Schöne Oper - kaum gehört
Puerto de Sol, Toledo
Gaetano Donizetti [1797-1848]
Sancia di Castiglia
Sancha von Kastilien
Opera seria in zwei Akten
italienisch gesungen
Libretto von Piero Salatino
Uraufführung am 4. November 1832 in Neapel, Teatro San Carlo
Charaktere:
Sancia (Sancha) – Königin vom Kastilien (Sopran)
Garzia (Garcia) – ihr Sohn (Mezzosopran)
Rodrigo – Minister (Tenor)
Ircano – sarazenischer Prinz (Bass)
Die Handlung spielt in Toledo (Spanien) im Jahre 990
Ircano
INHALTSANGABE
VORSPIEL
Erster Akt:
Die verwitwete Königin Sancia von Kastilien wurde von den Galliern militärisch angegriffen. Waffenhilfe gegen den Feind bot ihr der maurische Prinz Ircano. Der Helfer in der Not erwartet als Gegenleistung Herz und Krone. Sancia ist bereit, beides freudig zu geben, stößt aber auf die Opposition der Hofclique.
Wie kann die Königin den Thron verschenken, wenn nicht mit letzter Sicherheit festgestellt ist, ob ihr Sohn Garzia tatsächlich im Kampf gefallen ist? Diese Ungewissheit bedrückt auch Ircano und er teilt diese Besorgnis seinen Gefährten mit. Rodrigo, der erste Minister, rät Sancia, Zeit zu gewinnen. Sie soll die geplante Hochzeit verschieben, denn es könnte sein, dass der Sohn dem Schlachtfeld entronnen ist – Zeugen wollen ihn gesehen haben. In diesem Fall wäre er der Thronerbe und sie sei nicht befugt, den Platz anderweitig zu vergeben.
Sancia ist unglücklich, denn nun zeigt der Geliebte Härte und verweigert ihr seine Zuneigung. Ihre Hofdamen versuchen, die Herrin aufzumuntern und empfehlen ihr, auf ihrem persönlichen Glück zu bestehen und sich durchzusetzen. Sancias Gefühle sind stärker als ihre Vernunft und der Minister muss erneut all seine Überredungskunst aufbieten, damit sie von der Hochzeit Abstand nimmt.
Sancia weiß, dass der Hof hinter dem Minister steht und die Granden einen maurischen Prinzen als König von Kastilien nicht akzeptieren würden. Sie fleht Rodrigo an, ihrem persönlichen Glück keine Schwierigkeiten entgegenzusetzen, seinen Einfluss geltend zu machen und die Höflinge an ihren Treueeid zu erinnern. Die Hochzeit gegen das Einverständnis des Ministers durchzusetzen traut sie sich nicht, weil möglicherweise ein Blutbad zwischen seinen Anhängern und denen des Fremden die Folge wäre.
Mut und Rhetorik haben die Königin verlassen. Ihre Heiratserklärung hatte sie dem Hof vorgetragen und war auf maßlose Empörung gestoßen. Der Mohr habe seine Schuldigkeit getan und jetzt könne er gehen, ist die vorherrschende Ansicht.
Unvermutet steht Garzia in der Halle. Die Untertanen atmen auf, denn nun hat der Fremde alle Ansprüche verwirkt. Sancia ist sich nicht schlüssig, ob sie über die Ankunft des verloren geglaubten Sohnes wirklich glücklich sein soll, denn sie bezahlt teuer mit Ircanos Liebe und ihrem persönlichen Glück. Die Höflinge beeilen sich, dem Angekommenen zu erzählen, wer während seiner Abwesenheit im Herzen der Mutter seinen Platz eingenommen hat. Unschlüssig, wie er reagieren soll, befiehlt der Thronerbe dem Prinzen, am nächsten Morgen abzureisen.
Zweiter Akt:
Die Feierlichkeiten zu Garzias Krönung werden in Gang gesetzt. So leicht lässt sich Ircano jedoch nicht abschütteln. Er bringt seine angeblich grenzenlose Liebe ins Feld und kann die ewig Unentschlossenen wieder ganz auf seine Seite ziehen. Es gelingt dem Verwegenen sogar, ihr das Versprechen abzuringen, Gift in den Krönungswein zu schütten, damit das Hindernis auf seinen Herrschaftsanspruch endgültig beiseite geräumt ist. Doch Garzia verhält sich unerwartet nachgiebig, und hat keine Einwände, wenn die Mutter den Mann ihrer Liebe heiraten will.
Bevor sie nun den Inhalt der Giftampulle in das Trinkgefäß kippt, fällt ihr Blick noch einmal auf das Bild an der Wand und sie nimmt die Ähnlichkeit von Vater und Sohn in sich auf. Sancia schreckt vor der Schandtat zurück und wirft die Giftampulle beiseite.
Ahnungsvoll hat Ircano aus seinem Versteck den Vorgang beobachtet und kippt nun selbst das tödliche Pulver in den bereitstehenden Trunk. Das Protokoll sieht vor, dass der Thronfolger aus dem Becher trinkt, wenn er den Treueeid auf die Gesetze des Landes leistet. Die Feierlichkeiten beginnen bereits und der Vorgang kann, ohne Aufsehen zu erregen, nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Erneut erklärt Garzia großzügig seine Bereitschaft, aus Sohnesliebe die Vermählung seiner Mutter mit Ircano zu akzeptieren, um ihrem Glück nicht im Wege zu stehen. Erdrückt von seiner Großmut und ihrer Schuld sieht Sancia keinen anderen Ausweg, als sich selbst zu töten. Sie bekennt ihre verbrecherische Absicht, belastet Ircano als den Vater des Gedankens, und setzt den Giftbecher an ihre Lippen.
Bevor Ircano festgenommen wird, schleudert er der Verzweifelten entgegen, dass er sie nie geliebt habe. Sancia begreift seinen Zurückweisung nicht und hält an ihrer Liebe fest, bis das Gift zu wirken beginnt und der eintretende Tod ihrem Leben ein Ende setzt.
Das Volk steht erschüttert vor der Tragödie und hofft auf eine friedliche Zukunft unter dem rechtmäßigen neuen König.
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musirony 2010 – Engelbert Hellen