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Schöne Oper - kaum bekannt



 

Ignaz Brüll [1846-1907]

Gringoire


Oper in einem Akt 

op. 66

deutsch gesungen

Libretto von Victor Leon
nach dem gleichnamigen Schauspiel von Ch. Banville

Uraufführung am 19. März 1892 am Hoftheater München

   Dauer: ca. 70min  

Charaktere:
Ludwig der XI. - König von Frankreich
Olivier-le-Daim – sein Leibbarbier
Simon Fourniez – ein Kaufmann
Lohse – seine Tochter
Nicole – seine Schwester
Pierre Gringoire – Straßensänger 
Gesinde des Königs, Jäger

Die Handlung spielt in Tours 1469 im Hause Fourniez

 

 


HANDLUNG   

Auf der Straße vernimmt man ein Lied – es ist Gringoire, ein armer Sänger, der davon lebt, dass Passanten ihm ein paar Münzen hinwerfen. Er ist für seine geschliffenen Verse und sein satirisches Gespür durchaus bekannt. 

Meister Fourniez hört das Lied durch das geöffnete Fenster und wird durch die Musik beseelt, außerdem beseelt ihn ein Brief an seine Tochter Lohse, welchen gerade von der Post herein gebracht wurde. Lohse wird gerufen und soll den Brief lesen. Er ist von Olivier, dem Hofbarbier des Königs. Nach einer langen Vorrede und dem Hinweis, dass der König und er aufgrund einer Jagd bei Tours bei Fourniez Rast machen werden, kommt Olivier zum Kernpunkt des Briefes: Er bittet um die Hand von Lohse anhalten zu dürfen. Das Mädchen lehnt ab und verschwindet. 

Der Vater ist ziemlich entsetzt, da Olivier eben ein Günstling des Königs ist und man sich es mit solcherlei Leuten besser nicht verscherzt. Das Entsetzen steigert sich noch, als er erfährt, dass der Barbier schon auf dem Weg und ganz in der Nähe seines Hauses ist. Was soll er dem ausgeschlagenen Bräutigam erzählen und wie?!

Der Barbier steht in kecker Pose im Türrahmen, sicher, dass Lohse schon im Brautkleid verpackt und mitnahmebereit ist. Er bekommt jedoch zu hören, dass die Angebetete den Brief noch nicht gelesen habe. Das stört den Kavalier wenig – er könne einfach persönlich zu ihr gehen und sie fragen. Doch bevor es soweit kommt, hört auch er das Lied von der Straße. Als er erfährt, dass es Gringoire ist, gerät er in Rage. Der Sänger habe gegen alles und jeden ein böses Lied in petto – auch eines, dass sich auf ihn bezieht: 

Glaubt Ihr, daß der König
Selber sich barbiert? 
Nein, es ist der Teufel, 
Der ihn und uns rasiert“ 

Und noch schlimmer: Auch an dem König selbst lasse Gringoire wenig Gutes. Als er die Strophe eines Schmähliedes intoniert, unterbricht Fourniez, welchem das Lied wohl bekannt ist. Olivier ist sicher, dass der Dichter dieser Verse früher oder später am Strick hängt. 



Der König tritt ins Haus und begrüßt Fourniez aufs beste – in früheren Jahren, als er noch nicht den Thron bestiegen hatte, verband die beiden eine große Freundschaft und oft nächtigte er im Hause das Kaufmanns. Die Zeit verging, die Freundschaft blieb und so lässt sich der König ab und an eben bei dem Alten blicken. Außerdem will er seinen Freund zum Gesandten von Flandern machen. Der ist hocherfreut, lehnt aber ab, da er sich um Lohse sorgt, die immer noch keinen Mann hat, der auf sie achten würde. Als Olivier sich hervorspielt und sich erneut als Bräutigam anbietet, spricht Fourniez ein offenes Wort und erwähnt den Korb. Der König gibt sich amüsiert: 

Ich condolire Dir, mein guter Olivier, 
Das Mädchen hat Geschmack, so wie ich seh'!“

Als Pate des Kindes, lässt er Lohse zu sich kommen und wünscht, dass sie sich bald vermählt. Sie erklärt, warum sie sich noch nicht binden kann oder besser „will“. Ihre Mutter sei in jungen Jahren von Zigeunern entführt und durch die ganze Welt geführt worden. Diese Abenteuerlust sei auch ihr ins Blut übergegangen und sie habe kein Interesse sich mit einem Mann einen Stein ans Bein zu binden. Die Liebe hat sie außerdem einfach noch nicht gepackt. Sie glaubt, sie könne nur einen Mann lieben:  

Mir ist's als liebt' ich einen Mann, 
Der hohen Sinn's erglühet,  
An Kampfmuth reich, 
Dem Krieger gleich! …  
In dessen Herz erblühet 

Die Sanftmuth weich, 
Dem Weibe gleich! …
Der Elend mir oft dünket,
Verlassen, arm 
In bitt'rem Harm …
Dem meine Kraft 
Erst Leben schafft!  

