Schöne Oper - selten gehört
Burgos
Peter Cornelius [1824-1974]
Der CID
Lyrisches Drama in drei Aufzügen
Libretto vom Komponisten
nach der Vorlage von Guillén de Castro und Victor Aymé Huber
Uraufführung am 21. Mai 1865 am Hoftheater Weimar
Charaktere:
Ruy Diaz Graf von Vibar, genannt: El Cid (Tenor)
Chimene, Gräfin von Lozan, dem Cid emotional verbunden (Sopran)
Fernando, König von Kastillien (Tenor)
Luyn Calvo, Bischof (Bass)
Alvar Fanez, ein kaiserlicher Ritter (Tenor)
Ein Herold (Bass)
und weitere
Das Geschehen spielt im elften Jahrhundert in Burgos / Kastillien
Peter Cornelius
Dokumentation:
Label: Koch/Schwann 1996
Einspielung 1993 in Berlin
Rundfunk-SO. Berlin,
Dirigent: Gustav Kuhn
Solisten: Ottenthal – Schunk – Wottrich – Dohmen – Ronnie Johansen
HANDLUNG
Erster Akt
Ouvertüre
Erste Szene:
Als einen Hort des Ruhms, als Wahrer des Rechts und als Schild des christlichen Glaubens lobt der Opernchor König Fernando von Kastilien. Seinen Anordnungen schafft Ruy Diaz, der Graf von Vibar, kraft seiner Tapferkeit und seiner enormen körperlichen Präsens den erforderlichen Respekt. Deswegen nennen ihn die Mauren, mit denen er sich kriegerisch anlegt, auch respektvoll „El Cid". In schöne Verse gekleidet klingt das so:
„ Fernandos Zepter waltet treu
zu Volkes Heil, zu Feindes Scheu!
Ruy Diaz führt der Tapfern Schar,
der Held Ruy Diaz von Vibar.
Fernand gebeut's und Schlachtruf gellt,
es steigt das Kreuz, der Halbmond fällt;
es stöhnt im Staub der Maure: Weh,
zum Flammenraub wird die Moschee ...“
Die Ausübung der königlichen Gewalt umfasst bei kapitalen Anlässen auch die Gerichtsbarkeit. Edle, Bürger und Bauern dürfen der Verhandlung beiwohnen, die besonders spannend sind, wenn edle Frauen klagen und hohe Ritter die Straftäter sind. Die Urteilsfindung wird häufig der göttlichen Gerechtigkeit überlassen, indem die Parteien einen Waffengang austragen. Ein edler Ritter findet sich immer, der für die Dame seines Herzens eintritt. Er hofft, dass Gottes Allmacht und Gerechtigkeit, sein Defizit an sportlicher Qualität ausgleicht, damit seine große Klappe der Dame seines Herzens den erforderlichen Nutzen bringt. Das Recht liegt immer auf der Seite des Gewinners, denn die göttliche Allwissenheit trifft keine Fehlentscheidungen.
Mit Pomp und Trompetengeschmetter werden Ritter und Dame, die einen Streit miteinander auszutragen haben, angekündigt. Im anstehenden Fall tritt die Gräfin von Lozan als Klägerin auf. Sie behauptet, dass der Graf von Vibar ihren Vater umgebracht habe. Der Herold formuliert:
„Mein König, Lozans edle Gräfin naht,
dich anzuflehen um Gerechtigkeit!
Ruy Diaz zu verklagen schwerer Tat,
der ihr den Vater schlug im Ehrenstreit.“
Zweite Szene:
TRAUERMARSCH
Die Klägerin beginnt ihren Vortrag mit einer vertrauensbildenden Maßnahme, indem sie den König fragt, ob er sich noch an sie erinnere wie sie als Kinder Ringelreigen getanzt haben, als er im Hause ihres Vaters zu Gast weilte. „Chimene sei gegrüßt!“ Jetzt sei sie dem Kindesalter entrückt und aus ihr sei ein lauter Racheschrei geworden, denn ihr Vater wurde ermordet. „Wer ist es gewesen?“ Chimene erklärt, dass Ruy Diaz die Tat beging und sie nun vom König erwarte, dass er ihr die Rache nicht versage. Der Herold setzt seine Rede fort: „König, es tritt mit seiner Mannen Schar vor dein Gericht Ruy Diaz von Vibar.
