musirony - Roberto Devereux
 

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Schöne Oper - gern gehört

 

Gaetano Donizetti [1797-1848]

Roberto Devereux

Roberto Devereux ossi il conte di Essex


Opera seria in drei Akten

italienisch gesungen 

Libretto von Salvatore Cammarano
nach der Tragödie 'Elisabeth d'Angelterre' von François Ancelot 

Uraufführung am 29. Oktober 1937 in Neapel, Teatro San Carlo

Charaktere:

Elisabeth
– Königin von England (Sopran)
Roberto Devereux – Graf von Essex (Tenor)
Herzog von Nottingham (Bariton)
Sara – Herzogin von Nottingham (Mezzosopran)
Lord Cecil - Lordkanzler(Tenor)
Sir Gualtiero Raleigh - Höfling (Bass)
und weitere

Das Geschehen spielt in London zu Beginn des 17. Jahrhunderts 


HANDLUNG

OUVERTÜRE

Erster Akt: 
 

1
Ist es Fürsorge oder quittiert der Hofdamen-Chor es hämisch, wenn Kummer die Herzogin von Nottingham bedrückt? Sie hat einen tiefen Seufzer getan und ihr Angesicht ist leichenblass. Bestimmt ist es ein schwerer Kummer, der sie im Herzen bewegt. Sara soll sich fassen und frei erzählen, weshalb sie trauert. Sie soll nicht leugnen, denn alle sehen, dass sie einen großen Schmerz in der Brust verborgen hält. Sara gibt zu, dass ihr Herz sie verraten hat und schwindelt, sie habe ein Buch gelesen - das Schicksal der Romanheldin ging ihr zu Herzen und jetzt weint sie um Rosamunde. Wenn sich das so verhält, wäre es besser, in dem Buch nicht weiterzulesen, denn sonst richtet sie sich noch zugrunde. Sara wird von den Freundinnen weiterhin bedrängt, bis sie ihrem Herzen schließlich Luft macht. Ihr Schicksal sei mit dem Rosamundes nicht zu vergleichen, diese hat der Tod schnell erlöst, während der Himmel zu ihr unbarmherzig ist und ihr ihre einzige Freude entzieht. Nun stirbt sie ein Leben lang vor sich hin. Woraus die einzigartige Freude besteht, erklärt Sara jedoch nicht.

2
Sara wird von der Königin offenbar favorisiert, denn Elisabeth hält ihr die Hand zum Kuss hin, während sich die übrigen Damen in den Hintergrund verziehen. Elisabeth ist missgestimmt, denn sie befürchtet Verrat. Den Grafen von Essex hatte sie an die irische Küste geschickt, doch er ist ohne ihre Erlaubnis nach London zurückgekehrt. Nun soll der Gatte Saras, der mit dem Unbotmäßigen befreundet ist, schnellstens dafür sorgen, dass er herkommt, damit sie ihn unter ihre Kontrolle bringen kann. Aber war der Graf der Königin nicht immer treu ergeben? Elisabeth will all ihre Sorgen vor der lieben Hofdame enthüllen - eine schreckliche Ahnung habe ihren Verdacht erweckt. Vermutlich hat er sich des Hochverrats schuldig gemacht, aber das wäre nicht das Schlimmste: Elisabeth befürchtet, dass eine Rivalin ihr sein Herz stehlen will. Diese Person soll sich nur in Acht nehmen, denn – Sara kann ihr ruhig glauben – die königliche Rache wird entsetzlich sein. Sollte ein Weibsstück es wagen, sich an ihn heranzumachen, wäre das genau so schlimm, als wenn man ihr die Krone stehlen wollte. Sara kann es nicht unterbinden, dass ihre Zähne zu klappern beginnen.

Seiner Liebe süße Freuden,
die der Himmel mir gewährte,
schien ein größeres Glück uns beiden
als Königswürde je bescherte.

Wehe, wenn er mich verraten
und sein Herz mir nicht gehört;
alle Freuden dieses Lebens
scheinen dann nicht lebenswert."

