HANDLUNG
Erster Akt
Der Harem, festlich geschmückt und in Feststimmung, bereitet sich auf die Hochzeit des Sultans mit seiner Favoritin Zaira vor. Die Auserwählte, eine Christin, die es in den Harem nach Jerusalem verschlagen hat, ist überglücklich von dem Mann ihres Herzens auserwählt worden zu sein, ahnt aber noch nicht, dass dunkle Wolken sich über ihrem Haupt zusammenziehen. Die Erinnerungen an ihre Vergangenheit hat sie aus ihrem Herzen weggewischt; nur ein kleines goldenes Kreuz, welches sie um den Hals trägt, erinnert an ihr vormaliges Leben. Orosmane ist ihr in Liebe und Aufrichtigkeit der Empfindung zugetan und bringt ihr höchste Wertschätzung entgegen.
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Nun ist da die Freundin Fatima, die selbst gern den Platz an der Seite des Sultans eingenommen hätte, die ihr den Vorwurf macht, in Missachtung ihres christlichen Glaubens einen Muslimen heiraten zu wollen. Sie proklamiert: „Zaira liebt, und Liebe ist ihr eigenes Gesetz.“ Eine Clique von Hofbeamten will auf dem Thron von Jerusalem keine Christin sehen und widersetzt sich, wird aber vom Wesir, der die Verbindung ebenfalls missbilligt, zur Mäßigung angehalten. Corasmino, des Sultans bester Freund und in Loyalität seinem Herrn verbunden, will nicht Gegner sein und sucht nach tragbaren Lösungen.
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Orosmane erhält Besuch aus dem Frankenland, ohne zu wissen, dass es sich bei dem Gast um Zaira’s Bruder Nerestano handelt. Dieser besucht mit Zaira seine Landsleute im Kerker, in dem sich auch der alte Lusignano befindet. Dem Gefangenen des Sultans, einstmals mächtiger Rivale um die Macht im Gefolge König Balduins, ist von seiner Glorie nichts geblieben. Lusignano hat in Zaira und Nerestano seine beiden Kinder wiedererkannt, von denen er dachte, dass sie verloren gegangen seien, als er festgenommen wurde. Das goldene Kreuz am Halse Zaira’s, ein Taufgeschenk, gab das Signal des Wiedererkennens
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Man ist bestürzt über die bevorstehende Hochzeit Zaira’s mit dem Sultan und das Wehklagen des alten Mannes nimmt keine Ende. Der nun folgende Psychoterror von Vater und Bruder bringt Zaira in Bedrängnis, mindert aber nicht ihre Liebe zum Sultan. Die Unvereinbarkeit, ihres Schwures, auf eine Heirat zu verzichten, aber den Mann ihrer Liebe nicht zu verlassen, ist Zaira nicht bewusst.
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Nerestano beendet seinen Besuch. Die Trennung zwischen Bruder und Schwester ist schmerzvoll und von Bekümmernis geprägt. Die Vorhaltungen Lusignano’s haben Verwirrung gestiftet. Die beiden nehmen Abschied in einer letzten verzweifelten Umarmung. Die Szene wird vom Wesir beobachtet. Er sieht Zairas’s Betrübnis und Nerestano’s Verstörtheit und zieht in Unkenntnis des Verwandtschaftsverhältnissesn Schluss, das Sklavenmädchen liebe den jungen Franken und plane, den Sultan zu hintergehen.
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Zweiter Akt:
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In Zaira’s Gemächern drängt Fatima das Mädchen, auf seiner Entscheidung zu beharren, Orosmane nicht zu heiraten, um auf diese Weise den Glauben der Väter zu behalten und um die Liebe des Vaters und des Bruders nicht zu verlieren, die sie nach so vielen Jahren des Wartens wiedergefunden hat. Als der Sultan Zaira besucht, bittet sie ihn unter Tränen, ihr noch etwas Bedenkzeit zu geben.
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Lusignano stirbt! Die fränkischen Ritter versammeln sich an einem abgelegenen Platz und betrauern ihren Führer. Der Sultan gibt die Erlaubnis, den alten Ritter nach christlichem Ritus ehrenvoll zu beerdigen. Zaira ist es im Hinblick auf die bevorstehende Hochzeit nicht erlaubt, bei der Trauerzeremonie anwesend zu sein.
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Der Wesir offenbart dem Sultan den Verrat, der ihn erwartet. Corasmino hat einen Sklaven dabei überrascht, wie er eine geheime Nachricht zu Zaira bringen soll und den Brief eingezogen., den er nun dem Sultan präsentiert. Die Botschaft stammt von Nerestano, in welcher er das Mädchen in der kommenden Nacht zu einem Stelldichein in einem verwilderten Garten in der Nähe einer Moschee treffen will.
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„Wenn Du nicht kommst,“ so endet der Brief, „ wirst Du mich in der Morgenfrühe tot auffinden“. Orosmane hat nun keine Zweifel mehr über den Verrat der Frau, die er liebt. Corasmino rät dem Sultan zur Besonnenheit und schlägt vor, den Brief zu Zaira gelangen zu lassen. Als Zaira die Botschaft bekommt, ist sie einmal mehr zerrissen von dem unüberwindlichen Konflikt zwischen ihren Gefühlen der Liebe und dem Versprechen, welches sie dem Mann gegeben hat, der sie liebt. Sie favorisiert und der Zusage, die sie ihrem Vater gemacht hat, welcher ihr wie durch ein Wunder wiedergegeben war.
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In diesem Moment ist ein Trauergesang zu hören, als Zaira entmutigt auf dem Balkon steht. Nun erst erfährt sie ihres Vaters Tod. Unfähig dem seelischen Druck und der Betrübnis zu widerstehen, fällt sie bewusstlos zu Boden. Damit weckt sie das Erstaunen der Sklavenmädchen und der Wachen, die angerannt kommen und nicht verstehen können, weshalb die Frau, die zur Gemahlin des Sultans auserkoren ist, vom Tod eines Christensklaven dermaßen erschüttert ist.
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Die letzte Szene zeigt einen abgelegenen Platz außerhalb der Palastmauern. In kurzer Entfernung sieht man durch die Bäume das Minarett einer Moschee. Orosmane und Corasmino, im Schatten verborgen, warten auf das Erscheinen von Zaira, die in Begleitung von Fatima auch bald kommt. Nerestano ist ein wenig später zur Stelle.
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Das Mädchen hat sich entschlossen, ihrer Liebe zu Orosmane abzuschwören, um in ihr eigenes Land zu ihrem Volk zurückzukehren. Der dunkle Schatten des Vaters ist aufgestanden zwischen Zaira und ihrer Liebe. Aus dem Schutz der Dunkelheit springt Orosmane plötzlich hervor und sticht auf die Frau ein, von welcher er denkt, dass sie an ihm des Verrates schuldig geworden ist. Aus den letzten Worten der sterbenden Zaira, erfährt er, dass Nesterano ihr Bruder und nicht ihr Liebhaber ist. Zu spät bedauert der Sultan seine alberne und ärgerliche Eifersucht. Orosmane tötet sich selbst und bricht über dem leblosen Körper der Frau zusammen, die nun nicht mehr die Seine sein kann.
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