Schöne Oper – selten gehört
Gioacchino Rossini (1792-1868)
Demetrio e Polibio
Demetrius und Polibius
Oper in zwei Akten
Libretto von Vincenzina Vaganò Mombelli
italienisch gesungen
Uraufführung am 18. Mai 1812 in Rom, Teatro alla Valle
Dauer: etwa 115min.
Charaktere:
Demetrio, König von Syrien, agiert unter dem Decknamen Eumene - Tenor
Polibio, König der Parther - Bass
Lisinga, Tochter des Polibio – Sopran
Siveno, Sohn des Demetrio – vermeintlicher Sohn eines ehemaligen Ministers des Polibio – MezzospranFerner: Wächter, Soldaten, Priester, Chor
Das Geschehen spielt in Parthien im 2. Jahrh. v. Chr.
Parthische Münzen
Dokumentation
LABEL Dynamic, CD- Einspielung 1992 in Martina Franca unter dem Dirigenten Massimiliano Carraro mit dem Orchestra Sinfonica di Graz,
Gesangsolisten: Gonzales, Surjan, Weidinger. Mingardo
HANDLUNG
Erster Akt:
Am Hof von Ksetiphon regieren nach den Seleukiden die Parther unter ihrem König Polibio. Unter den Höflingen befindet sich auch ein junger Mann namens Siveno, der schon als Kind auf verschlungenen diplomatischen Wegen dorthin gebracht wurde, sich an seinen Vater aber nicht mehr erinnern kann.
Allgemeine hält man ihn für den Sohn eines verstorbenen parthischen Ministers. In Wahrheit ist er aber der Sohn des Königs von Syrien, der ihn Sicherheit bringen musste, da der Kronprinz Gefahr lief, wegen Thronstreitigkeiten sein Leben zu verlieren.
Inzwischen ist am syrischen Königshof wieder Frieden eingekehrt und der Demetrio erinnert sich an seine Sohnespflichten und, dass er eines Tages sein Königreich an seine Nachkommenschaft zu vergeben hat. Unter dem Deckmantel des Botschafters seines Landes begibt er sich nach Ksetiphon, um nachzuschauen, was aus dem Knaben geworden ist.
Dieser umwirbt Lisinga, des Königs einzige Tochter und stößt auf Gegenliebe. Polibio gibt sie ihm sogar zur Frau. Die Gelegenheit wäre günstig, sich seinem Sohn und dem möglichen Schwiegervater unter seiner wahren Identität vorzustellen und seinen Decknamen Eumene abzulegen. Aber Demetrio verschwendet nur Gedanken daran, wie er seinen Sohn nach Hause holen kann. Eine Fusion beider Reich, kommt ihm nicht in den Sinn. Ja er geht sogar so weit, als Fremdling das Schlafgemach der Eheleute zu stürmen, findet aber seinen Sohn dort nicht vor und macht Anstalten, Lisinga an seinen Hof nach Antiochia zu verschleppen. Soll der Gemahl doch nachkommen, falls er seine Frau noch einmal sehen will!
Zweiter Akt:
Polibio und Siveno bewegen sich an den Hof von Demetrio, um die Rückgabe von Lisinga zu fordern. Nur im Austausch von Siveno ist die Antwort! Wenn er nicht begreift, wird das Mädchen sterben.
Weshalb diese Umstände? Im Grunde braucht sich Demetrio den Knaben doch nur zu greifen! Aber den Liebesleuten fällt nichts anderes ein, als sich gegebenenfalls gegenseitig zu opfern.
Außerdem kommen Siveno Zweifel, ob Demetrio wirklich sein Vater ist, wenn er so leichtfertig sein Glück aufs Spiel will, Nur um seine Person ständig um sich zu haben, will er ihm die Frau nehmen. Der Streit der beiden Könige nimmt Formen an. Lisinga droht damit, dass sie durchaus in der Lage ist, eine Streitmacht ihres Vaters zu mobilisieren.
Nun scheint es dem König angemessen zu sein, nicht länger seinen eigenen Botschafter spielen – sondern er ist König Demetrio selbst und der Vater seines Siveno. Seine Identität kann er beweisen, weil am Hals des Knaben ein Medaillon baumelt, von dem er ein Duplikat vorweisen kann.
Endlich kehrt Vernunft ein und der sinnlose Streit wird begraben. Lisinga kehrt an den elterlichen Hof zurück und ihr Gemahl kommt mit. Aber die beiden Familien kommen sich öfters besuchen.
Nachwort
Um Rivalitäten erst gar nicht erst aufkommen zu lassen, pflegten die Könige im Vorderen Orient teilweise den Brauch, den Kronprinzen von seiner Familie zu isolieren und bei einem befreundeten Herrscher in der Anonymität aufwachsen zu lassen. So konnte niemand von der Familie ihm ans Leder, denn sein Aufenthaltsort war unbekannt, die Gier zu herrschen aber verbreitet.
Das nach Ablauf der vereinbarten Frist der Pflegevater das Adoptivkind nicht wieder herausrücken will, ist eher die Ausnahme von der Regel. Zudem ist es gängig, dass das Mädchen dem Mann folgt und nicht der Prinzgemahl bei den Schwiegereltern verweilt. Der Anspruch des Demetrios, dass die Braut ihrem Mann in die Heimat folgt, ist legitim. Schließlich hat er nach seinem Tode selbst auch ein Königreich zu vermachen. Polibio sieht das anders, kann sich aber durchsetzen, wenn auch mit Mühe.
Das Vorgehen, die Braut aus dem Schlafzimmer zu rauben und als Fraustpfand zu nehmen ist natürlich verwerflich. Diplomatie wäre gefragt, um getrennt laufende Vorstellungen friedlich unter einen Hut zu bringen, - aber die Dinge nehmen ihren Lauf.
Anmerkung
Der 15-jährige Gioachino Rossini begann seinen Erstling im Jahre 1906. Es war ein Glücksfall, dass er den Impresario Domenico Mombelli für sich gewinnen konnte. Dessen Frau Vinzenzina Mombelli fertigte das Libretto an. Aber erst im Jahre 1810 konnte das Werk fertiggestellt werden. Zum ersten Mal öffentlich aufgeführt wurde es am 18. Mai 1812 in Rom im Teatro Valle.
Freunde wurden bei er Erstaufführung mit eingespannt. Domenico, selbst ein berühmter Tenor, sang den Demetrio während die beiden Töchter Ester und Marianna die Partien der Lisinga und des Sivero kreierten. Ein Freund der Familie, der Bassist Ludovico Olivieri, verkörperte den Polibio.
Ein rauschender Erfolg war die Oper bei der Uraufführung nicht. Erst seine spätere Werke bewirkten suf der Welt den Rossini-Taumel.
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2014 musirony - Engelbert Hellen