musirony - Baal (Part 2)
 

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Schöne Oper – kaum gehört

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Friedrich Cerha [geb. 1926]

Baal (Part 2)


 

Oper in zwei Teilen (zu 25 Bildern) 

deutsch gesungen

Libretto vom Komponisten nach Bert Brecht

Uraufführung am 7. August 1981 in Salzburg 

Dokumentation:

LABEL: Amadeo (Vinyl)
Salzburger Festspiele 1981
Wiener Philharnoniker unter Christoph von Dohnányi
Solisten: Theo Adam, Helmut Berger-Tuna, Martha Mödel, Marjana Lipovsek, Waldemar Kmentt u.a. 

Charaktere:

Baal
Ekart
Johannes
Emilie
Johanna
Sophie
Baals Mutter
Mjurk
ein Geistlicher
ein Polizist
und weitere

Die Handlung spielt in Deutschland in der Nachkriegszeit.
 



INHALTSANGABE

Erster Teil vorangegangenes Blatt


ZWEITER TEIL

Erstes Bild: BÄUME AM ABEND

Baal wird von der Polizei gesucht. Er sucht Schutz im Wald bei den Holzfällern. Diese betrauern einen Kameraden, der bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen ist und im Gras liegt. Er wurde von einem Baum erschlagen. Im Leben stand er wie eine Eiche. Er war nicht gleich tot, er litt noch. Ein guter Bursche war er, der Teddy. Früher hatte er irgendwo einen kleinen Laden. Das war seine Glanzzeit. Baal beugt sich über den Leichnam und flüstern, dass er jetzt seine Ruhe hat und sie ihre Unruhe haben. Beides ist gut. Der Himmel ist schwarz. Die Bäume zittern. Am Horizont blähen sich die Wolken auf. Man kann essen. Nach dem Schlaf wacht man auf. Er nicht! Es wird geblödelt: Baal kommt nicht daher, wo gearbeitet wird, bemerkt ein Holzfäller bissig. Baal lobt, dass Teddy fleißig und freigebig war, auch war er verträglich. Davon übrig bleibt als Tatsache, dass Teddy nicht mehr ist. Wo er wohl jetzt weilt? Baal zeigt auf ihn. Hier ist er! Was geschieht jetzt mit ihm? Er hat keinen der ihn will. Er war nur für sich allein auf der Welt.

Einer von den Holzfällern hat einen guten Einfall. Wie wäre es, wenn sie auf das Wohl von Teddy etwas trinken. Baal hält den Vorschlag für unsittlich. Quatsch, unsittlich! Aber was sollen sie denn trinken!Schnaps! Baal stimmt für den Antrag. Schnaps ist sittlich. Was für einen? Natürlich Teddys Schnaps. Baal findet es eine Schande. Und warum? Nun, es ist Teddys Eigentum. Das Fässchen darf nicht erbrochen werden. Teddy hat eine Frau und fünf arme Waisen. Man streitet über die Anzahl. Es seinen nur vier. Baal empört sich. Wollen sie etwa den armen Waisen den Schnaps ihres Vaters wegsaufen? Ein Holzfäller meint, dass Teddy überhaupt keine Familie hatte. Eine Familie hatte er nicht, aber Waisen. Aber der zweite Holzfäller überlegt, dass die Waisen Teddys Schnaps wohl nicht saufen werden. Gut aber es ist Teddys Eigentum. Die Kumpel werden ärgerlich, weil Baal nur schwatzt, aber keinen Verstand hat. Er muss verrückt sein, dass er keinen Schnaps will. Sie wollen ohne ihn zu Teddys Schnaps gehen.

Der Schnaps ist nicht mehr da. Das Fässchen Brandy lag immer unter Teddys Bett. Baal wird verdächtigt, das Fässchen schon ausgetrunken zu haben. Wo war der Leichenschänder, der Schweinehund, der Beschützer von Teddys armen Waisen? Nichts ist erwiesen, verteidigt sich Baal. Doch die Meute fällt über ihn her. Er faselt nur noch dummes Zeug. Sie sollen den Himmel über den Bäumen anschauen, der jetzt dunkel wird. Ist das nichts?

