Schöne Oper - Gern gehört
Richard Strauss [1864-1949]
Die Liebe der Danae
The love of Danae
Heitere Mythologie in drei Akten
deutsch gesungen
Libretto von Joseph Gregor
Uraufführung am 14. August 1952 im Alten Festspielhaus Salzburg
Charaktere:
Jupiter, erster Spitzbube (Bariton)
Merkur, zweiter Spitzbube (Tenor)
Danae, Tochter des Pollux (Sopran)
Midas, ein Eseltreiber, in anderer Identität als Chrysopher (Tenor)
Xanthe, Danaes Amme
Pollux, König von Eos
Zwei Neffen des Königs
Vier weitere Könige
Vier Konkubinen: Semele, Europa, Alkmene, Leda
und weitere
Goldregen (Aufnahmeort LaRéunion)
Dokumentation:
Label: ORFEO, Einspielung erst 1992
Wiener Philharmoniker unter Clemens Kraus
Chor der Wiener Staatsoper
Solisten: Kupper – Gostič – Traxel – Schöffler – u.a.
HANDLUNG
Erster Akt:
König Pollux ist seit jeher ein Freund des Luxus und hat sich nun völlig übernommen. Seine Gläubiger machen Randale und verzweifelt versucht der bankrotte König sie damit zu besänftigen, dass seine Neffen als Brautwerber auf dem Weg zu dem unwahrscheinlich reichen König Midas sind, um ihn für die Hochzeit mit Pollux' Tochter Danae zu begeistern.
Das schöne Kind träumt derweil von Jupiter, der sich ausgedacht hat, ihr als Goldregen in den Schoß zu fallen. Der Verschlagene wünscht sich insgeheim aber, dass Danae den Midas als Gatten akzeptiert, da er plant, in dessen Gestalt und unbeobachtet von seiner rachsüchtigen Gemahlin Juno, mit der Tochter des Pollux anzubandeln. Schwärmerisch berichtet das Mädchen ihrer Amme Xanthe von dem erotikgeladenen Traum und plant nur jemanden zu ehelichen, der sie so stark beeindruckt wie ihr Traumbild und ihre Fantasie sich das vorstellt. Er soll nicht nur Gold besitzen, sondern auch verstehen, mit den Freuden der Liebe umzugehen.
Die königlichen Neffen kehren mit ihren attraktiven Frauen Semele, Alkmene, Europa und Leda, alles Konkubinen, die einst von Jupiter beglückt und dann abgelegt wurden, von der Brautwerbung zurück und bringen als Zeichen von Midas' Einverständnis einen von ihm vergoldeten Ast als Geschenk. Midas ging vor einiger Zeit mit Jupiter einen Pakt ein, demzufolge er dem Göttervater anbot, ihm seine Gestalt für die Eroberung Danaes zu leihen. Dafür erhielt dieser die Fähigkeit, alle berührten Dinge zu purem Gold erstarren zu lassen. Die Gläubiger sind mehr als zufrieden und es kommt zu einem orgiastischen Goldrausch, in welchem man die Ankunft des Goldkönigs erwartet.
Als seine goldene Barke vor Anker geht, ist die Enttäuschung groß, denn sie trägt lediglich Midas' Boten Chrysopher. Aber in Wahrheit handelt es sich schon um Midas selbst, der jedoch aufgrund seiner Vereinbarung mit Jupiter in seiner eigenen Identität nicht erscheinen darf, um die Keuschheit Danaes für den Göttervater sicherzustellen. Ihrer körperlichen Annäherung muss Midas leider entsagen.
Die Begehrenswerte verfällt dem Ankömmling sofort und auch als verkleideter Midas entwickelt er blitzschnell eine unbändige Liebe. Während die Liaison mit König Midas unstet sein werde, bleibe das Herzfeuer seines Dieners Chrysopher Prinzessin Danae auf ewig erhalten, so argumentiert der attraktive Fremdling. Er überreicht der Angebeteten ein Kleid aus purem Gold als erstes Brautgeschenk.
Jupiter wird von falschem Ehrgeiz geplagt. Er neidet dem Chrysopher seinen Erfolg und verlässt im Hafen das Schiff in aufpolierter Herrlichkeit. Von soviel Glanz geblendet, fällt Danae in Ohnmacht und Jupiter merkt sich den Spruch, dass „weniger oftmals mehr“ sein kann.
