Schöne Oper - selten gehört
Filippo Marchetti [1831 - 1902]
Romeo e Giulietta
Romeo und Julia
Dramma Lirico in vier Akten
italienisch gesungen
Libretto von Marco Marcelliano Marcello
nach dem Drama von William Shakespeare
Uraufführung am 25. Oktober 1865 in Triest
Dauer der Handlung knapp 140min.
Charaktere:
Capellio de Capelletti (Bariton)
Giulietta, seine Tochter (Sopran)
Tebaldo, Cousin Giuliettas (Tenor)
Paride, Giuliettas Bräutigam (Bariton)
Romeo de' Montecchi (Tenor)
Frate Lorenzo, ein Franziskanerbruder (Bass)
Baldassare, Diener Romeos (Bass)
Marta, Hausdame (Mezzosopran)
Ein alter Diener (Bass)
Das Geschehen spielt im 14. Jahrhundert in Verona
HANDLUNG
Erster Akt:
Zur Karnevalszeit amüsiert sich das Volk von Verona auf der nächtlichen Piazza prächtig. Aber nicht alle sind fröhlich gestimmt, denn zwischen den Familien Capulet und Montague lodert eine alte Erbfeindschaft immer wieder auf.
Tebaldo aus dem Hause Capulet sucht Streit mit Baldassare, dem Diener Romeos, welcher wiederum der Wortführer der Familie Montague ist. Baldassare lässt sich nicht provozieren, mahnt aber seinen Herrn, auf der Hut zu sein, denn der Capulet suche Streit. Die Menge bleibt ungerührt; man hat keine Lust, sich die gute Stimmung verderben zu lassen.
Graf Paride, dem Hause Capulet freundschaftlich verbunden, gewahrt im Gewühl der Menge den nachdenklichen Romeo, dessen Liebesgedanken bei Rosalia weilen. Er befragt ihn nach der Ursache seiner Traurigkeit und lädt ihn zum Maskenfest bei den Capulets ein. Zerstreuung sei das einzige Mittel, um Liebeskummer zu begegnen! Obwohl Romeo düstere Vorahnungen beunruhigen, nimmt er die Einladung an – schließlich wird man ihn unter seiner Maske nicht unbedingt gleich erkennen, denkt er.
SZENENWECHSEL
Giulietta, die Tochter des Hauses, bezaubert durch ihren Liebreiz alle Gäste. Auch Romeo ist von Giulietta entzückt und verdreht vor Wonne die Augen. Sie machen ein bisschen Konversation miteinander und flüstern sich zarte Liebesworte zu. Romeo ist von stattlichem Äußeren und deswegen darf er unverblümt sein. Der argwöhnische Tebaldo hat den Montague aber sofort erkannt und gerät in Wallung.
Der alte Capulet hat in Paride die vorteilhafte Verbindung mit dem Hause della Scala erkannt und schiebt Tebaldo an, den Kontakt mit Giulietta herzustellen. Paride, der die Situation richtig einschätzt, macht sogleich einen Heiratsantrag und bewirbt sich bei Vater Capulet um die Hand seiner reizenden Tochter.
Doch zwischen Romeo und Giulietta hat es bereits gefunkt, Leider müssen beide aber feststellen, dass sie verfeindeten Familien angehören. Tebaldo sucht in seiner Streitlust die körperliche Auseinandersetzung mit dem Montague, wird aber von Paride zurückgehalten, so dass es einstweilen bei giftigen Bemerkungen bleiben muss. Giulietta wird von Marta getröstet, die versucht, einen beschwichtigenden Einfluss auszuüben.
Zweiter Akt:
Romeo unternimmt einen Abendspaziergang an der Etsch entlang und nimmt Giulietta auf dem Balkon ihres Schlafzimmers wahr. Wäre das nicht eine Gelegenheit – sportlich wie er ist – an der Hausspalier hochzuklettern, um eine Balkonszene hinzulegen und mit dem Mädchen seiner Wahl heiße Liebesschwüre auszutauschen?
Sie vereinbaren, sich am folgenden Morgen mit Bruder Lorenzo in dessen Zelle zu treffen, der ihren Lebensbund segnen soll. Als Romeo wieder auf den Erdboden zurückgleitet, wird er von den Spießgesellen Tebaldos beobachtet und eingekreist. Wieder ist es Paride, der die Situation entschärft und dazwischentritt. Der Wohlgesonnene kann aber nicht verhindern, dass die beiden Gegner für den folgenden Tag einen fairen Zweikampf vereinbaren.