Zweites Bild: EBENE, HIMMEL, ABEND

Sophie beklagt sich, dass sie von Baal schlecht behandelt wird, nachdem sie von ihm schwanger ist. Sie kann nicht mehr weiter. Warum läuft er so? Sie hängt an seinem Hals wie ein Mühlstein und er spielt mit dem Gedanken, sie auf die Straße zu setzen. Ekart empört sich, dass er sie in ihrem Zustand allein lassen will; er bleibt jedenfalls bei ihr. Ach, das ist ja noch schöner, ihretwegen, will er sich von ihm verabschieden. Sophie sagt, dass sie nichts dafür kann, sie würde auch noch seinen Leichnam lieben. Baal will nicht wissen, was sie mit Ekart getrieben hat, als er im Knast saß. Hat er sie ihm nicht an den Hals geworfen? Er soll sein verfluchtes Maul halten, solange sie daneben steht.

Sie soll sich trollen und ihre dreckige Unterwäsche nicht in seine Tränen waschen. Ekart setzt sich zu Sophie und rät ihr, zu ihrer Mutter zurückzukehren. Doch sie fleht Baal an, dass er sie schlagen soll, wenn sie ihm zu langsam geht; So lange sie noch Füße hat, will sie versuchen sein Tempo mitzuhalten, aber er soll sie nicht davonjagen. Sie soll sich mit ihrem dicken Leib in den Fluss legen, denn jetzt hat er sie endgültig satt bis an den Hals. Jetzt wird Ekart rabiat: Wieso steht das verkommene Vieh überhaupt noch da? Ist es im Schnaps oder in der Lyrik ersoffen?

Aber wenn die Nacht kommt und es dunkel wird fürchtet Sophie sich. Angst braucht sie nicht zu haben, in ihrem Zustand tut ihr keiner was. Sie soll zu den Flößern gehen. Heute ist Sankt Johannis, und da sind sie besoffen. Baal zieht Ekart mit sich fort. Es wird dunkel und da müssen sie ein Nachtquartier haben. Im Gehölz gibt es Mulden, wo kein Wind hinweht. Er will ihm etwas über Tiere erzählen. Sophie steht allein im Dunkeln, schreit in äußerster Verzweiflung: Baal, Baal, Baal, Baal, Baal und stürzt dann hin.


Drittes Bild: SPITALSCHENKE

Die beiden Freunde treffen hier auf Bolleboll, Maja und Gougu. Es ist zweifelhaftes Gesindel und man führt eine bizarre Unterhaltung über Krankheiten wie Lungenspitzenkatarrh, Krebs und Magengeschwüre. Die Dialoge sind konfus und man gerät schnell in Streit miteinander. Zum Schluss bewirft man sich mit Tinkgläsern.

Viertes Bild: LAUBDICKICHT, FLUSS DAHINTER

Baal ist lyrisch zumute. Er sitzt im Laubwerk „Das Wasser ist warm, auf dem Sand liegt man wie Krebse. Dazu das Buschwerk und die weißen Wolken am Himmel.“ Er ruft nach Ekart und gibt eine Liebeserklärung von sich. Hat er die Wolken vorhin gesehen? Ja, sie seien schamlos. Vorhin ging ein Weib vorüber. Baal mag keine Weiber mehr.

Fünftes Bild: LANDSTRASSE, WEIDEN, MORGENDÄMMERUNG

Ekart schläft im Gras und Baal hält seine Gitarre und vertont „Das Lied vom ertrunkenen Mädchen “Als sie ertrunken war und hinunterschwamm von den Bächen in die größeren Flüsse schien der Opal des Himmels sehr wundersam, als ob er die Leiche begünstigen müsse.

Talg und Algen nisteten sich bei ihr ein,
so dass sie langsam viel schwerer ward;
kühl schwammen die Fische  an ihrem Bein..."

Man philosophiert miteinander: „Die großen Städte strecken ihre Gelenke über die alte Landschaft. Wir sind die letzten, die die ebene Fläche noch sehen. In neunundvierzig Jahren kannst du das Wort Wald ausstreichen. Der Mensch wird dann auch verschwinden.“ „Weil er kein Herz mehr hat“, ergänzt Ekart.

