Schöne Oper – selten gehört
Johann Joseph Abert [1832-1915]
Ekkehard
Oper in fünf Akten
Libretto von Adolf Kröner, Wilhelm Hertz und Carl Hecker
nach einer Romanvorlage von Viktor von Scheffel
Uraufführung am 11. Oktober 1878 an der Hofoper Berlin
Dauer etwa 130min
Vortrag von Blatt 1
musirony.de.tl/Ekkehard.htm
Vierter Akt: Szene im Burggarten
14
Montfort reklamiert bei der Waldfrau den Zaubertrank, der ihm Hartwig gefügig machen soll. Ihr Schlafgemach liegt dort oben, wo das Licht leuchtet, aber sie hat sich nicht fortbewegt. Heute soll sie endlich ihr Wort halten und die Substanz verdoppeln.
Sie hat bedacht, was er gesagt hat. Noch diese Nacht soll das stolze Liebchen ihm gehören. Er wird zweimal Sieger sein: In der Dunkelheit lagern die Hunnen schon in langen Reihen am Waldrand. Er selbst wird sie zur Burg hereinführen. Dann mit dem Hohentwiel, den er bezwungen, hat er auch sein Liebchen errungen. Sie steht ihm dafür gerade, dass sie kein falsches Spiel mit ihm treibt.
„Dir bürgt mein Hass!
Ihr Fall ist meine Lust.
Lass mich, ich halte Wacht,
und noch in dieser Nacht
liegt sie an deiner Brust.“
Gut, hau ab, doch wenn sie ihn wieder täuscht, gilt es ihr Leben.
Ein Zeichen will sie ihm von oben geben. Daran mag er erkennen, dass es nun zum Sturm an der Zeit und das Brautbett bereit ist. Heiß soll die Liebe brennen!
Wie Waldfrau freut sich.
Er schwankt!
Triumph, ich bin am Ziel.
Sie sind in ihrer Hand.
Bald strahlt vom Dach der Flamme Spiel
hinaus ins weite Land.
Die Götter habt ihr uns geraubt.
Nun trifft die Rache euer Haupt.
Montfort quälen Zweifel, ob das Abenteuer auch gelingt. Vorwärts, die Ehre ruft! Zurück kann er nun nicht mehr.
15
Praxedis hat sich vorgenommen den geliebten Ekkehard zu retten. Der Hölle Qual und der Liebe Lust kämpfen in ihrer Brust. Doch sie darf es ihm nicht sagen denn dann gibt es Zoff mit ihrer Herrin. Sie will seine Ketten zerbrechen und ruft ihn beim Namen.
Er hat es gehört und sie berichtet ihm, dass die Hunnen ins Schwabenland einbrechen wollen. Er soll sich dem Heer des Kaisers anschließen. Doch welchen Nutzen kann er schon bringen; er ist ein waffenloser Mann. Eine Waffe kann sie ihm besorgen. Das Schwert von Herzog Burkhard wird ihn zum Sieg tragen. Im Schlachtgewühl erkämpft er sich die hohe Braut noch einmal. Das Höchste wird er für die Liebe wagen. Praxedis bietet an, mitzukommen. Unmöglich! Ein Mädchen, schwach und zart, kann er bei dem Abenteuer nicht gebrauchen. Praxedis überredet ihn:
„Des Klosterschülers fromm Gewand
soll schützend sie bedecken,
des Glaubens Kreuz in ihrer Hand
sei seiner Feinde Schrecken.
Gott steht ihnen in der Gefahr bei.
Dort wo der Heerweg zum Wald zieht, soll er auf sie warten, sie kommt bald. Des Herzogs Schlachtgewand wird sie auch mitbringen. Aber zuerst wird sie ein Gebet zum Himmel schicken. Ekkehards Gedanken sind bei Hadwig!
16
Ekkehard hat die Waldfrau wahrgenommen, wie sie ein Flammenzeichen gibt. Bestimmt ist es das Zeichen des Angriffs für die Hunnen.
Verrat! Die Hunnen dringen ein.
Was soll er beginnen?
Entsetzliche Not!
Erwachet ihr Schläfer,
die Burg ist bedroht,
bedroht Euer Leben!
