Schöne Oper – kaum bekannt
Winfried Zillig [1905-1963]
Das Opfer
Oper in einem Akt und drei Teilen
op. 19
deutsch gesungen
Libretto von Reinhard Goering
Uraufführung am 12. November 1937 in Hamburg
Charaktere:
Scott, Kapitän
Wilson, Polarfoscher
Bowers, Polarfoscher
Oates, Leutnant
Pinguine als Ballett und Chor
Das Geschehen spielt im Jahre 1912 in der Antarktis
HANDLUNG
Den südlichsten Punkt der Welt hat Kapitän Scott erreicht, und jetzt ist er auf dem Rückweg mit seinen Leuten. Doch Leutnant Oates hat Erfrierungen erlitten, und er kann das Tempo der Gruppe nicht mehr durchhalten. Die Chancen ans Ziel zu gelangen, werden immer unwahrscheinlicher. Über die Gründe wird nicht offen gesprochen, doch hinter vorgehaltener Hand, munkelt man, dass die Expedition dem Tod geweiht ist, wenn es nicht gelingt, mehr Tempo vorzulegen.
Es bleibt dem Leutnant nicht verborgen, dass man in ihm die Wurzel des Übels sieht. Formell sucht man ihm seine Bedenken zwar auszureden, aber er hat ihren heimlichen Gesprächen zugehört und weiß, dass man es lieber sähe, wenn er sich unauffällig entfernen würde. Nun gut, er kann den Unmut nachvollziehen, bezweifelt aber, dass sich an der Situation sich etwas ändert, wenn er der Gruppe nicht mehr zur Last fällt. Um den Kameraden die Chance zur Rettung zu geben, geht er allein dem ankommenden Schneesturm mutig entgegen. Wohlwissend dass es aus dem Tosen kein Entkommen mehr gibt, opfert er sich.
Das ist doch Wahnsinn – die Pinguine fliehen vor Schreck in alle Richtungen.
Anmerkung
Robert Falcon Scott unternahm einen neuen Anlauf, nachdem sein Vorgänger Scackleton gescheitert war und erreichte den geographischen Südpol am 18. Januar 1912. Allerdings musste er erkennen, dass im Wettlauf mit Roald Amundsen der Norweger mit seiner vierköpfigen Mannschaft schon einen Monat vor ihm das Ziel erreicht hatte. Auf dem Rückweg zum Basislager starben Scott und seine Begleiter an Unterernährung, Krankheit und Unterkühlung. Der Tod Scotts wurde in der Heimat als heroisch empfunden und er selbst als Nationalheld hochstilisiert.
Der Komponist wählte für das Schicksal der Südpolexpedition von Scott die Form einer griechischen Tragödie. Es mutet ein wenig grotesk an, wie der Chor der Pinguine die Naturgewalt vertritt, welche die übermütigen Menschen nicht so ernst nehmen, wie sie es angemessen erschiene. Angesichts der ethischen Größe des Leutnants verflüchtigen sich die Vöge aufgeregt in alle Richtungen, da es nichts mehr zu kommentieren gibt. Das Handlungsgeschehen gerät fasst zu Glosse, denn das Ende der Expedition war vorauszusehen.
Winfried Zillig war beliebtester Schüler Arnold Schönbergs und vervollständigte auf Wusch seiner Witwe „Die Jacobsleiter“
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2012 musirony – Engelbert Hellen