Sechstes Bild: JUNGE HASELSTRÄUCHER

Baal sitzt unter den Zweigen eines Haselstrauches, als eine junge Frau vorbeikommt und sich erkundigt, wo sein Freund sei. Er soll ihm sagen, dass sie hier war. Er lädt sie ein, sich neben ihn zu setzen, doch sie will lieber stehen. Er sagt, dass er in letzter Zeit zu viel Eier frisst und befürchtet, in die Zoologie zurückzufallen. Sie überhört die Bemerkung und sagt nur, dass sie seinen Freund liebt.

Er fragt, was sie ihn angehe, greift nach ihr, um sie an sich zu drücken. Sie reagiert heftig und bedeutet ihm, dass er sie nicht anlangen soll, denn er sei ihr zu schmutzig. Er fasst sie an die Kehle und fragt, ob das ihr Hals sei. Weiß sie auch, wie man Tauben oder Wildenten im Gebüsch still macht? Die Frau ist erschrocken und versucht sich loszureißen. Mutig sagt sie ihm unverblümt, dass er sie in Ruhe lassen soll. Sie fällt ja um, sie wollte wohl zwischen die Weiden gelegt werden. „Mann ist Mann“! er fällt über sie her. Sie zittern und bittet, dass er sie loslassen soll. Er schimpft sie eine „schamlose Wachtel“ und schleift sie ins Gebüsch.

Siebtes Bild: AHORN IM WALD

Ekart macht Baal Vorwürfe, dass er sich noch überfrisst und schließlich platzen wird. Den Knall möchte er noch erleben. Er hat ein Lied gemacht: Will er es hören? Es heißt „Der Tod im Wald.“ Es handelt von einem Mann, der im ewigen Wald starb, wo ihn der Wind umbrauste. Er starb wie ein Tier im Wurzelwerk verkrallt und starrte in die Wipfel. „Unnütz bist du und wild wie ein Tier. Eiter bist du, Dreck du, Lumpenhaufen. Sonne frisst du weg in ekler Gier. Hol der Teufel alle Sünden. Oh, trotz Hunger und Geschwür. Leben will ich, Eure Sonne schnaufen. „

Ekart unterbricht ihn. So weit ist es jetzt mit ihm gekommen. In der letzten Zeit hat er viel Lyrik gemacht. Uns er hat wohl schon lange kein Weib mehr gehabt.

Baal steht auf, streckt sich und schaut in die Wipfel des Ahorns die vom Wind bewegt werden und beginnt zu lachen, zuerst still, dann lauter, schließlich schallend, bis das Orchester einfällt. Ekart begreift, dass er das Mädchen getötet hat.

Achtes Bild: KAMMER VON BAALS MUTTER

Baal besucht seine Mutter und begründet sein Erscheinen, dass er sie wieder einmal sehen wollte. Er sieht sie groß und still an und erkundigt sich nach ihrem Befinden. Er klopft seine Sprüche, dass jetzt alles besser wird. Sie sei ganz zusammengefallen, als wolle sie sich absichtlich kleiner machen. Das ist auch kein Wunder in dem elenden Loch. Alles wird anders. Er verspricht es, denn jetzt will er endlich etwas tun.

Er kommt nicht ohne Erfolge. Nicht nur die Polizei weiß, wer er er ist. Damit ist es vorbei. Er arbeitet jetzt: Große Bücher wird er schreiben, das hatte sie wohl nicht erwartet. „Kind, wie geht es Dir?“ Sehr gut meint er, Sicherheit vortäuschend. Er wird ein ordentliches Haus kaufen mit einem Garten dazu. Und sie bekommt eine Magd. Sie lächelt still und als er den Kopf herunter auf die Decke beugt, fährt sie über sein Haar. Plötzlich sinkt sie zurück und ruft nach Luft. „Baal, Baal, hilf!“ Er nimmt sie ungeschickt auf den Arm und will sie zum Fenster tragen. Sie stirbt und er legt sie zurück auf das zerwühlte Bett. Baal ist erschüttert und er ruft ihr noch zu, dass in drei Wochen die Kirschblüten aufbrechen. Kleine Mutter, nennt er sie zum Abschied und dann geht er hinaus in die Abenddämmerung.

