Schöne Oper – selten gehört
Saverio Mercadante [1797-1848]
Il Giuramento
Der Schwur
Melodram in drei Akten
italienisch gesungen
Libretto von Gaetano Rossi
in Anlehnung an das Drama „Angelo, tyran de Padoue“ von Victor Hugo
Uraufführung am 11. März 1837 an der Mailänder Scala
Dauer etwa 100min
Charaktere:
Elaisa, eine reiche französische Dame - Sopran
Viscardo di Benevento, edler Retter in der Not - Tenor
Manfredo,Graf von Syrakus – Bariton
Bianca, seine Frau – Mezzosopran
Brunoro, Manfredos Sekretär – Tenor
Isaura, Biancas Vertraute – Sopran
und weitere
Das Geschehen spielt im Jahre 1300 in Sizilien
HANDLUNG
VORGESCHICHTE
Manfredo, der Graf von Syrakus, liebt Bianca, die Tochter des Barons von Catania und hat ihre Hand, aber nicht ihr Herz gewonnen. Ihrem Vater gehorchend folgt sie ihm als Gemahlin ohne ihn zu lieben, denn sie hat heimlich ihre Gefühle einem Fremden geschenkt, von dem sie nur den Namen kennt. Bianca hat nun ihres Mannes Gleichgültigkeit, seinen Hochmut und seine Eifersucht zu erdulden. Geistige Zuflucht bleibt ihr die Erinnerung an ihr Vaterhaus. Brunoro, Manfredos Sekretär und Favorit, erdreistet sich eines Tages der Tochter seines Herrn seine Liebe zu gestehen. Bianca fühlt sich verletzt und Brunoro wird für einige Zeit auf Reisen geschickt, damit er sich auf seinen Stellenwert als Sekretär besinnen kann.
Fünf Jahre vergehen. Eine reiche Französin aus Anjou lässt sich in Syrakus nieder und ihr Palast wird ein Zentrum für Festlichkeiten und Vergnügungen der höheren Gesellschaft. Aller Augen, einschließlich der Manfredos, sind auf die schöne Elaisa gerichtet. Doch diese erklärt ihren Abendgästen, der wahre Grund ihres Aufenthalts sei ein Schwur aus Dankbarkeit.
Erster Akt:
Während der Überquerung des Apeninns ist auf den Aufenthaltsort der Vornehmen ein Raubüberfall ausgeübt worden. Wie kann es anders sein - Elaisa wird von einem edlen Draufgänger gerettet. Schönheit rentiert sich und Liebe gibt es als Zugabe. Doch Viscardo, wie ihr Retter heißt, kann zu seinem Bedauern diese Liebe nicht erwidern, denn er hat sein Herz bereits an eine andere vergeben – so ein Pech. Doch die Französin weiß der Situation zu begegnen und gibt den adeligen Retter aus Benevento hilfsweise als ihren Bruder aus.
Manfredo umwirbt Elaisa, denn er ist dem Charisma der Französin verfallen, ahnt aber, dass er gegen einen jüngeren Rivalen kaum eine Chance haben wird. In ihren Gärten, in denen sie am Abend ein Fest gibt, überrascht die Schöne Manfredo in Begleitung ihres neuen Kavaliers. Ihren Abendgästen erklärt Elaisa, dass ihre Anwesenheit in Sizilien der Suche nach ihrer Wohltäterin ausgerichtet ist, der sie zu Kriegszeiten das Überleben ihres Vaters verdankt und sich ihr deshalb verpflichtet fühlt.
SZENENWECHSEL
Die Hofdamen rätseln über die Nachdenklichkeit Biancas, die es nicht verschmerzt, dass der immer noch geliebte Fremde sich nicht mehr gemeldet hat. Brunoro hat Bianca nicht nachgesehen, dass sie ihn abgewiesen hat und sinnt auf Ränke. Er hat ausfindig gemacht, dass der Verschollene der Herzog aus dem Hause Benevento exakt die Person sein muss, die Elaisa als ihren Bruder ausgibt. Es gelingt dem tückischen Sekretär Viscardo auf den Weg in den gräflichen Palast zu locken.
