Schöne Oper - kaum gehört
LA MORTE DI CESARE (Vincenzo Camuccini)
Gian Francesco Malipiero [1882-1973]
Giulio Cesare
Oper in drei Akten und sieben Bildern
italienisch gesungen
Libretto vom Komponisten,
nach William Shakespeare
Uraufführung am 8. Februar 1936 in Genua, am Teatro Felice
Charaktere:
Giulio Cesare / Julius Cäsar, römischer Feldherr (Bariton)
Calpurnia, seine Gattin (Sopran)
Marcos Antonius / Marcus Antonius (Tenor)
Brutus, ein Verschwörer (Bariton)
Portia, seine Gattin (Sopran)
Octavian, Nachfolger Cäsars als Regent(Tenor)
Ein Wahrsager (Bariton)
Cassius, Cinna und weitere Verschworene
Bürger, Militärs, Dienerschaft und weitere
Zeitpunkt des Geschehens 44 v. Chr.
Dokumentation:
Label CANTUS 1956 Mailand
RAI Chor und Orchester, Leitung Nino Sanzogno
Gesangssolisten: Anselmo Colzani als Cesar und Renato Capecchi als Brutus
HANDLUNG
Erster Akt:
Preludio
Julius Cäsar wäre dem Attentat Mitte März im Jahre 44 vielleicht nicht zum Opfer gefallen, wenn er den Worten des warnenden Wahrsagers Beachtung geschenkt hätte. Dieser hatte ihm zur Vorsicht geraten, denn Verschwörer hätten sich auf die Lauer gelegt, um seine Gesundheit zu bedrohen. Doch Julius Cäsar lustwandelt unbekümmert zum Kapitol und lässt sich von der Volksmenge bejubeln. Politische Motive sind die Gründe, dass Brutus und Cassius denken, Cäsar wolle die Alleinherrschaft an sich reißen. Auch wenn er die Kaiserkrone formell abgeschlagen hatte, glauben sie, dass heuchlerischer Schein über seine wahren Absichten hinwegtäuschen soll. Brutus ist besorgt, dass seine Frau Portia den Mordplan vorzeitig ausplaudert und muss daher behutsam agieren. Die Abwicklung wird in allen Einzelheiten mit den Komplicen überlegt und die Risiken sorgfältig abgewogen – der verhängnisvolle Tag, um die Bluttat umzusetzen, kann herankommen.
Zweiter Akt:
Calpurnia, die besorge Gattin, hatte einen schrecklichen Traum und bittet ihren Julius, an dem kritischen Datum nicht in den Senat zu gehen. Manchmal wäre es gut, wenn Politiker auf ihre Frauen hören, damit ein Übel nicht eintritt. Cäsar ist fast geneigt, Calpurnias Wünschen zu entsprechen, doch dann taucht sein Ziehsohn Brutus auf und stimmt ihn um. Das Schicksal nimmt jenen Verlauf, wie es in den Geschichtsbüchern beschrieben steht. Aus einem nichtigen Anlass – die Verweigerung einer Begnadigung ist der Grund – wird Cäsar von den Verschworenen niedergestochen. So ist das, wenn man denkt, Leibwächter seien überflüssig, weil man beliebt ist und deshalb nichts passieren kann.
So wie es sich gehört, wird der Ermordete – nachdem der Arzt den Tod amtlich festgestellt und den Zeitpunkt des Ablebens notiert hat – auf dem Forum zünftig aufgebahrt und sein junger Freund Marcus Antonius behält sich vor, das Laudatio zu formulieren.
Dritter Akt:
Wie zynisch er das hinbiegt und mit welcher Raffinesse er die öffentliche Meinung manipuliert, weiß jeder, der seinen Shakespeare studiert hat. Mit fetten Schmeicheleien gibt er sich zunächst den Anschein, als ob er auf Seiten der Verschwörer stünde, um dann den Gehalt seiner perfekten Rhetorik abrupt ins Gegenteil zu drehen. Ohne dass man die an seiner Wortwahl sogleich erkennen konnte, nimmt der brillante Redner die Bürger Roms gegen Brutus und seine Clique ein. Opernchöre sind meistens wankelmütig und immer bereit, dem Wortführer mit der lautesten Stimme recht zu geben. Dessen Meinung wird geteilt, der sie am geschicktesten ausbreitet. Furchtbare Rache droht nun allen, die am Komplott beteiligt waren. Ein Volksaufstand gruppiert sich und Brutus und Cassius bekommen die Wucht des Hasses am eigenen Leibe zu spüren und bezahlen mit dem Leben.
Anmerkung:
Mit seinen dreiunddreißig Opern konnte Francesco Malpiero ein beachtliches Volumen schaffen, aber die Zeiten überdauerte eigentlich keine davon. Denn seine Tonsprache brachte nichts Neues, und auch in Italien konnte er sich mit der Durchschlagskraft eines Ottorino Respighi nicht messen. Gegen die großen Schatten der Vergangenheit kam er nicht an. Die Musikwelt erwartete Neuerungen und von Malipiero kam nichts dergleichen. Ungalant ausgedrückt – seine Tonsprache war ein wenig zu fade und dem Titelregister fehlt einfach die Verlockung, sich mit dem einzelnen Sujet auseinanderzusetzen.
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2011 musirony- Engelbert Hellen