SZENENWECHSEL
Aber zuvor schaffen die beiden Liebenden vollendete Tatsachen und lassen sich heimlich von Bruder Lorenzo im Bund der Ehe vereinigen. Die getreue Amme argumentiert, dass Giulietta daran gelegen sei, durch einen Ehebund den Hass der beiden verfeindeten Familien auf diese Weise zu beenden.
SZENENWECHSEL
Die Vermählung ist vorbei, die Familie weiß von nichts und Giulietta wartet vergeblich auf die Liebesnacht mit Romeo. Marta eilt aufgeregt herbei und hat für Giulietta eine schreckliche Nachricht. Tebaldo habe sich mit ihrem frisch angetrauten Ehemann duelliert und habe dabei den Kürzeren gezogen.
Giulietta ist todunglücklich, denn der Prinz von Verona hat Romeo zur Strafe nach Mantua verbannt. Die Verwandten glauben natürlich, dass Giuletta weint, weil ihr Cousin unverhofft aus dem Leben scheiden musste, denn schließlich haben sie von der heimlichen Eheschließung keine Ahnung.
Doch die Amme hat Trost bereit und flüstert ihrer Schutzbefohlenen zu wo Romeo sich versteckt hält. Sie will ihn Giulietta zuführen, damit die beiden wenigstens zünftig voneinander Abschied nehmen können, bevor der Gatte ihr unausweichlich in die Ferne entrückt wird.
Dritter Akt:
Der Gesang der Lerche kündigt den Tagesanbruch an und die Liebenden, die gemeinsam die Nacht verbracht haben, müssen sich trennen. Capulet erscheint und will seiner Tochter klarmachen, dass für sie Graf Paride zur Hochzeit bereitsteht. Eile tut Not, denn ein Gerücht ist in Umlauf, dass Giulietta dem Romeo de' Montague ebenfalls zugetan sei.
Doch Giulietta denkt nicht daran, sich dem Willen des Vaters zu fügen, und berät sich mit Bruder Lorenzo. Der Franziskaner kennt sich mit Ränken aus und kommt mit der Idee, ein Mittelchen zu nehmen, welches einen vorübergehenden Todesschlaf vortäuscht. Er wird Romeo nach kurzer Wartezeit benachrichtigen und bei der gemeinsamen Flucht behilflich sein.
Giulietta schiebt ihre anfänglichen Bedenken beiseite, geht das Risiko ein und schluckt die Pille, um sich nach Ablauf der Prozedur mit Romeo davonzustehlen. Der Trick gelingt und Giulettas „Todesschlaf“ wirkt tatsächlich echt.
Freunde und Verwandte eilen an die Bahre, um Abschied zu nehmen von einem Lebewesen, welches ihnen immer so ausgesprochen munter vorkam. Paride weiß sich vor Schmerz nicht zu fassen und bringt seine Verzweiflung über den herben Verlust zum Ausdruck.
Anstelle einer Hochzeit gibt es nun eine Trauerfeier.
Vierter Akt:
Bruder Lorenzo hat sich ungeschickt verhalten und wird vorübergehend von der Familie unter Quarantäne gestellt. Er kann Romeo nicht unterrichten, der aber auf der Straße das Gerücht von Giuliettas plötzlichem Ableben auffängt. Er sucht sich den Weg zur Krypta der Capulets, die glücklicherweise unverschlossen ist.
Er sieht seine Gemahlin im Blumenschmuck aufgebahrt in der Grabkammer liegen und besinnt sich in Verzweiflung und Trauer der gemeinsam verbrachten wenigen Stunden. Einen letzten Kuss hat er für das geliebte Wesen und dann nimmt der Verzweifelte Gift, denn ohne seinen Engel will er nicht weiterleben. Doch von seinem hemmungslosen Schluchzen geweckt, wird Giulietta wach und wirft sich in seine Arme. Sie berichtet von Bruder Lorenzos Idee, aber den Liebenden bleibt nicht mehr viel Zeit für Konversation. „Grazie Giulietta … mio tanto amor ...“ Das Gift beginnt bei Romeo zu wirken und schon bald vollbringt der Sterbende seine letzten Zuckungen.
Er kann ihr noch klar machen, keine Ahnung gehabt zu haben, dass sie nur scheintot gewesen ist. Weshalb hat sie ihm von ihrem Plan nichts erzählt und mit ihrer Kommunikationslust hinter dem Berg gehalten? Ohne Romeo will Giulietta auch nicht mehr länger leben und ersticht sich kurzerhand. Nach christlichen Wertvorstellungen geht das Leben nach dem Tode im Himmel ohnehin weiter, wenn der Teufel keine Einwände macht.
Die Liebenden von Verona zählt man heute zu den großen Liebespaaren der Weltliteratur.
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2012 musirony – Engelbert Hellen