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Schöne Oper - selten gehört





Saverio Mercadante [1795-1870]

Caritea, regina di Spagna

ossia La morte di Don Alfonso, re die Portogallo

Donna Caritea


Oper in zwei Akten

Libretto von Paolo Pola

Edizione a Cura de Emanuele Pasqualin

Uraufführung am 21.02.1826 am Teatro La Fenice

Personen:

Caritea, Königin von Spanien (Sopran)
Don Alfonso, König von Portugal (Tenor)
Don Pompeo (nur als Statue präsent)
Don Diego, Rivale Pompeos (Mezzosopran)
Don Fernando, Vater Diegos (Bass)
Don Rodrigo, Höfling und Diplomat, Freund Diegos (Tenor)
Corrado, in Diensten Alfonsos (Bariton)

Die Handlung spielt in Toledo, Spaniens alte Hauptstadt



INHALTSANGABE

OUVERTÜRE

DIE VORGESCHICHTE

Don Pedro, König von Spanien, hatte testamentarisch verfügt, dass seine Tochter Caritea sich einen passenden Ehemann suchen soll und ihm einen Thronfolger zu gebären habe. Ihre Zuneigung gehört ihrem Jugendfreund Pompeo, der aber als Ehekandidat nicht zum Zuge kommt. Er wird von Diego - ebenfalls in Caritea verliebt - im Duell erstochen. Bevor der Vorhang sich zum ersten Akt öffnet, ist schon Blut geflossen und Caritea befiehlt, den Übeltäter und Verursacher ihres Unglücks zu ergreifen und zu enthaupten. Der Unglücksrabe kann jedoch seinen Häschern rechtzeitig über die Grenze entkommen.

Das spanische Volk erwartet von ihrer Königin, dass sie sich endlich vermählt und der unendlichen Trauer um den verstorbenen Geliebten, der in den königlichen Gärten ein prächtiges Standbild erhalten hat, entsagt. Caritea befindet sich in Zugzwang und verspricht demjenigen Ritter oder Galan ihre Hand, der ihr den abgeschlagenen Kopf Diegos bringt. So kann sie Zeit gewinnen, ihren Schmerz weiterhin pflegen und sich auf ihre Rache freuen.

Alfonso, König von Portugal, will sich den leckeren Happen, der vor seiner Haustür liegt, nicht entgehen lassen, denkt aber nicht daran, die Kondition der königlichen Nachbarin zu erfüllen. Mit der Begründung, keinen Ausländer heiraten zu wollen, weist die Königin von Spanien seinen Botschafter hochmütig zurück. Für die jungen Männer von Toledo ist die Verlockung groß und alle richten den Blick auf den Thron von Spanien und der damit verbundenen Annehmlichkeit, Caritea zu ehelichen.

Erster Akt:

Szene 1-2

Don Rodrigo kann es nicht glauben! „Il Lusitano Re sul Tago avanza? Pien di baldanza!”  Der König von Portugal rückt mit Militärmacht vor. Welcher Übermut? „Misera patria nostra!” Im Chor diskutieren die Caballeros mit dem einflussreichen Höfling Situation und Befürchtungen.

Alfonsos Werbung wurde abgelehnt. Tief gekränkt hat er sich mit seiner Kriegerschar auf den Weg gemacht, um durchzusetzen, was auf diplomatischer Ebene nicht gelang. Es ist nicht die Liebe allein, sondern Portugal möchte Spanien mit Heeresmacht erobern und politisch an sich binden. Caritea ist den Plänen Alfonsos nicht zugeneigt. Niemals wird sie einem Nichtspanier die Hand zum Bunde reichen. Pompeo soll seinen Platz in ihrem Herzen nicht verlieren, auch wenn er tot ist.

