Schöne Oper – oft gehört
Ruggiero Leoncavallo [1857-1919]
I Pagliacci
Der Bajazzo
Oper in zwei Akten und einem Prolog
Libretto vom Komponisten
Uraufführung am 22. Mai 1892 an der Mailänder Scala
Auf italienisch gesungen
Dauer: ca. 75min
Charaktere:
Canio, Haupt einer Komödiantentruppe – Tenor
Nedda, Frau des Canio – Sopran
Tonio, Komödiant – Bariton
Beppo, Komödiant – Tenor
Silvio, ein junger Bauer – Bariton
Zuschauer, Zirkusleute
Die Handlung spielt in Montalto (Kalabrien) am 15. August 1865
HANDLUNG
PROLOG
Wie in der italienischen Commedia dell'Arte tritt tritt Tonio vor den geschlossenen Vorhang und heißt das Publikum mit einem Vortrag über Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Schauspiel und Realität willkommen. Er bereitet das Publikum auf ein besonders realitätsnahes Stück vor.
1. Akt:
Von einer jubelnden Menschenmenge umringt, kommt Canio mit seiner fahrenden Theatertruppe ins Dorf. Er lädt alle zur abendlichen Vorstellung ein. Als die Kommödianten ins Wirtshaus gehen wollen, entschuldigt sich Tonio, dass er noch den Esel zu füttern habe. Die Bauern tratschen, er suche wohl einen Grund, allein mit der hübschen Nedda zu sein. Das Gemunkel bringt den eifersüchtigen Canio zur Weissglut und er verkündet, dass er - anders als auf der Bühne - wo mit Untreue Menschen unterhalten werden, er im Wahren Leben solches mit dem Tode rächen würde.
Von den drohenden Worten überrascht, bleibt Nedda schweren Herzens zurück und betont in ihrem Lied, wie leicht die Vögel es doch in ihrer Freiheit haben. Der bucklige Tonio nähert sich und macht ihr seine Aufwartung, was aber nur Gelächter bei Nedda hervorruft. Als sie ihn mit der Peitsche vertreiben kann droht der verärgerte Krüppel, sich zu rächen. Der erwartete Geliebte, Silvio, kommt und drängt sie, mit ihr in die Dunkelheit der Nacht zu flüchten.
Tonio hat die Szene belauscht und berichtet Canio von den Umtrieben seiner Frau hinter seinem Rücken. Tonio kann in letzter Sekunde fliehen, als Canio mit einem Messer heranstürzt und Nedda zwingt, den Namen ihres Liebhabers zu nennen. Beppo kommt hinzu und kann den aufgebrachten Ehemann noch einmal mit der Ankündigung der ersten Gäste zur Vernunft bringen. Während sich die Schauspieler umkleiden und Canio sich schminkt, singt er seine berühmte Arie „Vesto la giubba“, in der er sein Schicksal als Komiker beklagt, trotz der Lasten des Lebens und des vorgefallenen Betruges, stets ein lustiges Gesicht auf der Bühne machen zu müssen.
2. Akt
Nedda sammelt Eintrittsgeld von den Zuschauern und warnt den anwesenden Silvio vor der Rache ihres wutschnaubenden Mannes. Die Aufführung im Stile der italienischen Commedia dell'arte beginnt, welche praktisch alles erzählt, was sich vorher in der Realität abgespielt hat:
Während ihr Mann, Bajazzo (Canio), abwesend ist, wartet Colombina (Nedda) auf ihren Geliebten Harlekin (Beppo). Auch hier will sich zunächst ein Tölpel, Taddeo (Tonio), an sie heranmachen, doch Colombina kann ihn hinauswerfen, bevor ihr Liebhaber erscheint, mit dem sie zu Abend isst.
Der Bajazzo kehrt heim und Nedda ruft ihrem flüchtenden Harlekin die gleichen Abschiedsworte zu, wie zuvor Silvio. Bajazzo wird zunehmends verstimmter und Canio vermischt mehr und mehr Spiel mit Realität. Unter lautem Gebrüll will er den Namen des Nebenbuhlers aus Nedda herausbekommen.
Das Publikum ist von der realitätsnahen Darstellung begeistert und applaudiert frenetisch. Erst als Canio Nedda ein Messer ins Herz rammt und diese einen letzten Hilferuf an Silvio ausruft, erkennen die Zuschauer den Ernst der Lage. Doch Silvio ist schon auf die Bühne gesprungen um seine Geliebten zu schützen, wird aber von dem rasenden Canio ebenfalls niedergestochen. Das Publikum ist wie versteinert und regt sich nicht von den Plätzen. „La commedia e finnita – Das Spiel ist aus!“ verkündet der Bajazzo.
© 2012 musirony – Raphael Lübbers