Schöne Oper – oft gehört
Richard Wagner [1813-1883]
Parsifal
Bühnenweihfestspiel in drei Aktem
deutsch gesungen
Libretto vom Komponisten
nach der Dichtung von Wolfram von Eschenbach in der Übertragung von Karl Simrock und San Marte.
Uraufführung am 26. Juli 1882 im Festspielhaus Bayreuth
Dauer: ca. 300min
auf deutsch gesungen
Charaktere:
Amfortas (der leidende Gralskönig) - Heldenbariton/Hoher Bass
Titurel (dessen Vater) - Seriöser Bass
Gurnemanz (Gralsritter) - Seriöser Bass
Parsifal - Heldentenor/Jugendlicher Heldentenor
Klingsor – Charakterbariton
Kundry - Dramatischer Mezzosopran
Erster und Zweiter Gralsritter - Tenor und Bass
Vier Knappen - 2 Soprane, 2 Tenöre
Klingsors Zaubermädchen - 6 Soprane und Alt, 2 Gruppen zu je 12 Sopranen und Alt
Eine Stimme aus der Höhe - Alt
Die Brüderschaft der Gralsritter; Jünglinge und Knaben - Chor
Die Handlung spielt in Nordspanien im frühen Mittelalter
HANDLUNG
Vorgeschichte
Als die christliche Gemeinschaft durch heidnische Widersacher bedroht war, überreichten zwei Engel dem Ritter Titurel den Gral sowie die Heilige Lanze - beides Objekte die in direktem Kontakt mit dem Blut des gekreuzigten Jesus Christus standen und über Wunderkräfte verfügen. Um die kostbaren Reliquien zu schützen, lies Titurel die Burg Monsalvat errichten und versammelt eine Gruppe tapferer keuscher Gralsritter um sich. Auch der der Ritter Klingsor wollte in die edle Gemeinschaft aufgenommen werden, doch er konnte den fleischlichen Gelüsten nicht entsagen und entmannte sich daraufhin selbst.
Doch Titurel verweigerte ihm weiterhin den Zutritt zur Tafelrunde. Aus Wut errichtete Klingsor eine Festung mit angrenzendem Lustgarten, in welchem immer mehr Gralshüter durch die aufreizenden Blumenmädchen ihre Tugend verloren.
Um diesen Unsitten ein Ende zu bereiten, zog Titurels Sohn, Amfortas, mit der Heiligen Lanze los um, Klingsor zu töten. Doch auch er wurde von einer mysteriösen Frau im Zaubergarten verführt. Während eines Moments der Unachtsamkeit konnte Klingsor die Lanze entwenden und Amfortas eine tiefe Wunde zufügen, die nie verheilt.
1. Akt
Der Ritter Gurnemanz schickt einige Knappen um Amfortas zu helfen, der wie häufig versucht, seine Qualen mit einem Bad im See zu mildern. Die seltsame, wilde Frau Kundry bringt wieder einmal einen neuen Balsam für den König. Für einige Gralsritter ist sie mehr Tier als Mensch und sie wird als Hexe gefürchtet, welcher die Schuld an Amfortas Leid gegeben wird.
Doch Gurnemanz beschwichtigt die Meute und erzählt die Geschichte von Titurel, Amfortas und Klingsor. Er weiß, dass der Speer der die Wunde schlug, diese auch wieder schließen könne und nur ein durch Mitleid fühlender, reiner Tor die Aufgabe bestehen kann, die wundersame Waffe aus den Händen Klingsors zu beschaffen.
Als er mit seiner Geschichte geendet hat, wird ein Jüngling herbeigebracht, der einen anmutigen Schwan mit selbst gebautem Pfeil und Bogen erlegt hat. Gurnemanz tadelt ihn, erhofft aber in dem Fremden, welcher weder seinen Namen noch seine Herkunft weiß, den reinen Toren gefunden zu haben. Lediglich den Namen seiner Mutter kennt der Fremde: Herzeleide, von der Kundry zufällig weiß, dass sie gestorben ist.
