Schöne Oper – selten gehört
Kaiserin Maria Theresia
Christoph Willibald Gluck (1714-1787)
Le Cinesi
Die Chinesinnen - The Chinese Girls - Les Chinoises
Opernserenade in einem Akt
Libretto von Pietro Metastasio
italienisch gesungen
entstanden 1735 in Wien
Uraufführung der endgültigen Version am 24. Sept. 1754 in Wien
Charaktere:
Sivene (Sopran)
Lisinga (Alt)
Tangia (Alt)
Silango (Tenor)
Chr. W. Gluck
Dokumentation
LABEL Orfeo, Einspielung 1989
vom Münchner Rundfunkorchester unter Lamberto Gardelli
HANDLUNG
Ihre Vorliebe für das Zeitalter des Rokoko haben drei gebildete junge Chinesinnen entdeckt. Sie stellen Überlegungen an, wie sie sich die Langeweile vertreiben könnten. Teetrinken alein befriedigt nicht und Lisigna, die Gastgeberin, schlägt vor, die Kunst des Theatterspielens zu erproben.
Jede möge nach eigener Wahl eine kleine dramatische Szene spielen. Kostüme und Requisiten stehen nicht zur Verfügung; man kann statt dessen seine Fantasie spielen lassen
Lisinga wählt für sich einen Stoff aus der griechischen Antike. Hektors Gattin Andromache hat es ihr angetan. Pyrrhus hat in der Schlacht vor Troja gesiegt und beansprucht Andromache als Kriegsbeute. Gibt sie sich nicht gefügig, muss ihr Söhnchen Astyanax sterben.
Schweren Herzens beschließt die Troerin ihr Kind selbst zu töten und Hektor die Treue zu halten. Mit diesem Entschluss kann sie Pyrrhus ärgern, indem sie ihn seinen unerfüllten Wünschen überlässt.
Sivene geht weniger drastisch vor und hält sich an die zeitgemäßen Schäferspiele. In der Hirtenszene erteilt sie ihrem schwärmerischen Anbeter eine Abfuhr und legt ihm nahe, weniger aufdringlich zu sein.
Tangia findet die Darbietung zu nichtssagend und möchte sich an einer Komödie versuchen. Sie ahmt einen jungen Mann nach, der sich für unwiderstehlich hält.
Damit kommt jede Gattung zu ihrem Recht: Die Tragödie, das Schäferspiel und die Komödie. Vorzüge und Nachteile der Stücke werden zur Diskussion gestellt. In der Tragödie herrsche übertriebenes Pathos, im zweiten Stück komme Langeweile auf, während die dritte Darbietung, in der ein Angeber verspottet wird - auch verletzen könnte.
Also bleibt den drei Chinesinnen nichts anderes übrig, als nach einer anderen Art von Unterhaltung Ausschau zu halten. Es bietet sich das Ballett an. In der Verbindung von Tanz und Musik finden alle Zufriedenheit und Glück.
Die Partie des Silango fehlte in der Komposition ursprünglich und wurde erst in späterer Zeit hinzugefügt. Es handelt sich um den Bruder Lisingas, der eben erst von einer Europa-Reise nach China zurückgekehrt war.
Anmerkung
In der späteren Version lernte auch Kaiserrin Maria Theresia Glucks Frühwerk kennen.
***
2014 Musirony – Engelbert Hellen