3-4
Herzog Cecil erscheint mit Sir Gualtiero Raleigh, um den Grafen von Essex bei der Königin anzuschwärzen. Sara schwant Unheil, denn sie sieht bösen Hass in den Zügen des Lordkanzlers. Cecil behauptet, vom Parlament geschickt worden zu sein, um eine Anklage gegen den Grafen von Essex vorzubringen. Schuld habe der Verräter auf sich geladen! Die übergroße Milde der Königin könne das Urteil noch verzögern. Die Anklage vorzutragen, um ein niedriges Verbrechen anzuprangern, sei von jeher die Sache des Rates. Elisabeth stellt fest, dass der Kronrat anklagen kann, soviel er will, die Beweise müssen jedoch ihr genügen, wenn es zur Verurteilung kommen soll.

Ein Page meldet, dass Graf Essex um die Erlaubnis bittet, zu Füßen der Königin Platz nehmen zu dürfen. Cecil und Gualtiero sind empört, dass der Beschuldigte es wagt, zu erscheinen. Wut sei im Begrifft, ihn zu verzehren, bestätigt der eine dem anderen. Das Herz klopft hörbar in Saras Brust. Dasjenige von Elisabeth steigt himmelwärts: Wie in längst entschwundenen Tagen ist der Heißgeliebte wiedergekehrt. Wenn es die Liebe ist, die ihn zu ihr führt, werden alle Menschen zu Staub. Vergeblich werden sie sein Ende fordern. Sieht sie ihn frei von jeder Schuld, lächelt ihm auch ihre Huld. Die beiden Denunzianten bestätigen heuchlerisch, dass dem Schicksal des Beklagten ein heller Stern erstrahlt, der mit Sicherheit jetzt noch nicht verlischt. Elisabeth kann sich von ihrem Wonnegefühl nicht trennen und wiederholt ihre Arie: „Vieni, vieni, t'affretta. Ah! ritorna qual ti spero...“

5
Mit „Donna reale, a piedi tuoi ...“startet Roberto seinen großen Auftritt, doch den Verlauf der Unterredung bestimmt die Königin. Roberto soll sich erheben, Elisabeth befiehlt es. Flüchtig und verlegen – von Elisabeth nicht bemerkt – treffen die Blicke Saras auf ihren Schatz, der ihre Besorgnis auffängt. Die Königin will jetzt ihrem Günstling die Leviten lesen und alle Anwesenden haben zu verschwinden.

Elisabeth hebt die Stimme: Im Angesicht seiner Schuld trete er nun wieder vor ihre Augen. Hat er Verrat begangen? Sie ahnt es! Voller List habe er nach der Krone ihrer Ahnen die Hand ausgestreckt! Um die Anschuldigung zu entkräften, öffnet Roberto sein Hemd und zeigt Elisabeth alle Narben und Wunden, die ihre Feinde ihm schlugen. Wessen, bitteschön, beschuldigt man ihn konkret? Im Kampf schlug er die Rebellen nieder und war milde mit den Besiegten. Ist das der Fehler, für den man dem Feldherrn auf ihr Zeichen nun den Galgen zu errichten gedenkt?

Wohin denkt er? Lediglich auf ihren Zuspruch wurde sein Urteil bis jetzt verzögert. Nur dann, wenn sie es befiehlt, bleibt er weiterhin frei. Doch was faselt er da von einem Galgen? Gesetzesstrenge wird für ihn niemals den Tod bedeuten. Elisabeth erinnert sich und ihn: Ihre Fanfare rief einst ihre Krieger auf, das mächtige Cadiz zu schleifen. Er war besorgt, dass während seiner Abwesenheit höfisches Ränkespiel ihm Schaden zufügen könnte. Darauf gab sie ihm einen kostbaren Ring, gekoppelt an das königliche Wort, dass dieses Pfand ihn aus jeder Not erretten würde. Elisabeth denkt an jene glückliche Zeit, in der süße Hoffnung noch ihr Herz erfüllte. Ein Herz voller Liebe nahm sie gefangen. Der Traum von süßer Romantik ist nun entschwunden und ihr Herz hat sich verabschiedet. Roberto fleht, dass sie ihm die Hoffnung nicht nehmen soll, denn danach sei das Weltall für ihn stumm und verlassen, die Krone würde für ihn ohnehin nur Schmerz bedeuten. Den Beweis seines Gehorsams könne er jederzeit antreten. 