Rodrigo beklagt das Unglück des Freundes und Diegos Vater Fernando ist bekümmert, weil die Königin zur Versöhnung nicht bereit ist. Majestät begreift nicht, dass kein Mord vorliegt. Die Entscheidung durch das Duell mit dem Degen wurde von beiden Seiten gesucht und Pompeo ist unglücklicherweise auf der Strecke geblieben. Doch Cariteas Liebe zu Pompeo war zu groß, um den Verlust ohne Revanche verschmerzen zu können. Sie steht zu ihrem Hass und ist nicht bereit, ihr Dekret rückgängig zu machen, bleibt aber maßvoll und lässt den alten Vater ihren Zorn nicht entgelten.

Szene 3-6

Das Heimweh hat Diego aus der Fremde zurückgetrieben. Freudig begrüßt er die Mauern von Toledo. Die Emotionen schlagen hoch, denn er liebt seine Geburtsstadt über alles. Er fragt sich, ob sein alter Vater noch am Leben sei. Er hat auch Sehnsucht nach Caritea und hofft, dass die Zeit ihren Zorn gemildert hat. Ungeachtet der Gefahr für sein Leben wird er versuchen, sie zu sehen.

Er stößt auf das Feldlager der Portugiesen und Corrado der Adjutant des Königs meldet seinen Besuch. Alfonso, unwissend wen er vor sich hat - Diego hat sich als Don Pirro d’Aragona vorgestellt - erlaubt dem Fremden, sein Zelt in seinem Lager aufzuschlagen. Unter den Kriegern herrscht Hochstimmung - man setzt auf den Sieg.

Szene 7-8

Ein weiterer Besucher hat sich angemeldet. Don Rodrigo erscheint als Botschafter der Königin und versucht, Alfonso zu bewegen, keinen überflüssigen Krieg zu führen, denn das Herz Cariteas würde er auf diese Weise auch nicht gewinnen. Rhetorisch überlegen, reizt er den König zur Weißglut, so dass ein Scharmützel unvermeidlich scheint.

Das zufällige Wiedersehen der beiden Freunde Rodrigo und Diego ist emotional geprägt.

Szene 9

Von einer Finte versprechen die Portugiesen sich militärisches Glück. Heimlich wird die Holzkonstruktion der Brücke über den Tajo angesägt, so dass die spanische Kavallerie in die Fluten stürzen muss, sobald sie – in der Absicht, die nur scheinbar abziehenden Portugiesen zu verfolgen - die Brücke betritt.

Die feindlichen Soldaten singen den Pionierchor. Es ist die Rede vom Laub des Lorbeers, der niemals verwelkt und von Ruhm. Aber auch des unendlichen Leides, in der Blüte der Jahre zu sterben, wird in den Strophen des Liedes gedacht.

Chi per la gloria muor
Vissuto è assai;
La fronda dell’allor
Non langue mai.
Piuttosto che languir
Per lunghi affanni,
E meglio di morir
Sul fior degli anni.

Der Pionierchor mit seinem patriotischen Unterton hatte seinerzeit den gleichen Effekt, den später Verdis Gefangenenchor erreichen sollte.

Szene 10-13

Nachdem die handwerklichen Arbeiten zur Zerstörung der Brücke abgeschlossen sind, schicken die Portugiesen sich an, ihr Lager aufzulösen. Die königliche Amazone hat sich Männerkleidung angezogen und plant, den abziehenden Feinden eine Lektion zu erteilen. Schon im Ansatz scheitert der Plan, denn die unpassierbar gemachte Brücke stürzt ein, als die Verfolger den Steg betreten. Die Königin droht zu ertrinken, kann sich aber noch rechtzeitig an einem Balken festklammern. Diego begreift die Situation blitzschnell und sieht seine Chance. Sogleich hat er ein Boot zur Hand, zerrt die Königin am Schopf aus den Fluten und drückt ihren Kopf an sein Kettenhemd.