Neuntes Bild: IN DER BRANNTWEINSCHENKE

Die Gesellschaft trifft sich wie gewohnt in der Branntweinschenke. Vom Tod von Baals Mutter hat man vernommen und rechnet, dass er vorbeikommt, um sich Geld für die Beerdigung zu leihen. Der Wird ist ein anständiger Kerl und spendiert auch etwas für Getränke, besonders wenn die Leiche ein Mutter war. Horgauer fragt Johannes, ob ihm etwas weh tut und er sagt, dass es schade um ihn ist. Horgauer ist gegenteiliger Ansicht und meint, dass Baal mit der Zeit immer ekelhafter wurde Ekart nimmt ihn in Schutz; er nehme ihm nie irgendetwas übel, er sei wie ein Kind.

Baal kommt zur Tür herein. Was sei das hier für ein armseliges Loch geworden. Hier habe sich nichts verändert, nur er sei wie es scheint, feiner geworden. Johannes meint, hier sei es doch wirklich gemütlich. Er spendiert Baal einen Schnaps. Manchmal träume er schauerliches Zeug. Seine ertrunkene Freundin geht ihm durch den Kopf; sie war doch erst siebzehn. Der grüne Tang im Haar steht ihr nicht übel ein bisschen verquollen und weißlich schaut sie aus, gefüllt ist die mit stinkendem Flußtang, gefunden hat man sie noch nicht. Johannes ist geistig umnachtet, Horgauer aber auch. Was ist Fleisch? Es zerfällt wie Geist. Meine Herrn, er sei vollkommen besoffen, aber er habe Ahnung von einer höheren Welt. Sie sollen sich beugen und demütig sein und den alten Adam ablegen. Dann fällt er geräuschvoll vom Stuhl.

Plötzlich entschlossen greift Baal nach seiner Gitarre und zerschlägt damit die Lampe Er kommt nach vorn und kündet an, dass er einen musikalischen Vortag halten wird.

Von Sonne krank und ganz von Regen zerfressen,
geraubten Lorbeer im zerrauften Haar
hat er seine ganze Jugend, nur nicht ihre Träume vergessen,
lange das Dach, nie der Himmel, der drüber war.“

Baal unterbricht, greift sich an den Hals, als ob ihn etwas würgen würde. Seine Stimme sei nicht ganz glockenrein! Er stimmt seine Gitarre und Ekart ermuntert ihn, dass er weitersingen soll.

O ihr, die aus Himmel und Hölle vertrieben!
Ihr Mörder, denen viel Leid geschah!
Warum seid ihr nicht im Schoß eurer Mütter geblieben,
wo es stille war und man schlief und war da?“

Horgauer findet das Lied gut und stuft es bei der Romantik ein. Er zieht sich mühsam am Tischrand hoch und wird ärgerlich, weil er wegen der Dunkelheit sein Glas nicht finde. Es ist doch schön im Dunkeln. Mit dem Champagner im Leib und mit dem Heimweh ohne Erinnerung. Plötzlich pflaumt er Ekehart an, ob er sein Freund sei? Dieser bestätigt es, aber er solle weitersingen.

Schlendernd durch Höllen und gepeitscht durchs Paradies
still und grinsend, vergehenden Gesichts
träumt er gelegentlich von einer kleinen Wiese
mit blauer Himmel drüber und sonst nichts."

Ekart mit Luise auf dem Schoß, versucht ihren Arm von seinem Hals zu lösen, steht mühsam auf und fragt Baal, was er habe, seine Eifersucht sei lächerlich. Mit einem Ruck zieht er im Jähzorn das Tischtuch mit den Gläsern und dem Geschirr herunter und brüllt: „Warum soll ich keine Weiber haben?“Baal wirft sich auf seinen Freund und der Tisch fällt um. Die beiden ringen miteinander. Der betrunkene Horgauer lacht und sieht, wie Baal ein Messer zückt. Die beiden Chauffeure wollen Frieden stiften und schreien: „Auseinander!“ „Loslassen!“ Haltet ihn!“ Luise sieht das Messer in Baals Hand und ruft nach Jesus und Maria. Horgauer sieht, wie er zusticht. Baal läuft zur Tür, sieht zurückschauend, was er gemacht hat. Mit dem Ausdruck des Bedauerns sagt er wehmütig und ganz leise „Ekart“ und verschwindet in der Finsternis.