Doch Elisabeth will nicht wissen, wie es um seine Kampfeslust bestellt ist, sondern wie es mit den Beweisen seiner Liebe aussieht. Er will also kämpfen, doch weiß er auch, dass heiße Tränen um ihn vergossen werden, wenn er sich in Gefahr begibt? Ein Herz, welches ihm in Liebe zugetan sei, würde erzittern. Von welchem Herzen spricht die Königin? Roberto soll nicht so dumm tun, sondern ihr den Namen der Geliebten nennen, damit sie das glückliche Paar zum Altar führen kann.

Roberto leugnet und behauptet, dass sie sich irre. Elisabeth verliert die Geduld. Das Feuer der Rache durchlodert sie – ihre Seele brennt! Ihr Zorn wird ihn nicht verfehlen. Grausam wird ihre Rache sein. Die Rivalin muss auch über die Klinge springen. Für Roberto wird es nun brenzlich. Ein Abgrund tut sich vor ihm auf. Dem Sterben ist er nahe, denn das Schwert des Henkers bedroht ihn und wird ihm bald das Verderben bringen. Noch spendet die Lyrik ihm Trost:

Du armes Herz in meiner Brust,
verrate nicht mein Sehnen.
O unglückselige Leidenschaft,
dir bleiben nur die Tränen.
Nur weil Verdacht jetzt auf mich fällt,
muss ich mein Leben lassen -
doch meiner Lieb' Geheimnis
das nehm' ich mit ins Grab, ja mit ins Grab!
Ach Königin...!“

Was ist? Er soll weiter sprechen! Elisabeth will jetzt konkret wissen, ob er sie liebt. Doch die erlösenden Worte kommen nicht über seine Lippen, denn die Bühnenmaschinerie hat

SZENENWECHSEL

verordnet und der Opernbesucher zittert nun um Roberto und seine Geliebte.

6
Nottingham und Roberto sind miteinander befreundet. Doch was hat seine Blässe im Gesicht zu bedeuten? Nottingham wagt nicht zu fragen. Doch Roberto rückt mit der Sprache heraus. Bis jetzt hat die Königin das Urteil noch nicht verkünden lassen, aber in ihren Blicken funkelt grausame Begierde nach seinem Blut. Aber auch Nottingham bleibt von häuslichem Kummer nicht verschont. Ein böses Schicksal missgönnt ihm, mit seiner Gattin glücklich zu sein. Er sagt, dass ein geheimnisvolles Leid Saras Tage verdüstere und sie langsam an den Rand des Grabes führe. Unbemerkt hatte er an ihrer Zimmertür gelauscht und durch den Türschlitz gesehen, dass sie in eine Schärpe goldene Fäden webte. Dabei hat sie geschluchzt und heiße Tränen seien über ihre Wangen gerollt. Unentwegt rief sie den Tod an, dass er sie holen solle. Was ist nur passiert, dass dieses zarte Herz sich maßloser Trauer ergeben kann? Nun verdüstert eine fatale Schwermut auch sein Leben. War er ihr nicht ein stets treusorgender Gatte. Manchmal quält ihn Eifersucht, doch einen konkreten Verdacht hat er nicht. Seine Zweifel verschwinden wieder, denn im Herzen ist Sara ein Engel.

7
Die Königin hat den Kronrat zusammengerufen. Cecil erscheint, um Nottingham zur Versammlung zu begleiten und stellt die Anwesenheit von Essex fest. Bösartig zischelt er ihm zu, dass sein Urteil schon zu lange aufgeschoben wurde. Roberto fürchtet, dass der Freund ihn in der Gefahr nun verlassen könne, doch Nottingham sichert ihm Fürsprache zu.

