Schöne Oper - kaum bekannt
Licinio Refice [1883-1954]
Margherita da Cortona
Legende in einem Prolog und drei Akten
Libretto von Emidio Mucci
italienisch gesungen
Uraufführung am 1. Januar 1938 in Mailand, Teatro alla Scala
unter dem Dirigenten Franco Capuana
Charaktere:
Margherita (Sopran)
Ihr Vater (Bass)
ihre Stiefmutter (Mezzosopran)
Arsenio (Bariton)
Chiarella, eine Hirtin (Sopran)
Uberto (Tenor)
Ein Jagdaufseher (Bass)
Ein Richter (Bass)
und weitere
Das Geschehen spielt im 13. Jahrhundert in Italien
Margarete von Cortona mit Hündchen
EXPOSÉ
Prolog:
Margherita hat das elterliche Haus verlassen, weil der Vater wieder geheiratet hat. Die Stiefmutter ist ihr nicht wohlgesonnen ist und die Kleine bekam ständig Prügel.
Erster Akt:
Wenn die Natur ein armes Mädchen mit Schönheit gesegnet hat und es seine Chance nutzt, kann es durchaus Karriere machen. Der begüterte und Adelige Arsenio greift die Verlassene auf und macht sie zu seiner Konkubine. Moralische Bedenken verschwinden schnell, wenn man Hunger hat und ein Dach über dem Kopf in Aussicht gestellt wird.
Doch das Schicksal schlägt zu, denn Arsenio wird ermordet. Der Tod ereilt ihn auf der Jagd. Die Zurückgebliebene unternimmt einen Versuch, zu ihrem Vater zurückzukehren. Doch die Stiefmutter blockt ab und die Tochter wird nicht mehr ins Haus gelassen.
Der Verdacht des Mordes fällt auf Chiarella und ihren Bruder. Die Hirtin war von Arsenio ebenfalls verführt und dann abgeschoben worden. Margherita hatte sie unabsichtlich verdrängt und ihren Platz eingenommen.
Zweiter Akt:
Der Nächste bitte! Ein Anderer bietet seine Hilfe an und Margherita wechselt das Lager. Der Begünstigte ist Uberto, ein politischer Gegner Arsenios.
Das Schoßhündchen Margheritas findet die Leiche Arsenios, die schon halb verwest im Morast liegt. Margherita ist schockiert und flüchtet sich in den religiösen Wahnsinn. Schon bald findet ihre Spürnase heraus, dass Uberto der Mörder ihres verflossenen Liebhabers ist.
Chiarella und ihr Bruder werden zum Tode verurteilt. Margherita regt sich wahnsinnig auf und bietet dem Richter stellvertretend ihr Leben an, wenn er die beiden frei lässt. Sie nennt den Namen des Täters, doch Uberto unterstellt ihr geistige Umnachtung. Der Richter ist ein gütiger, weiser Mann und setzt die Vollstreckung des Urteils aus.
Dritter Akt:
Margherita ist nach Cortona umgezogen und Franziskanerin geworden. Der Adel schart sich um Uberto. Als Nonne engagiert sie sich auch politisch. Mit einem mächtigen Kreuz tritt sie aus dem Kirchenportal und verhindert einen Bürgerkrieg.
Wie einst Thais von Alexandria tut die Reumütige fleißig Buße. Zur Messe erscheint sie immer mit einem Strick um den Hals. Bei der einfachen Bevölkerung macht es Eindruck, wenn jemandem seine Sünden Leid tun. Margherita wehrt sich gegen jede Art von Verehrung und behauptet, sie sei eine Unwürdige.
Vergeblich - denn die Kirchenmaler späterer Jahre verleihen ihr einen Heiligenschein. Keiner versäumt es, sie mit Hündchen abzubilden, damit jeder Gläubige sogleich weiß, welche Heilige auf dem Votivbild zu sehen ist.
Cortona
Anmerkung:
Licinio Refice ist in erster Linie Komponist von geistlichen Werken. Er studiert am Liceo die Santa Cecilia in Rom und wurde 1910 zum Priester geweiht. Neben Lorenzo Perosi (1872-1956) gilt er als Reformator der Sakralmusik und bekleidet von 1911-1947 die Position des Dirigenten an der Capella Liberiana an Santa Maria Maggiore in Rom.
Seine Liebe zur Oper konnte der Geistliche nicht verheimlichen. Er komponierte in späten Jahren zwei Werke dieser Gattung. Gegenstand der Beschreibung waren Personen der kirchlichen Ikonographie. Als Hauptwerk gilt 'Margherita da Cortona'. Der Komponist starb in Rio de Janeiro während der Vorbereitungen für eine Aufführung seiner Oper 'Cecilia'. Renata Tebaldi sollte die Titelpartie übernehmen.
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März 2010, musirony - Engelbert Hellen