Zweiter Akt:
Das Bett ist gemacht für die Hochzeitsnacht! Die ehemaligen Geliebten des Gottes, jetzt die Gemahlinnen von Pollux' Neffen, haben den Blender durchschaut, denn sie kennen seine plumpe Taktik, da sie alle schon einmal von ihm mehr oder weniger freiwillig beglückt wurden. Dennoch keimt in ihnen Eifersucht, als sie bemerken, dass die Gefühle des Göttervaters zu Danae ziemlich intensiv sind.
Jupiter hingegen muss argwöhnisch entgegennehmen, dass Midas selbst in der Verkleidung des Chrysophers offenkundig jede Menge Eindruck schinden konnte. Von Eifersucht geplagt, erinnert sich Jupiter den einstigen Eseltreiber zornig daran dass Danae für ihn Tabu sei, er ihn bei Zuwiderhandeln wie eine heiße Kartoffel fallen lassen und ihn erneut in die bittere Armut zurückstoßen würde.
Zur Strafe wird er die Fähigkeit, Dinge in Gold verwandeln zu können, in einen Zwang umgewandelt. Alle Dinge, die Midas fortan berühre, sollen augenblicklich zu dem begehrten Edelmetall erstarren – Nahrungsmittel werden dabei automatisch ungenießbar. Jupiter verschwindet und Midas legt seine königliche Kleidung wieder an. Im Brautgemach sind er und Danae zum ersten mal miteinander allein. Beide gestehen sich ihre Liebe. Mehr und mehr gerät Midas in Verzückung und vergisst sein Rollenspiel völlig. Als Midas schließlich die Beherrschung verliert und sie küsst, verwandelt sich Danae in einem schönen Batzen goldgelb glänzender Materie.
Sich seines Sieges gewiss, fordert Jupiter die goldene Statue auf, sich entweder für den „Mann ihrer Träume“ oder einen armen Eseltreiber zu entscheiden. Danae hat das Intrigenspiel satt und bekennt sich zu ihren wirklichen Gefühlen. Der fatale Zauber wird durch wahre Liebe gebrochen und Blut fließt wieder durch Danaes Venen. Enttäuscht von der Wende des Schicksals verdammt der Göttervater das Paar grollend zu ewigem Menschendasein.
Enttäuscht ist auch König Pollux, den es schmerzt, dass der Goldregen nun endgültig aussetzt. Er hat sich die Hochzeit seiner Tochter mit einem reichen König vorgestellt, aber nicht mit einem Eseltreiber. Nun steht er vor dem Ruin und eine große Zahl von Gläubigern bevölkert turnusmäßig die Vorhalle.
Dritter Akt:
Danae und Midas erwachen aus ihren Träumen und finden sich als einfache, arme Menschen in einer Wüste wieder. Midas klärt seine Braut über seinem Pakt mit Jupiter auf und beide ziehen, ihrem Schicksal gehorchend, auf der Suche nach neuem Glück weiter.
Merkur besucht den Göttervater, der ziemlich deprimiert und wütend vor sich hinbrütet, weil er seine Niederlage noch nicht verkraftet hat. Genährt wird sein Ärger noch durch die Unbotmäßigkeit seines Gefährten, der dem Olymp von dem Vorfall eingehend berichtete. Über das gescheiterte Liebesabenteuer amüsiert sich die verkommene olympische Gesellschaft ausgesprochen gut. Die vier Königinnen kommen, um den Verlierer scheinheilig zu trösten und im Bedarfsfall körperliche Nähe zu spenden. Desinteressiert versucht der Verschaukelte das Quartett loszuwerden. Von Merkur angestiftet startet er einen zweiten Versuch, Danae, die er nicht vergessen kann, erneut für sich einzunehmen. Doch diese lässt sich auf zweifelhafte göttliche Gunst nicht mehr ein. Diplomatisch trennt sie sich in gegenseitigem Einverständnis von ihm und sieht voller freudiger Erwartung der Heimkehr des Gatten entgegen.
© 2012 – Raphael Lübbers