Ich will dich retten!
Jeder nennt dich hier Rebell,
was dich erwartet, sind die Ketten;
deine Ehre will ich retten.
Himmel höre, dass ein Freund hier für ihn spricht,
ihm das Leben zu bewahren."

Roberto klagt, dass auf der ganzen Welt niemand die Qual seines Herzens verstehen kann, doch überraschend mischt der Opernchor sich ein und erwartet, dass der Himmel den Verbrecher für ein schändliches Vergehen, wie den Bruch der Freundestreue, bestrafen soll. Cecil drängt Nottingham zur Eile.

8-9
Das Finale des ersten Aktes bringt Roberto und Sara noch einmal zusammen. Er hat nichts Besseres zu tun, als ihr eine Eifersuchtsszene hinzulegen. Konnte die Falsche nicht auf ihn warten, bis er aus dem Krieg zurück war, anstatt Nottingham zu heiraten? Nicht ein einziges Mal hatte er ihr gestattet, sie zu sehen! Sara widerspricht: Gemäß dem Wunsch des sterbenden Vaters, versprach die Königin ihrer Hofdame, sie glücklich zu vermählen. Sara wehrte sich und flehte umsonst, aber mit Gewalt habe man das arme Waisenkind ins Brautgemach gezerrt und in ihr eigenes Totenbett gelegt! Sie rät dem Geliebten, sein Herz der Königin zu schenken, zumal er auch ihren kostbaren Ring am Finger trägt. Verächtlich wirft Roberto den Ring von sich, damit Sara erkennt, dass ihm das Unterpfand von Elisabeths Liebe nichts bedeutet.

Sara rät, er solle sie verlassen und sich in Sicherheit bringen. Hätte er ahnen sollen, dass ihr Herz ihn belog? „Roberto, noch ein letzten Wort.“ Sara wagt es, eine Bitte zu tun. Sie soll sein Leben fordern! Gern gibt er es für die Heißgeliebte! Nein, er soll verschwinden, sein Leben soll er retten und ihre Ehre bitte schonen. Sara sinkt zu seinen Füßen nieder, bis er schwört, dass er sich verflüchtigen wird. Gut, in der nächsten Nacht wird er verschwinden, heute geht es nicht mehr, weil das Morgenrot schon aufzieht. Das emotionale Dilemma ist komplett! Grausame Stunde! Sara gibt ihm noch eine bestickte Schärpe mit auf den Weg, damit er sie auf sein wundes Herz legen kann. O Abschiedsschmerz! O grauenvolles Los! „Addio! Addio!“ 


Zweiter Akt:


10-11
Die Höflinge erwarten mit hämischer Spannung, wie Elisabeth sich in der Sache verhalten wird. Wenn sie kein Machtwort spricht, besteht für den armen Roberto kaum noch Hoffnung. Einsam und verlassen irrt Elisabeth im Schloss umher und kann sich zu keinem Entschluss durchringen. Ist sein Verderben schon besiegelt? Cecil berichtet, dass der Kronrat ihn zum Tode verurteilte, obwohl sein Freund Nottingham sich lebhaft für ihn eingesetzt hat. Gualtiero wurde mit der Festnahme betraut. Man habe die ganze Nacht nach ihm gesucht, aber erst am Morgen ist er zu Hause angekommen. Sofort hat man ihn entwaffnet und nach Dokumenten durchsucht. Man habe aber nur eine Schärpe bei ihm gefunden, die er fest an seinen Busen drückte. O Schande! Elisabeth weiß Bescheid, dass war das Pfand der Liebe, welches die Rivalin ihm gab, nachdem er die Nacht bei ihr verbrachte!

