Die Mailänder Scala kennt jeder. Die Callas hat hier gesungen. Die Oper von Sydney kennen auch alle. Jeder Australien-Urlauber kommt nicht umhin, mit dem Schiff an ihr vorbei zu fahren. Im Bolschoi-Theater wird ‚Schwanensee’ gegeben, allerdings ist 'Schwanensee' ein Ballett. Das Amazonas-Theater von Manaus sieht wie eine Hochzeitstorte aus und modert unaufhaltsam vor sich hin. Die Hitze, der Urwald und das Ungeziefer kennen keine Schonung. Caruso war auf dem Weg dorthin, Klaus Kinsky ist angekommen, hat aber nicht gesungen. Jede Kammersängerin, die an der Met die Aida gesungen hat, darf sich darauf etwas einbilden. Der 'Grüne Hügel' von Bayreuth ist ein Wallfahrtsort geworden. Frau Dr. Merkel ist regelmäßig dort. Sie erlebt dort hautnah Isoldes Liebestod (Mild und leise, wie er lächelt ...)
Foto: Festspielhaus Bayreuth (E. Hellen)
Auf eine Eintrittskarte für Bayreuth wartet man Jahre. Es gibt noch mehr berühmte Opernhäuser. In Italien wimmelt es davon. An der Wiener Staatsoper, ein Prestigeobjekt der Habsburger, fanden viele Uraufführungen statt. Die Ungarische Staatsoper, ein Geschenk von Kaiser Franz-Josef ist etwas klein, dafür aber fein. Der Dresdner Semper-Oper fühlte sich Richard Strauss verpflichtet. Die Covent-Garden in London darf nicht unerwähnt bleiben und die prunkvolle Pariser Oper des Architekten Garnier musste lahm gelegt werden, weil sie den technischen Ansprüchen der heutigen Zeit nicht mehr genügte. Breslau hat ein wunderschönes Opernhaus. Dafür ist die Fassade der Hamburger Staatsoper zwar denkmalgeschützt, aber potthässlich.
Eigentlich wollte ich nicht über Opernhäuser reden, sondern nur darlegen, dass die zuweilen zu vernehmende Parole, die Oper sei tot, jeder Grundlage entbehrt. Über nicht belegte Plätze wird an den großen Häusern nirgendwo geklagt, es sei denn, ein Regisseur benimmt sich vollkommen am Publikumsgeschmack vorbei. Die Subventionen der Länderregierungen sind bei den Staatstheatern reichlich bemessen, doch der Verlauf, wohin der Geldsegen fließt, ist oft nicht zu verfolgen. Die Gagen für die Künstler dürften den Löwenanteil nicht verschlingen, denn in den meisten Fällen wird nur mit Wasser gekocht. Schließlich möchte der letzte Intendant, welcher gegangen worden ist, eine fette Abfindung erhalten.
Jetzt sind wir ein bisschen vom Thema abgekommen. Ich möchte darüber diskutieren, dass viele Bürger gern einmal in die Oper gehen möchten, aber sich nicht trauen. Die Argumente, die gegen einen Besuch sprechen sind durchweg fadenscheinig. Man hört, die Musik sei schwer zu verdauen, die hohe Stimmlage der Sopranistin unnatürlich, die Textbücher durchweg albern, auf der Bühne würden in Barockopern Männlein und Weiblein nicht zu unterscheiden sein; die einzelnen Akte seien zu lang, die Pausen zu kurz und der Pausensnack zu teuer. An dieser Stelle soll eingefügt werden, dass eine Salzbrezel kein Vermögen kostet und die Theaterkleidung nicht extravagant sein muss. Vorn im Parkett sind die Eintrittspreise hoch, aber auf den Rängen und Balkonen sind sie erschwinglich. Wenn die Vorstellung gefallen oder nicht gefallen hat, darf gebrüllt, gepfiffen und getrampelt werden. Wo darf der Mensch, wenn man vom Fußballplatz einmal absieht, sich in der Öffentlichkeit noch ausgelassen und unkultiviert benehmen, wenn nicht in der Oper? Es ist ein Argument, die Menschen in die Oper zu locken, weil sie sich beim Applaus hier einmal richtig austoben können.
Du musst nicht gleich ins Opernhaus stürmen, wenn Dir das Ambiente suspekt ist. Du kannst dir zunächst einmal ein paar DVDs zulegen und du schaust dir diese bei einem Bierchen und ein paar Erdnussflocken in Ruhe zu Hause an. Bei den italienischen Opern schaltest du die Untertitel ein, damit du Ahnung hast, um was es eigentlich geht. Entweder der Funke springt zu Dir über, das wäre wunderbar oder die Angelegenheit geht spurenlos an dir vorüber, das wäre schade. Im Opernhaus kann es Dir passieren, dass du eine fragwürdige Inszenierung vorgesetzt bekommst und du dir den Schock fürs Leben holst.
An dieser Stelle will musirony die Brücke bauen. Die Redaktion stellt eine große Auswahl an Inhaltsbeschreibungen von Opern vor, die an den großen und kleinen Opernhäusern, nur gelegentlich oder gar nicht mehr gegeben werden. Insbesondere wird solchen Opern der Vorzug gegeben, denen es zu wünschen wäre, dass man sie wieder inszenieren würde. Von den gängigen Opernführern unterscheidet sich mursirony durch die Interpretation, die Auswahl und die Länge der Texteinträge. Das ist volle Absicht.
Viel Spaß bei deinem Studium der Einträge wünscht
ENGELBERT