Dritte Szene:
Vier Protagonisten drücken ihre Empfindungen aus: folgerichtig vergeht Chimene vor Qual. Der König bemüht sich um Zuspruch und ersucht den Himmel um einen Strahl milden Trostes, der sich in die vor Schmerz bebende Brust Chimenes versenken soll. Alvar Fanez sieht El Cids Ruhmesstern welk werden, weil die Unschuld einer edlen Dame Klage gegen ihn erhebe. Er provoziert:
„Kühn soll dich Starken dieser Arm bekriegen!
Chimenes Recht verleihe Kraft zur Tat!
Chimenes Rächer wird im Kampf siegen,
Ruy Diaz, Stolzer, die Vergeltung naht.
Das Volk bringt Alvar Fanez nicht auf seine Seite, denn El Cid verfügt doch über eine gewaltiges Charisma, gegen welches der Herausforderer nicht ankommt. Daran ändert auch Chimenes hasserfüllter Ausbruch nichts. Er soll nicht säumig herumstehen und zu Boden schauen. Sie selbst will das Opfer sein, dass sich seinem Schwert bietet. Mit wuchtigem Hieb hat er des Baumes laubbewachsene Krone gefällt. Jetzt soll er auch noch die Blüte in den Staub treten. Sie nennt ihn einen Feigling, der an einem Greis einen Mord verübte. Die Hasserfüllte schlägt ein Tauschgeschäft vor. Sie gibt ihm ihren Fluch und er soll sie dafür töten.
Ruy Diaz findet keine passende Antwort auf diesen Ton, doch dem Thron sei er eine Erklärung schuldig. Um ihn zu bestrafen, tötete er Lozans Graf, der seinem Haus die Ehre raubte, denn der Genannte hatte dem greisen Haupt seines Vaters mit bübisch tollem Schlag eine geschmiert. Der Unbesonnene hat damit seine Ehre geschmäht und musste dafür büßen. Wie könnte er sich noch seinem König nähern, wenn er sich passiv verhalten hätte?
Ruy Diaz wirft seinen Fehdehandschuh hin und Alvar Fanez hebt ihn auf, um für die Rechte von Chimene Gomez zu kämpfen. Die beiden Ritter verhalten sich zuvorkommend, machen sich Komplimente und bezeugen sich ihre gegenseitige Wertschätzung. „Lass König nach kastilischem Recht den Streit uns enden im Gefecht!“
Vierte Szene:
Die Sache ist nicht hoffnungslos, denn er Bischof kommt unvermittelt zu Besuch und vermittelt im Rechtsstreit. Luyn Calvo gibt sich informiert und schüttelt die besänftigenden Sprüche sofort aus dem Talar:
„O haltet ein!
Lasst Gottes Wort hier Richter sein!
Ruy Diaz! Schwer ist deine Schuld,
in Blut hast du dein Schwert getränkt!
Doch ehrt uns höchster Liebe Huld:
Vergib dem Feinde, der dich kränkt.
Dies Wort ist mächtig über dir,
und hättest du Simsons Kraft und Mut,
der Ehre Opfer liegt im Blut.
Lass ruhn dein Schwert. Frieden mit dir.
Ruy Diaz ist mit der Situation eigentlich ganz zufrieden. So wie sein Rittertum es fordert, hat er seine Pflicht erfüllt. Die Schmach seines Hauses ist getilgt und der Vater ist vom Makel frei. Aber der Unschuld Schmerzensschrei wird ihm durch alle Zeiten nachtönen. Blut ist jetzt genug geflossen, jetzt ist die Reue an der Reihe. Ruy Diaz soll dem Bischof sein Schwert geben. Mein Leben nimm, doch meine Wehr, mein Schwert Tinzona, nimmermehr.“ Doch der kühne Held lässt sich vom Bischof bereden, obwohl er vom Ritterchor genügend Verstärkung erhält. Er berichtet vom ruhmreichen Weg der Wanderschaft der kostbaren Waffe. Als Entschädigung für den Verlust des Vaters macht er den Wertgegenstand Chimene zum Geschenk, die gierig danach greift. Doch der Opernbesucher sei beruhigt. Die Klägerin darf die Waffe, mit der sie nichts anfangen kann, auch nicht behalten, denn Sachzwänge fordern ihr Recht.