Schon wanket das Tor,
schon jauchzen die Feinde
in höllischem Chor!.-
Umsonst, ach niemand eilt herbei,
und ungehört verhallt sein Rettungsschrei.
Wohlan, auf ihrer Schwell' wird er steh'n,
ein Zionswächter mit dem Flammenschwert
und eh' ein Fuß dies Heiligtum entehrt,
werd' ich mit der Geliebten untergeh'n
Montfort taucht auf und quatscht Ekkehard unflätig an, dass er zur Hölle fahren soll. Ekkehard gibt ihm seines Frevels Lohn. Getroffen sinkt der Verräter zu Boden.
Abt Watzmann zeigt die Fähigkeiten eines Kreuzfahrer und schon bald ist die Heidenbrut zerstoben. Gott ruft zur verfolgung auf. Jetzt muss noch die Fürstin gerettet werden. Der Hohentwiel steht schon in Flammen. Alle löschen. Hadwig ruft nach Ekkehard. Dieser gibt sich abweisend. Ihn ruft der Herr, ihm sei Preis und Ehr!
Fünfter Akt: Szene vor dem Hohentwiel
17
Hadwig befielt, dass vor dem Hohentwiel das Banner Schwabens aufgepflanzt werden soll, um mit freudigem Gruß die Sieger zu ehren. Auch Ekkehard kehrt zurück, den ihre Schuld in den Kampf getrieben hat. Ihr Herz soll nicht so wild pochen, denn jetzt darf sie ihn lieben.
Die Waldfrau weiß es besser: Für ihn gibt es keine Wiederkehr. Sie ahnt auch ihren eigenen Tod voraus, doch vorher wird sie sich an ihr rächen. Sie schöpft aus dem Born ihrer Weitsicht und erzählt von zwei Streitern die die Hunnenschlacht nicht überlebten. Der eine trug das Kreuz des Klosterschülers und an seiner Seite war ein Ritter, der sein blankes Schwert wie eine Sense schwang. Er trug des Herzogs Schlachtgewand. Das sei unmöglich! Sie lügt! Sie kann ihr getrost glauben. Es war Herr Burkhards Helm und Wappenzier. Entsetzlich! Doch sie soll erzählen, was aus dem ersten wurde. Leicht war er zu erkennen. Es war der Herzogin Freund, der treue Ekkehard.
18
Die Schwaben stürzten auf das Heer des Hunnenfürsten ein. „Des Staubs Gewölk verfinsterte den Tag, Blut trank die Erde und mein Volk erlag. Ekkehard ist gefallen. Ein vergifteter Hunnenfeil traf ihn am Kopf.
Die Sieger ziehen heran. Vergebens hält Hadwig Ausschau nach dem heiß Ersehnten. Entsetzliches Geschick, ihr Herz erbebt! Die Toten stehen auf aus ihrem Grabe. Praxedis und Ekkehard, Ihr seid es, ihr lebt. Dank dem Himmel, dass ich Euch wiederhabe. Ekkehard ist verwundet. Hadwig wird ihn pflegen. Gott wird es fügen, dass er in ihren Armen bald gesundet.
Dies Vergnügen gönnt ihr die Waldfrau nicht. „Ha, jubelt nur, dem Tod ist er geweiht. Nicht ungerächt fahr ich dahin. Ist Euer Christengott auch Sieger heut' im Sterben noch verfluch' ich ihn!“ Die Waldfrau gibt ihren Geist auf.
19
Ekkehard hat Geschenke mitgebracht, die er vom Kaiser bekommen hat. Er legt sie zu Hartwigs Füßen nieder. Sie ist froh, sie hat ihn wieder.
Bevor er stirb, verabschiedet Ekkehard ich auch von Praxedis. Sie soll nicht um ihn weinen. Denn auch sie verspürt Todessehnsucht
„Zu Dir stand ich in Kampf und Streit, getreu in Not und Schmach. Verschmähst Du jetzt auch mein Geleit, bald folge ich Dir nach.“
„O sel'ger Tod, von Lieb' und Ruhm verschönt,
dich preise laut de Sängers Saitenspiel,
dass noch in ferner Zeit es immer hell ertönt,
das Kampf- und Minnelied vom Hohentwiel!"
***
2014 musirony - Engelbert Hellen