Bianca hört plötzlich seine Stimme und erkennt den Geliebten! Doch Vorsicht ist geboten, denn sie muss behutsam agieren und die Wiedersehensfreude ist im Moment nur kurz. Viscardo wird im Gemach versteckt und Bianca stellt sich schlafend – ein Trick der nur kurz Bestand hat. Um das Maß vollzumachen hat der boshafte Schreiberling auch noch Elaisa mobilisiert, die angerauscht kommt und vor Eifersucht aus allen Nähten platzt, denn Viscardo hat es nicht in seinem Versteck gehalten und Elaisa droht nun, die Liebenden dem Gemahl zu verraten.
Doch instinktiv zieht Bianca ein Medaillon hervor und Elaisa muss erkennen, dass Bianca die gesuchte Wohltäterin ist. Ihr ist sie zur Dankbarkeit verpflichtet! Durch den Tumult angelockt erscheint nun auch Manfredo wutschnaubend im Schlafgemach. Doch Elaisa, an den Schwur gebunden, glättet die Wogen und erklärt schweren Herzens, dass Viscardo sich als ihr Bruder in ihrer Begleitung befinde und beide auf dem Weg waren, um den Burgherrn und seiner Frau Gemahlin vor einem Attentat zu warnen.
In diesem Moment richtet das Schicksal bzw. der Librettist es ein, dass der Herzog von Agrigento mit einem Waffengang droht und Manfredo keine Zeit bleibt, dem familiären Zwist auf den Grund zu gehen, denn das Kriegshorn hat gerufen.
Zweiter Akt:
Der Überfall kann abgewehrt werden und die Bürger bejubeln den siegreichen Feldherrn. Viscardo hat die Zeit genutzt, um den verräterischen Sekretär unschädlich zu machen und nähert sich nun dem Kastell Manfredos. Doch aus diesem vernimmt der Erwartungsvolle das Klagegeschrei der Dienerschaft, dem er entnehmen muss, dass Bianca nicht mehr unter den Lebenden weilt.
Doch alles ist nur Bluff – Manfredo hat den Unfall nur inszeniert, um bei bei passender Gelegenheit die Beseitigung der untreuen Gattin selbst zu erledigen, denn er glaubt Elaisas Darstellung nicht. Diese hat sich vorgenommen, die Unglückliche zu retten – koste es, was es wolle. Sie schließt zum Schein Brüderschaft mit Manfredo und bietet an, ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen. In der Tat befindet sich Bianca bereits in der Familiengruft mit der Auflage ihres Mannes ein Fläschchen mit tödlichem Gift zu leeren. Elaisa hat nun die Idee, die Phiole gegen ein Betäubungsmittel auszutauschen und steht vor der schwierigen Aufgabe, Manfredo den Zutritt zur Grabkammer anzuschwatzen, um anschließend noch das Misstrauen der Todgeweihten zu zerstreuen.
Doch Manfredo wittert die Verzögerungstaktik und fordert Bianca auf, entweder den Namen des Nebenbuhlers sogleich zu nennen oder auszutrinken. Elaisa hat aber das Gift plangemäß gegen ein Betäubungsmittel ausgetauscht und will ihre Schutzbefohlene nach geglückter Prozedur in ihr Haus transportieren um so Manfredo zu überlisten. Aus der Bewusstlosigkeit erwacht, kann Bianca dann später Viscardo wiedersehen und sich mit ihm davonmachen.
Dritter Akt:
Der Plan gelingt und am Zielort wartet Elaisas auf das Erwachen ihrer Schutzbefohlenen. Erst jetzt wird ihr bewusst, welches große Opfer sie gebracht hat. Ihr eigenes entschwundenes Liebesglück weckt die Sehnsucht nach einem Suizid - etwas anderes fällt ihr nicht ein. Viscardo, in den Plan Elaisas nicht eingeweiht, findet die bewegungslose Geliebte in deren Umfeld und lastet Elaisa in seiner Verwirrung einen Mord aus Eifersucht an. In Verkennung der Situation ist der Verzweifelte sogleich mit dem Dolch zur Hand und sticht auf die Wehrlose ein. Diese leistet keinen Widerstand und Viscardo bringt ihr Leben zu Ende. Als Bianca aus ihrer Betäubung erwacht, sieht sie die Bescherung.
Anmerkung:
Die Schauergeschichte Victor Hugos wird 40 Jahre später unter Amilcare Ponchielli mit „La Gioconda“ in erweitertem Rahmen noch einmal vertont. Beiden Komponisten gelang mit der Wahl dieses Stoffes ihr Hauptwerk
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2012 musirony - Engelbert Hellen