Schöne Oper – neu entdeckt
Giovanni Simone Mayr [1763-1845]
Demetrio, Re di Siria
Oper in zwei Akten
italienisch gesungen
Libretto von Ludovico Piossasconach einer Vorlage von Pietro Metastasio
Uraufführung 1823 am Teatro Regio in Turin
Dauer etwa 160min.
Charaktere:
Cleonice, Königin von Syrien (Sopran)
Alceste / Demetrio, ihr Geliebter (Mezzosopran)
Olinto, sein Rivale (Tenor)
Fenicio, Zievater Alcestes (Bass)
Barsene, Vertraute Cleonices (Sopran)
Mitrane, Kapitän der königlichen Wachen (Tenor)
Demetrios II. Nikator regierte von 146 – 139 v. Chr. das Seleukidenreich
HANDLUNG
SINFONIA
Erster Akt:
Alesander Balla konnte die Schlacht um den Seleukidenthron für sich entscheiden und den regierenden König Demetrio Soter in die Flucht schlagen. Sein gefährdetes Söhnchen, welches auch Demetrio heißt – die Bezeichnung „Nikator“ verleiht ihm die Geschichtsschreibung erst später – gibt er in die Obhut seines Freundes Fenicio, der ihn verstecken soll, damit er gesund bleibt und eines Tages zu blutiger Rache fähig ist. Er selbst flüchtet nach Kreta, wo Freunde wohnen, die ihm treu ergeben sind.
Der kleine Demetrio weiß gar nicht, dass er ein Königskind ist und treibt sich am liebsten in den heimischen Wäldern herum. Geheim bleiben, kann seine Herkunft aber nicht, auch wenn er sich Alceste nennt, denn er überragt seine Altersgenossen an Wuchs und Geist. Er verliebt sich sogar in eine Prinzessin - es ist ausgerechnet die Tochter von Alesander Ballas. Wo hat er Cleonice nur kennengelernt? Ist sie ihm auf der Jagd nach Wildbret begegnet?
Demetrio erhält die Nachricht, dass sein Vater im Exil in Kreta gestorben ist. Zu Gunsten seiner Liebesbeziehung söhnt er sich mit Alesander Balla aus. Dieser will gegen einen auswärtigen König Krieg führen und braucht einen fähigen General. Er hat von seinem Talent gehört und Feuer gefangen. Demetrio gelangt zu militärischen Ehren und kann sich vor seinem Volk profilieren. Fenicio bereitet seine zukünftige Herrschaft sorgfältig vor. Mitrane, der Führer seiner Leibwache, ist ihm dabei eine wertvolle Stütze und wird von der Zofe Barsine entlohnt.
Die Liebesgeschichte und spätere eheliche Verbindung mit Cleonice ist purer literarischer Unsinn, denn Demetrio war mit der ptolemäischen Königin Kleopatra Thea verheiratet, die ihn allerdings umbringt. Aber wir wollen dem Librettisten jetzt nicht das Konzept verderben, damit mit dem zweiten Akt - wie vorgesehen - weitergemacht werden kann.
Zweiter Akt:
Den Kretern ist daran gelegen, dass Demetrio bald auf den Thron seines Vaters gelangt und sind bereit, seine Rechte mit der Waffe zu verteidigen. Alesander beobachtet die gefährliche Entwicklung und will das Feuer im Keim ersticken. In der Entscheidungsschlacht büßt er sein Leben ein.
Obwohl von Demetrio herbeigewünscht, kommt Fenicio zu diesem Zeitpunkt sein Tod ungelegen. In der Hauptstadt Seleukia hat der Prinz sich bisher kaum blicken lassen, weil er militärisch ans Schlachtfeld gebunden war. Viele „Thronfolger“ fühlen sich berufen, den Platz des Vaters einzunehmen und versuchen, den Erben auszuschalten.
Cleonice ergeht es wie Penelope. Sie wird von Freiern bedrängt, damit sie sich einen Gemahl aussucht. Wo bleiben die kretischen Freunde, die die Eindringlinge in die Flucht schlagen sollen? Wo bleibt Demetrio selbst? Die Freier drängen auf Entscheidung und Cleonice ist gezwungen freundlich zu bleiben und sich eine Verzögerungstaktik auszudenken. Olinto ist der Aufdringlichste. Einen Teppich zu knüpfen, wie ihre Vorgängerin, hat sie keine Lust. Demetrio muss sich nicht verstecken, kann Autorität demonstrieren und eilt alsbald herbei.
Doch die Freier verlangen, dass er sich legitimiert. Barsene soll herkommen und bezeugen, dass er auf der zweiten Zehe des rechten Fußes eine Warze hat. Damit ist seine Identität geklärt. Nun kann ihm die väterliche Krone auf das Haupt gesetzt werden und Cleonice darf sich mit den Kronjuwelen schmücken.
Anmerkung:
In jüngerer Zeit erfahren die Opern Giovanni Simone Mayrs, allen voran seine „Medea in Corinto“, eine Wiederbelebung. Der „Demetrio, Re di Siria“ ist in Mayrs Titelverzeichnis zeitlich die letzte seiner Opern. Am Wielki Teatr in Poznan gelang 2011 eine spektakuläre szenische Aufführung, der eine Einspielung auf Tonträger im schweizerischen Moutier folgte.
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2012 musirony - Engelbert Hellen