ob er sich geehrt oder beleidigt fühlen soll. Von Alkmene verlangt das Volk, sich für einen der beiden Kandidaten zu entscheiden.
Siebentes Bild:
Jupiter gelüstet es nicht nach einer dauerhaften Verbindung – was würde Hera dazu sagen – und setzt den Schlusspunkt. Merkur fährt den Sonnenwagen vor und die beiden windigen Trabanten kehren zurück zum Olymp. Alkmene kann sich ihrem Amphitryon nun wieder uneingeschränkt widmen und ist ihm bis Lebensende treu ergeben.
Anmerkung:
Der Vertonung von Ermano Wolf-Ferrari unter dem Titel „Der Kuckuck von Theben“ stellt Giselher Klebe, sein musikaliscbes Prinzip der Zwölftonmusik gegenüber. Ein gewaltiger Orchesterapparat verleiht der Oper das erforderliche Schwergewicht, wie es der Kleistschen Nachdichtung durch den Komponisten zukommt.
Die Uraufführung von 1961 in Berlin in der Besetzung mit Thomas Stewart und Evelyn Lear, dirigiert von Heinrich Hollreiser, wartet noch darauf, auf Tonträger übernommen zu werden.
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musirony 2011 – Engelbert Hellen