12
Vor ihren Augen soll er sofort erscheinen. Wut brennt in ihrem Herzen! Nottingham kommt ihrem Befehl zuvor und erbittet Gnade für den Freund, denn die grausame List seiner Gegner will ihn ins Verderben stürzen. Doch Elisabeth bleibt unerbittlich und unterzeichnet das Todesurteil. Eine geheime Rivalin nage an ihrem Herzen, sagt sie. In der Nacht habe der Geliebte sie verraten. Seine Schuld sei erwiesen, er soll dem Tode nicht entgehen. Nottingham ringt um das Leben des Freundes. Sie möge ihn doch bitte nicht zugrunde gehen lassen, auch wenn sie bittere Rache fühle.

13-14

Roberto wird von den Wachen hereingeführt. Elisabeth beschimpft ihn als Feigling und frechen Lügner. Auf dem Tisch liegt die Schärpe. Ein Todesschauer dringt in Robertos Herz ein, als er sie sieht. Endlich bebt er, doch Nottingham bebt mit. Er hat die Schärpe wiedererkannt, an der seine Frau gestickt hat, und realisiert endlich den wahren Sachverhalt. Wie blass sind seine Züge. Niedertracht verbarg der Ehebrecher im Grunde seines Herzens. Feigen Verrat hat der elende Schuft gewagt! Jetzt ist Elisabeth wieder an der Reihe. Die falsche Seele ist voller Undank, aber ihre Rache wird ihn ereilen. Sie sei die Tochter von König Heinrich und mit einem unbarmherzigen Tod soll er rechnen. Für sich selbst zittert er nicht, behauptet Essex, doch dass er die Geliebte in Gefahr gebracht hat, lässt allen Mut in ihm erstarren. Nottingham tönt, dass das Schwert des Henkers siegen und der Verräter zu seinen Füßen niedersinken wird. Elisabeth versteht nicht, weshalb Nottingham sich plötzlich aufregt, die Königin, und nicht er, war es schließlich, die so schwer beleidigt wurde. Jetzt will Elisabeth endlich den Namen der kühnen Rivalin hören. O welch ein Verhängnis, Robert zieht es vor, lieber zu sterben, als den Namen des geliebten Wesens zu verraten. Was er fordert, soll er haben, verkündet Elisabeth wutentbrannt.

15
Das unterschriebene Urteil überreicht die Königin Cecil. „Lasst es alle wissen! Wenn sie Sonne, die jetzt ihren Lauf beginnt, zu Mittag den Höchststand erreicht hat, soll ein Schuss der Kanone ertönen, und dann falle das Beil auf ihn nieder. Der Opernbesucher gruselt sich und der Chor kommentiert, dass der Tag des Grauens dem Bösewicht den Tod bringt. Elisabeth hat seine Vernichtung beschlossen und keine Träne wird für ihn vergossen! Sein Name sei auf ewig geschändet und in den Staub soll sein Körper sinken. Roberto hat seine Sprache wieder gefunden: Die Ehre und der Ruhm wird nicht deshalb getötet, weil das Richtschwert sich vom Blut rötet. Der Königin Hass und ihre grausame Rache kann ihm zwar das Leben, aber nicht den Ruhm nehmen. Nottingham betont, dass keine Strafe sein Verlangen nach Rache, die heiß in ihm brennt, jemals stillen kann. Der Chor fordert, dass der Täter auch im Grab keine Ruhe finden soll. Fort mit dem elenden Feigling! Sein ehrloses Blut soll endlich fließen! Alle reden unaufhörlich das Gleiche, bis der Vorhang fällt.

Dritter Akt:

16-17
Essex ist es gelungen, einen Brief an Sara zu schmuggeln, um sie von seiner Verhaftung zu unterrichten. Er bittet sie, Elisabeths Ring, den er einst achtlos bei ihr zurückließ, der Königin als Zeichen seiner Unterwerfung zuzustellen. An dem wertvollen Stück klebt der Königin Versprechen, ihn vor jeder Gefahr zu beschützen.

