Schöne Oper – gern gehört
Michelangelo, Moses
Arnold Schönberg [1874-1951]
Moses und Aron
Oper in drei Akten - nur zwei Akte vollendet
auf deutsch gesungen
Libretto vom Komponisten nach dem zweiten Buch Mose der Bibel
Uraufführung am 12.05.1954 konzertant in Hamburg, 06.06.1957 szenisch in Zürich
Dauer: ca. 100min
Charaktere:
Moses - Sprechrolle
Aron, sein Bruder - Tenor
Ein junges Mädchen / Erste nackte Jungfrau - Sopran
Ein Jüngling - Tenor
Ein Mann / Ephraimit - Bariton
Ein Priester - Bass
Eine Kranke - Alt
Der nackte Jüngling - Tenor
Mann - Sprechrolle
Vokalgruppen:
Sechs Solostimmen im Orchester (Sopran, Mezzosopran, Alt, Tenor, Bariton, Bass); Stimme aus dem Dornbusch, mehrfach besetzt (Knabensopran, Alt, Tenor, Bariton, Bass); Die 70 Ältesten (Bässe, mindestens 25 Sänger, der Rest Komparserie); Bettlerinnen und Bettler (6 Alt, 6 Bass); Einige Greise (Tenor); 12 Stammesfürsten (Tenor, Bass); Vier nackte Jungfrauen (1. = Mädchen; Sopran, Alt); Andere Nackte (Tenor, Bass); Chor (Sopran, Mezzosopran, Alt, Tenor, Bariton, Bass)
Tänzer; Tänzerinnen; Statisten aller Art
Die Handlung spielt in Ägypten und auf Sinai um 1200 v. Chr.
HANDLUNG
Erster Akt:
Moses beschwört den einzigen, ewigen, allgegenwärtigen, unsichtbaren und unvorstellbaren Gott. Als Stimme aus einem brennenden Dornenbusch antwortet dessen Stimme, dass Moses Gottes Wille verkünden und die Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft befreien soll. Moses entgegnet, dass er zwar ein Denker aber kein Redner sei. Gott bestimmt Moses Bruder Aron als Sprecher an seine Seite.
Moses begegnet Aron in der Wüste. Sie streiten über die Unvorstellbarkeit Gottes. Moses beharrt auf eine Bildlosigkeit aber Aron bezweifelt, dass das gepeinigte Volk einen unsichtbaren, abstrakten Gott lieben könne. Moses fordert Aron auf, seine Gedanken zu reinigen und ihm zu folgen.
Das Volk hadert mit Moses, der einen Ägypter erschlug und damit die Hebräer zur Zielscheibe von Racheaktionen hat werden lassen. Die Leute fürchten, dass Moses neuer Gotteseifer und der Befreiungsplan noch mehr Unheil und Schikanen ihrer Herren über sie hereinbringen wird. Aus der Ferne nähern sich Moses und Aron der aufgewühltem Menschenmasse wie flirrende Trugbilder.
Als sie die Botschaft Gottes verkünden, stellen sich die Menschen ablehnend, da sie keinen unsichtbaren Gott anbeten wollen. Moses sieht keine Möglichkeit, die störrische Menge von Gottes Plan zu überzeugen und will aufgeben. Doch Aron erinnert Ihn an seine Pflicht, entwendet seines Bruders Stab – Symbol des Gesetzes – und verwandelt ihn mit des Höchsten Hilfe in eine Schlange. Daraufhin lässt er Moses Hand mit Aussatz befallen und sofort wieder heilen. Als Abschluss der Show verwandelt er das Wasser des Nils in Blut und Blut in Nilwasser. Die Tricks fruchten: Das Volk ist bekehrt und glaubt, dass Gott es in das Land, wo Milch und Honig fließen, führend wird.
Während eines Zwischenspiels fragen Stimmen nach dem abwesenden Moses. Seine neue Bedeutung und die Hoffnung, die das Volk in ihn hegen, werden illustriert.
Zweiter Akt:
Aron, der Priester und die 70 Ältesten warten seit 40 Tagen in der Wüste auf Moses, der auf den Berg Sinai gestiegen ist, um mit Gott das Zwiegespräch zu suchen. Langsam geht allen die Geduld aus; das Volk randaliert, streitet untereinander, fällt vom Glauben ab und Aron kann mit seinen Beschwichtigungsversuchen nicht wieder für Ordnung sorgen.
Als Aron mutmaßt, dass Moses eventuell im Streit mit Gott getötet worden sei, gibt es kein Halten mehr. Er muss dem Drängen der Menge nachgeben und ordnet an, dass man Gold herbeischaffe und es zu einem Götzenbild forme.
Mit dem Goldenen Kalb hat Aron endlich ein göttliches Abbild geformt und das Volk in seinem Suchen glücklich gemacht. Opfertiere werden geschlachtet; es kommt zu Wunderheilungen und rituellen Selbstmorden. Nur ein junger Mann lehnt sich gegen das heidnische Ritual auf und wird dafür von den Stammesfürsten getötet. Eine ausgelassene Orgie kommt in Gang und Wein, Weib und Gesang machen die Runde.
Moses steigt vom Berg hinab. Er entdeckt die aus dem Delirium erwachenden Volksgenossen und gerät in Wut. Auf sein Wort verschwindet das Kalb im Nichts und wer ausgenüchtert genug ist, ergreift enttäuscht die Flucht.
Während der Nacht will sich Aron bei seinem Bruder für sein Vorgehen rechtfertigen – während Moses Abwesenheit hätte das Volk dringend ein greifbares Symbol gebraucht. Moses hält Aron die Gesetzestafeln hin, die er vom Offenbarungsberg erhalten hat, hin und verweist auf die Reinheit des Gedanken, der durch Worte und Bilder verfälscht werde. Aron entgegnet, dass nur ein veranschaulichter Gedanke allgemein verständlich sei und deutet auf die Zeichen der Schrifttafeln, die auch nur visualisierte Gedanken seien. Daraufhin zertrümmert Moses die Tafeln. Im Hintergrund sieht man das Volk vorbeiziehen, welches von einer Flammensäule geführt wird, welche sich bei Tagesanbruch in eine Wolkensäule verwandelt.
Für Aron ein Zeichen Gottes – er schließt sich der Menge an. Moses sieht darin ein weiteres Götzenbild. Er sinkt kraftlos und verzweifelt zu Boden.
© 2012 musirony - Raphael Lübbers