Schöne Oper - selten gehört
Donizetti
Gaetano Donizetti [1797-1848]
L'aio nell'imbarazzo
Der Schulmeister in Verlegenheit
Komische Oper in zwei Akten
italienisch gesungen
Libretto von Jacopo Ferretti
basierend auf der Komödie von Giovanni Giraud
Uraufführung am 4. Februar 1824 in Rom, Teatro Valle
Dauer: weniger als eine Stunde
Charaktere:
Marchese Giulio Antiquati, Hausherr (Bariton)
Marchese Enrico, sein ältester Sohn (Tenor)
Marchese Pippetto, sein zweiter Sohn (Tenor)
Madama Gilda Talemanni, Enricos heimlich Angetraute (Sopran)
Gregorio Cordebono, Hauslehrer (Bass)
Leonarda, Hausmädchen (Sopran)
Simone, Kammerdiener des Marchese (Bass)
Das Geschehen spielt im Hause des Marchese in Rom im 18. Jahrhundert
HANDLUNG
Erster Akt:
Der Marchese Antiquati vertritt die Ansicht, dass das weibliche Geschlecht auf die Männerwelt grundsätzlich verderblichen Einfluss ausübt. Als liebender Vater will er seine beiden Söhne Enrico und Pippetto vor unersättlicher Gier schützen und versucht, die beiden bösem Einfluss fernzuhalten. Sein Hauslehrer Gregorio darf ihn unterstützen. Die äußerst strenge Erziehung soll Amüsements ausschließen und weibliche Annäherungsversuche absolut unterbinden. Vollkommene Entaltsamkeit gegen Küsse und dergleichen wird als Selbstverständlichkeit angesehen.
Der Pädagoge betrachtet Weisungen und erlassene Verbote als wenig sinnvoll und stellte sich auf die Seite seiner Zöglinge. Da er sein Arbeitsfeld nicht verlieren will, muss er aber den Schein wahren und sich unterwürfig verhalten. Doch die beiden Söhne setzen den Werten des Vaters Widerwillen und Ungehorsam entgegen, trauen sich aber nicht, offen zu opponieren. Besonders der Älteste läuft ständig mit einem schlechten Gewissen herum, dass man denken könnte, mit ihm stimme etwas nicht.
Zweiter Akt:
Tatsächlich hat ein Mädchen, welches schräg gegenüber wohnt, ihn auf dem Gewissen. Sie hat ihn zur Lust verleitet und ihm ein Söhnchen geboren. Heimlich hat er sie dann geheiratet, weil es nicht anständig wäre, ein Mädchen sitzen zulassen und eine Vaterschaft nicht zuzugeben. Nun hat Enrico das Anliegen an den Hauslehrer, dem frischgebackenen Großvater die Veränderung des Familienstandes schonend beizubringen. Heimlich trifft er sich mit seiner Gilda in der Wohnung des Hauslehrers, die inzwischen gewohnt ist, hier auch ihr Baby zu wickeln. Unter dem Mantel muss der Hauslehrer es verstecken, wenn er es hinüber bringt und herüber holt.
Pippetto konnte seine Liebesgefühle ebenfalls nicht unterdrücken und das schon etwas ältere Hausmädchen hat sich des Heranwachsenden bereits lustvoll angenommen. Leonarda war es auch, die dem Alten bereits zugeflüstert hat, dass es in seinem Haushalt ein Wickelkind gäbe.
Der Marchese hat mit seinem Angestellten etwas zu besprechen, als Gilda unvermutet mit ihrem Baby das Zimmer betritt, um es trockenzulegen. Der Hauslehrer wird vom Grafen missverständlich als Kindesvater betitelt und ist nun ratlos, auf welche Weise er sich zur Wehr setzen soll, ohne seinen Schützling zu verraten. Eine offene Aussprache aller Beteiligten – von Turbulenzen begleitet - ist unausweichlich, aber alles wendet sich zum Guten. Einsicht und Vergebung offenbaren den guten Kern eines Querdenkers.
Anmerkung:
Die fünfzehnte Oper Donizettis ist eine Liebenswürdigkeit kleineren Formats von knapp einer Stunde Dauer - noch ganz im Stile Rossinis. Eine erweiterte Fassung erfuhr zwei Jahre später unter dem Titel 'Don Gregorio' am 11. Juni 1828 am Tatro del Fondo in Neapel seine Uraufführung.
***
2011 musirony – Engelbert Hellen