Zehntes Bild: EINE DIELE MIT OFFENER TÜR UND OFFENEN FENSTERN

Baal geh zur Theke, bestellt sich ein Bier und trinkt hastig in langen Zügen. Zum Solo des Saxophons beginnt Baal zu tanzen, zuerst langsam und dann vital, wenn auch etwas schwerfällig. Er ist vollkommen fremd in dem Tanzlokal, doch die Scheu ist bald überwunden. Er greift sich ein Mädchen, welches sich an der Theke mit dem Wirt unterhält und denkt, dass sie nichts anderes im Kopf hat, als mit ihm zu tanzen. Sie fordert ihn auf, sie loszulassen, doch er umfasst sie nur noch heftiger ohne die ablehnende Haltung zu Kenntnis zunehmen. Die Burschen werden aufmerksam und es gibt Ärger. Der Fremde wird als verdammter Schweinehund beschimpft und zur Tür hinausgedrängt. Er soll verschwinden, aber wo soll er hin. Er reißt sich den Hemdkragen auf und wischt sich den Schweiß von der Stirn „Dreckhammel, blöder“ wird er noch beschimpft. Die Burschen gehen auf ihn los! Die Situation entspannt sich erst, als er draußen ist. Unklug agiert und dumm gelaufen, lieber Baal!

Elftes Bild: LANDSTRASSE AM ABEND

Baal wird von der Polizei verfolgt. Sie vermuten, dass er nach Norden den Wäldern zugelaufen ist. Der Nieselregen nervt sie. Wer ist er denn eigentlich? Vor allen ein Mörder. Und was macht er den ganzen Tag? Alles Mögliche: Zuvor Varieté-Schauspieler und Dichter, dann Holzfäller, Liebhaber einer Millionärin, Zuhälter und Zuchthäusler. Bei einem Mord fassten sie ihn. Wegen einer Kellnerin, einer eingeschriebenen Dirne erstach er seinen besten Freund. Riesenkräfte hat er, dabei ist er im Wesen ziemlich kindisch.

So ein Mensch hat gar keine Seele. Er gehört zu den wilden Tieren. Wenn nur irgendwo Schnaps zu haben wäre?

Zwölftes Bild: BRETTERHÜTTE IM WALD

Auf seiner Flucht ist Baal bei den Holzfällern im Wald angekommen. Man überlässt ihm eine schmutzige Matratze und er muss sich ihr Gespött gefallen lassen.

Was willst Du? Du pfeifst ja aus dem letzten Loch. Das sieht ja ein Kind, und wer interessiert sich für Dich, hast Du jemand? Na also, Zähne zusammen. Mitunter beißen Burschen ins Gras, die noch Spaß an mancherlei hätten. Aber Du hast ja nicht einmal Papiere. Habe keine Angst:  Die Welt rollt weiter, kugelrund, morgen früh pfeift der Wind. Stelle Dich doch auf einen etwas überlegenen Standpunkt. Denke dir, eine Ratte verreckt. Na also, nur nicht aufmucksen.

Gibt es noch Luft für Dich, Dicker? Sing eins. Lass ihn, er ist ein kalter Mann, bevor der schwarze Regen aufhört. „Mischt die Karten!“ Einer der Holzfäller lästert: „Mit Stinken könntest Du Dir morgen ein wenig einteilen. Wir schlagen Holz bis Mittag und wollen dann essen.“ Baal will sie mit einer Geste am Gehen hindern. Könnten sie nicht noch etwas dableiben, fleht er schwer atmend. „Sollen wir Mama spielen?“ Er soll allein verrecken. „Du bist eine völlig erledigte Angelegenheit“ Baal sagt „Danke.“ Die Männer sind weg und Baal kriecht in die Mondnacht hinaus.

Dreizehntes Bild: Frühe im Wald

Einer der Holzfäller interessiert sich dafür, was ein Mensch denkt bevor es ans Sterben geht. Kaum hörbar habe er ganz hinten in der Gurgel geröchelt: Er höre noch auf den Regen.

***
2013 musirony - Engelbert Hellen

 

 

 


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