Fünfte Szene:
Nacheinander schwingen sich drei Boten vom schaumbedeckten Ross und melden, dass die feindlichen Mauren auf dem Vormarsch seien.
„Der König rette, der Maure naht,
zur Trümmerstätte ward Belforad,
und Maurenheere
wie Sand am Meere.
Überall
des Feindes Schwall.
O König wehre,
Kastiliens Ehre
rette vorm Fall!“
Der Opernchor kommentiert die schlimmen Nachrichten. Jetzt kann nur noch einer helfen und das ist der Campeador Ruy Diaz. Er soll ein Heer rüsten, den Speer heben, das Schwert schwingen und das Volk ins Feld führen. Chimene soll den Ruf des Volkes hören und das Schwert wieder herausrücken, denn Kastilien ist in Gefahr. Wenn Kastilien weint, schweigt ihr Herz. Ihr Leid gibt sie in Gottes Hand und ihre Gebete weiht sie dem Vaterland. So ist es brav, Chimene
Sechste Szene:
Die edle Dame soll nicht traurig sein, denn Ruy Diaz wird versuchen, im Kampf gegen den Feind seinen Tod zu finden, damit sie ihre Rache hat und Ruhe gibt. Chimene legt die kostbare Waffe auf die Stufen des Throns. Aus des Königs Hand wird El Cid seine Waffe, frisch geweiht, erneut in Empfang nehmen, um damit Tod und Verderben über die Heiden zu bringen.
Der Freiheit Glut, du heilige Flamme, zum Himmel lodernd, brich hervor
Zweiter Akt
Erste Szene:
Die Dämmerung senkt ihre Schleier und die Hofdamen raten Chimene, ihren Schmerz darin einzuwickeln, falls sie noch nicht schlafen kann. Wenn der Gram es ihr schwer macht, Ruhe zu finden, soll sie es trotzdem zulassen, dass sich Friede auf ihr Herz senkt.
Zweite Szene:
Chimene bittet ihre Damen, sie nicht allein zu lassen, denn Einsamkeit sei Tod. Dabei ist sie gar nicht einsam, denn geheime Stimmen lispeln sie an und wiegen ihr Herz in süße Träume. Holde Stille und lieblich linde Luft umfängt sie wie mit weichen Armen. Doch dann wechselt die Stimmung und Chimene erinnert sich, dass der Mörder einen grausamen Stahl zückte, um den Vater niederzustechen. War das wirklich so - oder belügt sie ihr Herz? Sie sieht den Mörder vor sich. Die Brust trägt ein Panzerhemd und die blonden Locken quellen unter seinem Helm hervor - so reitet er in die Schlacht. Er wird siegen, denn die heranschwirrenden Pfeile treffen ihre Brust, nicht seine - doch die Wunde ist nicht tödlich. Sie hört Stimmen, die künden, dass Ruy Diaz lebt. Schade um den Vater, sein Mörder hat Bewegungsfreiheit - das ist doch kein Zustand. Zu Gott, zu Gott! Nur das Gebet kann sie aus dem Dilemma ihrer Träume retten.
Ein Betstuhl gehört zur Wohnungseinrichtung. „Wo ich gefehlt, sieh, wie ich büßend bebe! Vergib die Schuld, wie ich dem Feinde vergebe!“ Aber ganz sicher ist Chimene sich nicht, ob sie auch meint, was sie betet, und schiebt einen Monolog nach:
„Vergeben kann ich nicht den Mord,
der Ruf nach Rache töne fort,
vernichte mich in deinem Zorn
o Gott, dass deiner Gnade Born
dies Herz verschmäht,
doch muss ich fliehen dein Gebet.
Zum letzten Mal hör noch die Lippe,
die dich fleht.
Lass in dem Kampfe mich besteh'n!
