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Schöne Opern – etwas anders erzählt

 

ein Bild 


Giuseppe Verdi [1913-1901]

Aida


Melodram in vier Akten

Libretto: Antonio Ghislanzoni

Nach einem Sketch des Ägyptologen A. F. F. Mariette, Bey

entstanden: 1869/70


Uraufführung Teatro Khediviale del Cairo am 24. Dezember 1871

unter der Leitung von Giovanni Bottesini


Erstaufführung in Italien: Teatro alla Scala am 8. Februar 1872

 

 

Darsteller:
Aida, eine äthiopische Geisel
Rhadames, Ägyptischer Heerführer
Amneris, Tochter des Pharao
Amonasro, König der Äthiopier
Rampfis Hohepriester
Der König
Eine Tempeltänzerin

Die Begebenheit spielt im Alten Ägypten
zur Zeit der Kriege mit Äthiopien,
theorethisch um etwa 2000 v. Chr.


Der Khedive Ismael Pascha
 



DIE HANDLUNG 

 
Erster Akt:

Die Vereinigung „beider Länder“ geht nicht ohne Blutvergießen über die historische Bühne. Rhadames, militärisch bereits dekoriert, hätte gern den Oberbefehl über die ägyptischen Truppen, um die aufmüpfigen Äthiopier zur Ordnung zu rufen. Er fragt den Hohepriester, ob die heilige Isis schon ihre Zustimmung gegeben habe. Die Genannte hat keine Einwände und Rhadames ist erkoren. Er freut sich über das positive Resultat aus zwei Gründen. Nun kann er endlich losschlagen und seine Ehrenabzeichen ergänzen. Noch wichtiger ist ihm aber, die Gunst der holden Aida zu erlangen, einer äthiopischen Königstochter, die am Pharaonenhof als Geisel frei herumlaufen darf. Mit dem neuen Ehrenamt kann Rhadames  sich nun vor ihr wichtig machen, obwohl er das gar nicht nötig hätte, denn Aida fährt voll auf ihn ab. Noch ist es eine heimliche Liebe, von der niemand etwas weiß bis auf Amneris. Die Pharaonentochter hat ihre Spürnase geschärft und argwöhnt, dass zwischen den beiden etwas läuft. Sie missbilligt die Zuneigung der Äthiopierin, denn sie hat den jungen Feldherrn als Lustobjekt  ins Auge gefasst und möchte von seinen starken Armen umfangen werden. Konflikte jeglicher Art sind vorprogrammiert. Rempeleien an der Südgrenze veranlassen den Pharao, den Befehl zum Zuschlagen zu erteilen. Hofstaat und Dienerschaft sind versammelt und wünschen dem frischgebackenen Oberbefehlshaber Glück auf seiner Reise in den Sudan. Aida ist sich nicht schlüssig, ob nun die Liebe oder das Vaterland vorrangig zu behandeln ist. Sie entscheidet sich für das Vergnügen und wünscht dem Geliebten trotz vaterländischer Bedenken alles Gute und fröhliches Gelingen seiner Mission.

SZENENWECHSEL


Jeder Sandalenoper seine Tempelszene! Man schreitet zum Heiligtum des Kriegsgottes, der zufällig
Vulcan heißt, was auf die Eruptionen hindeutet, die bei militärischen Abwicklungen unvermeidlich sind. Während Rhadames das heilige Schwert anvertraut wird, ertönen die liturgischen Gesänge der Sacerdotessa, wahrscheinlich kein Covergirl, denn sie hält sich klugerweise im Hintergrund.

.

Zweiter Akt:

Es hat sich bereits im Palast herumgesprochen: Rhadames hat den Blitzkrieg gewonnen. Amneris wartet voller Sehnsucht auf die Heimkehr des Helden und verleiht ihren Empfindungen Ausdruck: "Ah vieni amore mio!" Die Sklavinnen putzen die Pharaonentochter heraus, die schön sein will für den Geliebten. Der Lorbeer für den Sieger liegt bereit: es ist die Liebe der Herrin. jubeln die Dienerinnen, Die Gefeierte hat eine Vorliebe für Palmenschnaps, man hört  nichts anderes von ihr als: Komm Geliebter, mach mich trunken.

