Schöne Oper - gern gehört
Albert Lortzing [1801-1851]
Die Opernprobe
oder Die vornehmen Dilletanten
Komische Oper in einem Akt
deutsch gesungen
Libretto vom Komponisten
nach Friedrich Jüngers „Kommödie aus dem Stegreif“
Uraufführung am 20. Januar 1851 im Stadttheater Frankfurt am Main
Dauer: ca. 45min
Charaktere:
Der Graf - Bass
Die Gräfin - Alt
Louise, ihre Tochter - Sopran
Hannchen, ihr Kammermädchen - Sopran
Baron von Reinthal - Bass
Adolph, sein Sohn - Tenor
Johann, dessen Diener - Bariton
Martin und Christoph, gräfliche Diener - Sprechrolle, Tenor
Das Geschehen spielt im Schloss eines deutschen Grafen im 18. Jahrhundert
HANDLUNG
Hannchen studiert mit der gräflichen Hofkapelle eine neue Oper ein. Der lahme Haufen bekommt einen mächtigen Motivationsschub, als die Dirigentin erzählt, dass in Kürze ein Festakt ins Haus stünde. Als Hannchen eine Stunde Pause einlegen lässt, trifft sie Martin. Sie hat ihn losgeschickt um für ihre Dienstherrin Louise etwas über den attraktiven Edelmann herauszufinden, der seit kurzem im Garten aufgetaucht ist. Leider konnte Martin nur etwas über seinen faszinierenden Bediensteten herausfinden. Adolph, Baron von Reinthal, so der Name des Fremden, und sein Diener Johann kommen ins Blickfeld und Hannchen legt sich auf die Lauer. Aus ihrem Dialog geht hervor, dass Adolph mit einer unbekannten Frau verheiratet werden soll, aus welchem Grund er das Schloss seines Onkels bei Nacht und Nebel verlassen hat. Die beiden planen der Kapelle des musikliebenden Grafen, welcher zu seinen Dienern nur in Rezitativen spricht, als Sänger vorstellig zu werden, um in Kontakt zu der schönen Tochter des Grafen treten zu können.
Hannchen hat alles mitgehört und erkannt, dass eben jener Baron mit Leonore verheiratet werden soll. Schelmisch reibt sie sich die Hände und plant die beiden Haudegen listig zu überführen. Louise kommt, weil sie Probleme mit dem Einstudieren ihrer Stimme für die Oper hat. Hannchen weiht sie unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit in die Geheimnisse der beiden Fremden ein und Louise ist sofort begeistert, da sie für den unbekannten Jüngling bei einigen scheuen Blicken längst Feuer gefangen hat.
Der Graf und die Gräfin kommen auf die Terrasse. Während Christoph das Frühstück auftischt, plaudern ihre Hoheiten über die Musik, die bevorstehende Oper sowie Louise und träumen alten Zeiten nach. Als die liebe Tochter aus dem Garten kommt, spricht die Gräfin die bevorstehende Hochzeit an, was von ihrem Gemahl missmutig aufgenommen wird – er habe einen Brief erhalten, in welchem der alte Baron von Reinthal mitteilt, dass aus der bevorstehenden Heirat mit seinem Neffen vorerst nichts werde. Gründe dazu werden nicht genannt aber natürlich sind diese in dem Verschwinden Adolphs zu suchen.
Die allgemeine Unzufriedenheit wird mit Martin aufgelockert, welcher die Ankunft zweier Sänger ankündigt. Freudig bittet der Graf sie zu sich und kann sie überreden die Rollen für zwei heiser gewordene Sänger einzunehmen. Der Baron kommt mit Louise ins Gespräch und Martin macht einige zweideutige Kommentare zu Hannchen, in die er sich verguckt hat. Zum Beweis seines Könnens, singt Adolph eine Liebesarie. Der Graf ist aus dem Häuschen und unterstreicht sein Faible für italienische Musik.
Als Johann ebenfalls vorsingen soll, fordert dieser seinen Dienstherren auf, welcher schon wieder mit Louise flirtet, ein Rezitativ aus der vorgeblichen Oper „Der verkleidete Liebhaber“ zu singen. Als Don Adolphez und Pedrillo schmachten sie andeutungsvoll von einer schönen Madonna. Die gräfliche Familie ist entzückt und man setzt seine Morgenrunde fort, während Hannchen im Zwiegespräch mit Johann dessen Identität aufdeckt. Beide gestehen sich ihr Interesse zueinander ein.
Die Opernprobe ist in Fluss und Leonore und Adolph stecken in ihren Kostümen, als der alte Baron von Reinthal hereinkommt, um nach seinem entschwundenen Sohn zu suchen. Zu seiner größten Überraschung findet er ihn auf der Bühne und sieht, dass er die ihm zugedachte Braut schon gefunden hat. Hannchen und Johann bekennen ebenfalls Farbe und mit der Zustimmung des Grafen wird die Oper vertragt um die beiden Verlobungen und die Gunst des Zufalls zu begießen.
Anmerkung:
In seinem letzten Bühnenwerk ging es Lortzing ein wenig darum, die italienische Oper zu parodieren. Die Kürze des Handlungsablaufs und die sparsame Besetzung des instrumentalen Ensembles lassen eine Aufführung in kleinem Rahmen zu, so dass die Wiener Sängerknaben die Komödie in ihr Programm aufnahmen. Das Stück schrieb Albert Lortzing in einer Lebensphase, die von Krankheit und Not gekennzeichnet war. Bei der Premiere, die auf großen Beifall stieß, konnte er selbst nicht mehr dabei sein, weil die Gesundheit ihm nicht gestattete, das Bett zu verlassen. Am nächsten Morgen setzte ein Schlaganfall seinem Leben ein frühzeitiges Ende.
© 2011 – Raphael Lübbers