Erlöse mich! Lass mich vergeh'n!“
Dritte Szene:
Alvar Fanez weilt bei Chimene zu Besuch und ertattet Bericht vom Ablauf der Kämpfe. Die Trompeten haben alle männlichen Untertanen herbeigerufen, die Waffen schwingen können. Eine stolze Heeresmacht umringt Kastiliens Banner. Ruy Diaz eilt zwar zu Kampf und Sieg, aber noch ist nicht aller Tage Abend, denn die Rache folgt im Sturmesflug. Das Herz hat es Alvar Fanez zerrissen, als er Chimenes Klageruf hörte und ihre Tränenflut gewahr wurde. Das Schwert, welches er in der Hand hält, wird er in das Blut des Feindes tauchen, sobald der Zeitpunkt gekommen ist.
Neue Rachegelüste werden in Chimene geweckt. Vom Blut gerötet soll Alvar Fanez den Rachestahl zurückbringen und ihn ihr zeigen, erst dann hat alle Not ein Ende. Ihrer Ehre wird sie treu bleiben und des Feindes Tod soll ihr Gebet sein. Im Siegesstrahl wollen sich die beiden Verschworenen wiedersehen.
Vierte Szene:
Fanez geht und Calvo kommt, begleitet von zwei Fackelträgern. Das gezückte Schwert, welches Rache droht, hat er noch gesehen. Ach, der Bischof soll sich beruhigen. Er weiß gar nicht, dass im Hasskrampf auch ein süßer Hauch des Friedens weht. Bis jetzt hat Chimene noch keine Ahnung wie das friedlose Herz alles überstehen wird. Ein paar fromme Sprüche des Bischofs nimmt sie als Trost entgegen. „Selig, die da tragen Leid!“ Darf er dafür ein Wort des Friedens mit auf den Heimweg nehmen? Warum nicht?
Fünfte Szene:
Während Chimene den Bischof am Portal verabschiedet, schleicht sich Ruy Diaz unbemerkt ins Haus. Seine pompöse Rüstung, die er angezogen hat, um Eindruck zu schinden, verdeckt ein wallender grauer Mantel. Er muss sich selbst Rechenschaft ablegen, weshalb er überhaupt gekommen ist. Von welchem Wahn wurde er erfasst, dass er seine Schritte hierher lenkte? War es des Toten Stimme, die ihn an den Platz schlimmer Untat zurückrief? Die Luft hier ist von Tränen schwer und voller Seufzer. Todessehnsucht schmeichelt ihm, doch dann flüstert eine andere Stimme: Bleib am Leben und liebe.
Der Mond wirft einen Lichtstrahl durchs Fenster und Chimene kommt zurück. Die heilige Nacht ist ihre traute Schwester, sie trägt genau wie sie ein dunkles Kleid. Erschrocken vernimmt sie ihren Namen. Er klang sehr grabesdumpf. Schwebt dort nicht ein Schatten durch den Raum? Öffnen sich etwa die Gräber und schicken ihre Geister nach oben? Hat der Allmächtige auch seine Erlaubnis gegeben? Vielleicht ist es der zürnende Vater, der sie umkreist, weil sein blutendes Herz noch immer auf die ausstehende Rache warten muss. Wenn es ihm erlaubt ist zu sprechen, soll er es tun – ein Hauch genügt schon.
Ruy Diaz lässt seinen Mantel fallen, präsentiert sich in vollem Körperumfang und klimpert mit seinem Ringeltrikot. Chimene reagiert hysterisch, eine Regung, die der ungebetene Besucher sich hätte denken können. Hat er das Opfer vergessen, welches hier an dieser Stelle blutend auf den Boden fiel. Er soll abhauen, ihr graut vor ihm! Überquellend vor Emotionen führt Chimene ihm ihren Wortschatz vor. Ruy Diaz denkt praktisch und gibt sich unterwürfig. Sie soll etwas Nettes zu ihm sagen. Falls sie dazu nicht geneigt ist, wird er wieder entschweben. Zwischen den beiden entspinnt sich ein monströser Dialog der Annäherung, der ein konstruktives Ende nicht unbedingt ausschließt.
„O bange Fahrt auf dunklen Wellen
in eisig Weh gehüllt vom Schmerz,
vom Seufzerhauch die Segel schwellen!