 

Aida nähert sich und die Stimmung der Pharaonentochter wird düster. Die Argwöhnische heuchelt Anteilnahme am Schicksal der Besiegten und signalisiert, dass Rhadames auf dem Schlachtfeld der Todesstoß gegeben wurde. Aida glaubt die Lüge und ist tief getroffen. So entlockt Amneris der Verstörten das Geheimnis ihrer Liebe und sieht ihre Befürchtungen bestätigt. Die schöne Äthiopierin, als Königstochter gleichrangig neben der Pharaonentochter - Palastanlagen und Wohnungseinrichtung sind vielleicht ein bisschen bescheidener, vielleicht wohnt sie auch in einem Kral - stehen sich offen als Rivalinnen gegenüber. Aus ihrer Sicht fühlt sich die Mächtigere getäuscht und hintergangen.  „Erzittere erbärmliche Sklavin! Diese Liebe kann den Tod dir bringen“ schüchtert sie die Unterwürfige ein. Diese bittet die Götter, ihr in ihrer Pein beizustehen.

SZENENWECHSEL
 


Am Stadttor von Theben wird dem heimkehrenden Sieger aufgewartet. Was Rang und Namen hat ist erschienen. Der König sitzt unter einem Baldachin, vermutlich verwitwet, denn den Platz an seiner Seite belegt seine Tochter Amneris. Der Pöbelchor jubelt, das Erplünderte wird vorgeführt, das Ballett tanzt und die Hofkapelle bläst den Triumphmarsch. „Tritt näher! Meine Tochter soll dir den Siegeskranz überreichen, und jetzt bekommst du als Lohn für deine Taten das, was du dir schon immer gewünscht hast“. Die königliche Bescherung für den Sieger ist die strahlende Thronfolgerin. Rhadames ist ein wenig betreten. Er kann das kostbare Angebot unmöglich ablehnen und lenkt zunächst vom Thema ab.

 

Die Gefangenen sollen vorgeführt werden! Wichtig ist es im Moment nicht. Aida erkennt ihren Vater und hat nichts Eiligeres zu tun, als ihn vorzustellen. Geistesgegenwärtig, kann dieser vertuschen, als äthiopischer König herumgereicht zu werden, indem er behauptet, er habe diesen auf dem Schlachtfeld von Lanzen durchbohrt herumliegen sehen.

 

Zwischen beiden Völkern gab es diplomatische Beziehungen und der Pharaonenhof wird wissen, wie der äthiopische König tatsächlich aussieht. Somit kann Amonasro  sein angebliches Königtum nur umgangssprachlich gemeint haben und ist in Wirklichkeit nur Bürgermeister, bestenfalls Kleinkönig einer Grenzstadt. Amonasro ein Hochstapler?

 

Rhadames und Ramfis stehen sich uneinig gegenüber, ob der Wunsch der Gefangenen nach Freilassung  erfüllt werden soll oder nicht. Der König zeigt sich gnädig, bestimmt aber, dass Aida und ihr Vater bei Hofe bleiben. Die Pharaonentochter hat Rhadames und Aida beim Austausch liebevoller Blicke beobachtet!.

 

Dritter Akt:

Amneris möchte für ihr zukünftiges Eheglück das Wohlwollen der heiligen Isis erlangen und betritt mit kleinem Gefolge die Loretto-Kapelle an den Ufern des Nils. Der Hohepriester Ramfis ist zugegen, um die Zeremonie zu leiten. Die Königstochter ahnt nicht, dass dieser Palmenhain auch von Liebenspärchen frequentiert wird, die sich zu geheimem Stelldichein treffen.