Nottingham kommt überraschend hinzu und nimmt vom Inhalt des Briefs Kenntnis. Schärpe und Ring bringen seine Eifersucht auf Touren. Jetzt will er das Blut des Rivalen sehen! Saras Beteuerungen, keinen Ehebruch begangen zu haben, können ihn nicht daran hindern, der Unbotmäßigen Hausarrest zu verordnen. An ihren Platz gebannt, kann sie den Ring nun nicht zu Elisabeth tragen, um Robertos Freilassung zu bewirken. Die Stunde, in welcher der Verurteilte sein schönes Haupt auf den Richtblock legen wird, rückt immer näher und Sara fleht erneut zum Gemahl, sie zur Königin eilen zu lassen. Doch Nottingham kennt kein Mitleid, seine Ehre hat die Treulose geschändet und jetzt gibt er ihr die Quittung. Sara fällt in Ohnmacht.

SZENENWECHSEL

  Tower of London

18-19
Der Strafvollzug hat Roberto in den Tower gesperrt und jetzt wartet er sehnsüchtig auf seine Begnadigung. Die Schreckenspforte soll sich endlich auftun, damit er die frohe Botschaft zur Kenntnis nehmen kann. Jedoch eine böse Ahnung lässt ihn Zweifel an seiner Rettung aufkommen. Den Tod fürchtet er eigentlich nicht – im Krieg ist er ihm zu oft begegnet – doch Saras Tugend soll keinen Schaden nehmen. Dem Freund will er sagen, dass seine Gattin - unschuldig wie ein Engel – dem Gemahl in Treue ergeben war. Im Angesicht des Todes kennt man die Lüge nicht, der Freund muss ihm glauben und die Königin ihn abermals erhören.

20
Die Tür zum Gefängnis knarrt deutlich vernehmbar und die Wachen erklären dem Verurteilten, dass er sich zum allerschwersten Tod bereit machen soll. Den Opernchor lässt es kalt, dass sein Antlitz noch von Tränen nass ist. Seine schöne Tenorarie „A morte! A morte! Ora in terra, o sventurata“ darf Roberto noch zu Ende singen und dann soll er mitkommen, damit das Henkersbeil seine Arbeit verrichten kann. Schon bald wird er vor Gottes Thron stehen.

SZENENWECHSEL

21-22

Elisabeth wartet auf den Ring. Sie hatte Gualtiero ausdrücklich damit beauftragt, sich um den Gefangenen zu kümmern. Sara lässt ebenfalls auf sich warten, um ihr in schwerer Stunde trostreich zur Seite zu stehen. Der Chor ist betreten und stellt fest, dass sich in Elisabeths erregtem Antlitz Seelenqualen spiegeln, obwohl der Ausdruck von Majestät die Königin nicht verlässt. Das wilde Feuer der Wut ist erloschen, denn schließlich ist Elisabeth auch eine Frau.

Als letzte Hoffnung bleibt der Wartenden der Ring, der ihr die Möglichkeit gibt, den Verzweifelten anzuhören, damit sie mit eigenen Augen seine Reue erkennen und ihre Verzeihung erbeten kann. Die Stunden verrinnen. Allein der Gedanke erschreckt sie, dass er, um der Rivalin die Treue zu halten, es vorziehen könnte, zu sterben. Ihr Herz hat ihm vergeben - es macht nichts, wenn er sich mit der fremden Geliebten absetzt, auch wenn sie selbst bis in alle Ewigkeit verlassen zurückbleibt. In ihrer Eigenschaft als Monarchin wird sie ihre Tränen zurückhalten, damit böse Zungen nicht verbreiten können, man habe die Königin in ihrem Seelenschmerz weinen gesehen.