Um den Jungen zu prüfen, lässt Gurnemanz ihn an dem Ritual der Gralsenthüllung teilhaben. Die Gralsritter warten auf eine Labung aus der heiligen Schale, da ihre Lebenskräfte schwinden. Amfortas, welcher das Amt seines Vaters übernommen hat, zögert, da der Anblick des Grales sein Leben und damit auch sein Leiden auf ewig in die Länge zieht. Auf den Druck der Ritter und dem seines Vaters übt er letztlich sein verhasstes Amt aus.
Zwar betrachtet der Fremde die für Amfortas so leidbringende Prozedur, doch zeigt er kein Mitgefühl. Gurnemanz schickt ihn enttäuscht fort.
2. Akt
Klingsor wartet in seiner Burg auf herumirrende Gralsritter. Kundry, welche verdammt ist beiden Welten – der Klingsors und der der Gralsritter – zu dienen, hilft ihm bei seinem Werk, die Gralshüter zu schwächen. Der Fremde aus dem ersten Akt kommt zufällig des Weges und Blumenmädchen betören ihn mit ihrem Gesang und ihren aufreizenden Figuren. Dann geht Kundry ans Werk und nennt seinen Namen – Parsifal. Sie erzählt von dessen Mutter und macht ihm Schuldgefühle wegen ihres Todes während seiner geliebten Mutter in seiner Abwesenheit. Tröstend will sie ihn in die Welt der Liebe einführen und küsst Parsifal. Da „erwacht“ er plötzlich, erkennt sein Versagen bei dem Ritual der Gralsritter und sieht seine Aufgabe den Speer zurückzubringen und die Gemeinschaft des Grals als neuer König zu führen vor seinen Augen.
Kundry glaubt in Parsifal auch ihren persönlichen Retter gefunden zu haben und erzählt ihre Geschichte. Seit hunderten Jahren irrt sie durch die Welt, verflucht zu schlaflosem Wandel, weil sie Jesus einst am Kreuz verhöhnte und verlachte. Sie glaubt, dass durch eine körperliche Vereinigung mit Parsifal ihr Leid gebrochen wird und sie fleht um körperliche Zuwendung für eine Stunde.
Doch Parsifal stößt sie von sich und will sich aufmachen Amfortas zu helfen. Für seine Unaufmerksamkeit verflucht Kundry den Jungen zu langer Wanderung. Sie ruft Klingsor herbei, welcher seinen Speer auf Parsifal schleudert. Doch bleibt die heilige Waffe wie durch Zauberhand in der Luft stecken. Parsifal ergreift sie und schlägt das Kreuzzeichen, worauf Klingsors Reich zusammenstürzt. Im Verschwinden richtet Parsifal seine letzten Worte an Kundry: „Du weißt, wo du mich finden kannst!“
3. Akt
Viele Jahre sind vergangen und es ist ein Karfreitagsmorgen. Gurnemanz findet Kundry im Gestrüpp am Wegrand. Sie ist zerzaust und kann nur noch ein Wort hervorbringen: „Dienen...“
Parisfal erscheint und Gurnemanz erkennt ihn an der lang ersehnten Waffe, die er bei sich trägt. Er habe eine lange Irrfahrt hinter sich. Gurnemanz erzählt von Amfortas, der den Gral seit langem nicht gelüftet hat, von der dahinsiechenden Gralsgemeinschaft und vom Tode Titurels
Gurnemanz segnet Parisfal für sein bevorstehendes Amt. Kundry empfängt die Taufe. Währenddessen wird in der Burg die letzte Enthüllung des Grals vorbereitet. Amfortas, der seine Aufgabe so lange nicht mehr vollziehen wollte, hat zugesagt, den Dienst ein letztes mal auszuüben. Der Leichnam Titurels wird auf einer Bahre hereingetragen und Amfortas beklagt seine schwere Bürde. Er entscheidet sich um und will lieber sterben anstatt den Gral nochmals zu enthüllen. Da kommt Parsifal und hält Amfortas den Speer an die Wunde, welche sich augenblicklich schließt. Alle huldigen dem Retter und neuen Gralskönig, der seine neue Aufgabe direkt wahrnimmt. Ein neuer Lebenshauch geht durch die gebrechlichen Knochen der alternden Gralsritter und Kundry darf, endlich erlöst, sterben.
© 2012 musirony – Raphael Lübbers