Aida ist schon da. Wo bleibt Rhadames? Was wird er sagen? Um die Wartezeit zu überbrücken singt Aida die Nil-Arie. Es raschelt im Wüstensand, aber wer da kommt ist nicht der erwartete Geliebte, sondern der Herr Papa. Um die Tochter für seine Pläne geschmeidig zu machen, weckt er Heimatgefühle in ihr, erzählt ihr von den duftenden Wäldern und der Tempel Gold. Aida soll sich patriotisch verhalten und aus dem Heerführer herausbekommen, wo das nächste Gemetzel stattfinden wird. Der Vater setzt sie psychologisch unter Druck und Aida verspricht eine gehorsame Tochter zu sein. Rhadames trifft mit Verzögerung ein und freut sich, seine holde Aida wiederzusehen. Amonasro hat sich im Gebüsch versteckt, um dem Dialog zu lauschen. Der Ankömmling versucht Aidas Eifersucht zu beschwichtigen, und das Mädchen schlägt vor, der rachsüchtigen Pharaonentochter den Rücken zu kehren. Folgen soll er ihr in die Heimat, sie offeriert dem Erwartungsvollen ihre grenzenlose Liebe. Rhadames sieht darin tatsächlich eine Verlockung und schlägt als Fluchtweg die Passage durch die Höhlen von Napata vor. Amonasro in seiner Naivität meint nun, den Ort gehört zu haben, an dem das Schlachtgetümmel geplant ist, kommt aus dem Gebüsch und stellt sich endlich ordentlich als König von Äthiopien vor.

 

Amneris ist mit ihrer Andacht ein wenig früher fertig geworden und kommt mit dem Gefolge aus dem Isistempelchen. Die Überraschung ist auf beiden Seiten perfekt. Allmächtiger Ptah! Was geht hier vor? In der Nacht vor ihrer Hochzeit die verhasste Rivalin an der Seite ihres Geliebten? Verrat! Amonasro versucht  Amneris zu erdolchen, wird aber von den Bodyguards daran gehindert. Aida und ihr Vater fliehen, Rhadames lässt sich festnehmen.
 
Vierter Akt:

„Entflohn ist die Rivalin, die verhasste!“ Amneris stellt es mit Genugtuung fest. Die Niederlage welche  Rhadames ihr zugefügt hat, verzeiht sie großzügig und setzt ihren Einfluss ein, die Verurteilung durch das Priestergericht zu verhindern. Er ist des Landesverrats angeklagt! Wenig umsichtig stößt er den Klerus vor den Kopf, indem er zu berechtigten Vorwürfen hochmütig schweigt, obwohl die Beweislage erdrückend ist. Amneris gibt nicht auf und hält an ihrer Illusion fest. Sie will dem Treulosen Schutz gewähren, wenn er Aida entsagt. Rhadames bleibt störrisch und entschuldigt sich nicht einmal für sein Fehlverhalten. Die Prinzessin richtet ihren Zorn gegen die Richter, die den Landesverräter zum Tode verurteilen, so wie es das ägyptische Gesetz vorsieht.

 

SZENENWECHSEL

„Rhadames, dein Schicksal ist besiegelt. Den Tod der Schändlichen wirst du sterben. Unter dem Tempel des zürnenden Gottes gehst du in dein Grab.“ hatte der Urteilsspruch gelautet. So ist es beschlossen, so wird es geschehen. Aida hat die Situation erahnt. Zum Zugang der unterirdischen Gewölbe hat sich die Schlaue rechtzeitig einen Nachschlüssel anfertigen lassen und ist nun zum grandiosen Schlussduett pünktlich zur Stelle. Rhadames wird eingeliefert und der Stein vor den Eingang gewälzt. Wegschieben misslingt und so singen beide „Lebe wohl, o Erde, Tal der Tränen“ und nehmen Abschied von einem Leben, in dem Vernunft und Augenmaß eine untergeordnete Rolle spielten „Isis ist besänftigt“ bestätigt Amneris „Friede sei beschieden!“ Na endlich, ein paar Fledermäuse flattern auf und der Vorhang schließt sich.


Dar Elopera Al Misria

Anmerkung:

Die Uraufführung war ursprünglich zur feierlichen Eröffnung des Suez-Kanals vorgesehen, wurde aber wegen des deutsch-franzlösischen Krieges verschoben. Auftraggeber war der ägyptische Vizekönig Ismael Pascha.


 

***

© MUSIRONY 2006 – Engelbert Hellen

 

 

 

 


 


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