Was bringt Cecil Neues? Hat Essex ihm kein Pfand gegeben, um es der Königin zu bringen? Gar nichts gab er ihm, antwortet Cecil kaltschnäuzig und ergänzt: „Der Treulose macht sich gerade auf den Weg zum Richtblock.“

23
Sara hat sich aus ihrer häuslichen Umgebung befreien können und stürzt jetzt herein, um der Königin den heiß ersehnten Ring wortlos zu überreichen. „Questa gemma d'onde avesti?“ Elisabeth will wissen, woher sie den Ring hat. Sara gibt sich überraschend als Rivalin zu erkennen und bittet Elisabeth, ihre Schandtat zu bestrafen, aber den Grafen am Leben zu lassen. „Me punisci, ma … del conte salva il giorni!“ Gleichzeitig trifft Nottingham ein und berichtet, dass er das Urteil vollstrecken ließ. „Qual terror!“

24
D
as nun folgende Donnerwetter lässt die Grundfesten des Westminster-Palasts erzittern. Elisabeth bezichtigt Sara, dass sie selbst es war, die den Geliebten ins Grab gestoßen hat. Warum hat die Verworfene gezögert, ihr den Ring zu bringen? Nottingham gibt Aufschluss und erklärt, dass er Rache nahm, weil der Graf ihm die Ehre geraubt hat.

Elisabeth setzt nun zu jenem grandiosen Finale an, welches dem Opernbesucher noch auf dem Heimweg in den Ohren klingen wird: „Quel sangue versato al ciel s'innalza... -

Zum Himmel erhebt sich das Blut,
das vergossen - Gerechtigkeit will es,
es schreit nach der Rache.
Der Engel des Todes, er wird euch erreichen,
denn grausame Strafe erwartet euch beide.
Die Tat, die so feige und grausam begangen,
verdienst keine Gnade, verdient nur das Schwert...“

25
Elisabeth will nicht mehr herrschen und auch nicht mehr leben. Diesmal versucht der Opernchor zu beschwichtigen und mahnt, dass die Königin sich auf die Pflichten der Krone besinnen möge. Wer herrscht, lebt nicht zu seinem eigenen Vergnügen! Elisabeth hat im Moment keinen Sinn für moralische Belehrungen. Sie sieht den Getöteten als Gespenst im Palast umherirren - das Haupt hält er in den Händen. Dort wo ihr Thron jetzt steht, wird sich auch ihr ein Grab auftun. In ihrem Schmerz wird sie in den Katafalk steigen, um ihr Leid zu beenden. Die Anwesenden sollen endlich verschwinden, denn in englischen Landen wird in Zukunft Jacob König sein.

Partite!
Io voglio.
Dell'anglica terra
sia Giacomo il Re.
Dell'Anglia Giacomo è re.“


Anmerkung:

Gaetano Donizetti befand sich in Zugzwang. Kurzfristig hatte er für das Teatro San Carlo in Neapel eine Oper abzuliefern, obwohl ihm nach Komponieren überhaupt nicht zu Mute war. Seine Eltern waren im Vorjahr verstorben und seine Frau Virginia lag nach einer Fehlgeburt auf dem Krankenlager. Zudem wütete die Cholera in Neapel und legte das öffentliche Leben lahm.

Dem Komponisten wurde ein Sujet vorgeschlagen, welches im fernen England spielte und von seinem Komponisten-Kollegen Saverio Mercadante einige Jahre zuvor schon einmal vertont wurde. Trotz schwerer persönlicher Schicksalsschläge ließ Donizetti sich nicht unterkriegen und erfand hinreißende Melodien, die seinen Namen erneut in alle Welt trugen.

Kein Wunder, denn Giuseppina Ronzi de Begnis, eine der führenden Primadonnen ihrer Zeit, nahm sich der Hauptrolle an und führte den treulosen Roberto zum Sieg. Sie war der Publikumsliebling ihrer Zeit und hatte schon vorher vier Opern Donizettis aus der Taufe gehoben.

Die Beliebtheit der Oper 'Roberto Devereux' in jüngerer Zeit stützt sich vor allem auf das grandios komponierte Finale, in welchem zur gesanglichen Höchstleistung auch eine dominante Bühnenpräsenz und hohe Darstellungskunst den Ausschlag gibt.

In der Partie der Tudor-Königin glänzten bereits: Beverly Sills, Montserrat Caballé, Raina Kabaivanska, Nelly Miricioiu, Edita Gruberova und neuerdings auch Dimitra Theodossiou.


***
2010 musirony - Engelbert Hellen

 

 





 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

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