Dem Vater reißt der Geduldsfaden und er bittet dem König, seiner Tochter zu befehlen sich zu vermählen. Sie brächte ihn noch um seinen neuen Posten. Der König winkt ab und meint, dass man niemanden zu seinem Glück zwingen kann. Es müsse halt der Rechte gefunden werden. Da hört man schon wieder Gringoires Gesang. Der König erkundigt sich nach ihm und Olivier berichtet alle pikanten Details über seine lästerlichen Verse. 

Er wird in das Haus geholt und vom König, welchen er nicht erkennt, gebeten, sich an der festlich gedeckten Tafel zu bedienen. Olivier verlangt, dass man zunächst als Gegenleistung für das Essen ein Lied hören wolle und zwar, das „Lied von den Gehenkten“. Entsetzen unter allen Anwesenden. Fourniez und Nicole ahnen, dass Olivier den armen Sänger gerne am Galgen sähe. Gringoire streitet die Autorschaft zunächst ab, beginnt dann aber doch, angesichts der üppig gedeckten Tafel zu singen. Das Lied hat König Ludwigs Garten zum Thema, in welchem sich die Galgen säumen. Am Ende macht sich betretenes Schweigen breit. Allein der König lobt die Gelungenheit der Verse und gibt sich als Monarch zu erkennen. 

Alle erwarten dennoch den Urteilsspruch, der König spielt auch etwas mit und erlaubt dem Sänger seine Henkersmahlzeit einzunehmen. Olivier soll ihm, da er ihn verraten hat, den Wein einschenken. Sehnsuchtsvoll singt Gringoire ein weiteres Lied in welchem schließlich von der Frau seiner Träume die Rede ist, die er als letzten Wunsch noch einmal sehen möchte. Schnell erkennt der König, dass es sich um sein Patenkind Lohse handelt. Er plant Olivier nun völlig zu blamieren und lässt Lohse herbringen. Solle Gringoire es binnen einer Stunde schaffen, das Herz der ihm vorgeführten Unbekannten zu gewinnen und zur Ehe zu bewegen, gehöre das Leben ihm.

Der Prüfling erkundigt sich schon einmal vorab über die Frau. Sie sei schön, reich, ehrbar und aus bestem Hause. Langsam keimen Zweifel in Gringoire, ob er, ein armer, unbedeutender und hässlicher Mann wie er eine so perfekte Frau für sich gewinnen kann.  

Lohse wird hereingeführt und Gringoire glaubt seinen Augen nicht. Allein gelassen mit Lohse beginnt er nur sehr schüchtern zu reden. Aber nach und nach Gerät er in poetische Schwärmerei, über einen Mann, der scheinbar genau die Eigenschaften in sich vereint, die Lohse stets von einem Gatten sich träumte. Nach einer Stunde platzt Olivier herein und kann es kaum erwarten, den Sänger abzuführen. Lohse versucht vergeblich den Namen des Besungenen von Gringoire zu erfahren. Der König schreitet ein und fragt Lohse, ob sie den von ihm erwählten Gatten heiraten möchte. Sie lehnt ab, da sie gar nicht wisse, welcher dieser sei. 

Der König ist beeindruckt, dass Gringoire in der brisanten Situation ihr noch keinen Antrag gemacht und auch nicht von dem ihm drohenden Schicksal berichtet hat, sollte er ihre Hand nicht gewinnen. Er enttarnt das Spiel und Lohse willigt sofort ein, Gringoire zu heiraten. Der Vater ist auch einverstanden und wird zum Gesandten ernannt. Olivier ist bis auf die Knochen blamiert und alle singen ein Hoch auf den edelmütigen König Ludwig XI.. 

© 2011 – Raphael Lübbers

 

 

 

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