Wohin? Wohin? Unheilbar wundes Herz?"
Sechste Szene:
Der Beleuchter schaltet die roten Scheinwerfer ein. Die Trompeten schmettern und der Feldherr zieht mit seinen Leuten in den Kampf. Verloren hat er noch nie, denn Sankt Jakob verleiht ihm seinen Schutz. Schlachtgesänge ertönen und der Cid bittet Chimene um ein Friedenswort. Sie verzeiht ihm die Bluttat am Vater, damit er unbelastet seine Leute führen kann. Jetzt muss sie sich etwas ausdenken, wie sie den ruhelosen Geist des Gemordeten versöhnen kann.
„O Campeador, ziehe aus,
die Heiden jage all nach Haus,
weit, weit über's Meer hinaus.
Sankt Jakob von Compostella
senk' sie bei Sturmesgraus
in Wogenbraus!
Sankt Jakob von Compostella!"
Dritter Akt:
Erste und zweite Szene:
Der König lobt die Leistung seines Feldherrn und der Bischof bestätigt, dass Gott es war, der ihm zum Sieg verholfen hat. Der Chor stellt fest, dass Kastilien jetzt frei ist. Der Halbmond ist gefallen, den das Kreuz überwand. Die Brüder sind gerettet und das Land entkettet.
Dritte Szene:
Drei Maurenkönige treten auf und erzählen von ihrem Missgeschick:
„O König, deine Macht,
dein Stern im Ruhmeskranz
hüllt unsrer Kronen Glanz
ins Dunkel tiefer Nacht.
Das Glück war uns nicht hold
dahin sind unsre Heere,
und Freiheit, Macht und Gold,
nur nicht die Ehre!
Denn ob der Sieg uns mied,
wir wichen nur dem Cid, dem Cid!
Sein Ruhm wird Feinden auch zur Zier
er sendet uns zu dir!"
Der geraubte Plunder an Geschirr, Schmuck und Wertsachen wird auf Beistelltischchen auf dem Teppich malerisch aufgebaut, um nachzuweisen, dass Raubzüge etwas einbringen, wenn man effizient vorgeht.
Aber weshalb kommt der Vielgelobte nicht selbst her, um ein paar Anekdoten vom Schlachtfeld zu erzählen. Missachtet er etwa den Thron und den König, der darauf sitzt? Keineswegs - er stand bei Alvar im Wort, um einen Zweikampf zu Gunsten Chimenes Ehre auszufechten. Chimene beklagt, dass sie jetzt die giftigen Blüten sieht aus der Saat, die sie selbst ausgestreut hat. Der Bischof bittet den König, dass er einmal hochschauen soll, denn Alvar naht.
Vierte Szene:
Alvar legt das Schwert, welches er gemäß Ritterwort in ihrem Dienst geschwungen hat, Chimene zu Füßen. Er hat doch nicht etwa dem lieben Ruy den Kopf abgeschlagen? Wie kommt es, dass der Schlachtenlenker dem Thron fern bleibt, während er selbst seinen Auftritt hat? Dem Helden, den er eigentlich hassen müsste, hat er einen Siegeskranz gewidmet und folgt damit dem allgemeinen Trend und denkt, dass er korrekt gehandelt habt. Vielleicht möchte Ruy die Geschichte selbst erzählen.
Fünfte Szene:
Da kommt er gerade. Der König springt erleichtert auf:
„Mein Cid so sei fortan genannt!
Des Feindes Preis, Kastiliens Lust!
Mein Held, zum Sieg von Gott gesandt,
o komm an deines Königs Brust.“
Der König macht dem Sieger ein paar Städte zum Geschenk, doch höheren Preis als Leh'n und Land hält Chimene für ihn bereit in ihrer Hand. Über die Gefahren, die ihm im Kampf drohten, weiß die Geliebte genau Bescheid, denn in ihren Träumen hat sie ihn auf Schritt und Tritt begleitet.
Der Opernbesucher möchte noch gern wissen, was aus Racheschwur und Zweikampf geworden sind - alles Asche!
***
2011 musirony – Engelbert Hellen