Caritea identifiziert ihren Retter nicht, obwohl sie ihn eigentlich wiedererkennen müsste. Hat er sich in den Jahren der Abwesenheit so sehr verändert? Doch das Unglück will es, dass die Portugiesen Gefangene machen konnten – unter ihnen Don Fernando. Er hat seinen Sohn erkannt, verrät sich aber nicht, um Alfonso nicht aufmerksam zu machen. Es gelingt Diego mit der Königin in die Stadt zu entkommen.

Zweiter Akt:

Szene 14 

Scheinbar ist es Don Fernando doch gelungen, die Verwirrung Alfonsos zu nutzen und zu entkommen, denn wir finden ihn zu Beginn des zweiten Aktes im Gespräch mit seinem Sohn im Palazzo Reale.

Szene 15 

Die Protagonisten, Caritea, Diego, Fernando und Rodrigo finden sich im Quartett und tauschen ihre Gefühle aus. Caritea ist glücklich und verliebt in ihren Retter, doch Diego spielt seine Rolle als Don Pirro d’Aragona tapfer weiter, denn er weiß nicht, ob die Gefühle der Königin sich wandeln, sobald sie erkennt, wer er wirklich ist. Diese Offenbarung will er sich für das Finale der Oper aufheben.

Szene 16 

König Alfonso hat man hinterbracht, wer der seltsame Fremde, der im Zeltlager der Portugiesen Zuflucht gefunden hat, tatsächlich war. Er ist maßlos wütend, hereingelegt worden zu sein und will nicht begreifen, dass das Schicksal sich gegen ihn gewandt hat. Er verlangt die Königin zu sehen.

SZENENWECHSEL

Szene 17-20 

In den Appartementi reali kommt es endlich zur Aussprache zwischen Diego und Caritea. Die Königin ist sich unschlüssig, ob sie ihrer alten Liebe über den Tod hinaus noch länger die Treue halten soll oder ob es besser sei, dem neuen Liebesglück, welches ihr winkt, die Arme zu öffnen. Herz und Busen geraten in Wallung und die Damigelle raten ihr, sich der Realität ihrer Gefühle nicht zu verschließen. Vor dem Standbild des Pompeo leistet Caritea Abbitte für ihren Wankelmut.

SZENENWECHSEL

Szene 21

Diego gibt noch eine Zugabe, eilt vor die Stadttore, um den übermütigen König von Portugal im Zweikampf mit dem Degen ins Jenseits zu befördern, damit er den freudigen Ausklang des Werkes nicht stören kann und der Untertitel der Oper gerechtfertigt ist. Die führerlosen Truppen sehen in der Fortsetzung der kriegerischen Auseinandersetzung keinen Sinn und lenken ihre Schritte zurück in die Heimat.

SZENENWECHSEL

Szene 22

Der große Platz von Toledo bildet das Ambiente für das prächtig ausgestattete Finale. Vor dem gesamten Hofstaat überreicht Diego der Königin seinen Degen, fällt vor ihr nieder und bittet sie für den Tod Pompeos um Verzeihung. Er öffnen den Latz an seinem schneeweißes Rüschenhemd von der Halskrause bis zum Bauchnabel und fleht die Majestät an, ihn zu erstechen, falls ihr danach gelüste. Sein großer Auftritt beginnt mit den Worten: „Darti Diego promisi ebben l'avrai ... : - Ich versprach Dir Diego und Du wirst ihn haben. Schau mir nun in die Augen. Frage Dein Herz, wer ich bin. Versage mir Deine Vergebung, wenn Du nicht ehrlich sein kannst. Mit dieser Klinge verübe Deine Rache. Diego erwartet den Tod. Diego will ihn von Dir! – Con quest'’acciaro intesso compi la tua vendetta; Diego la morte aspetta; Diego la vuol de te.“

Caritea fällt ein Stein vom Herzen, dass sie die Möglichkeit hat, das Dekret noch rechtzeitig für ungültig zu erklären, bevor ein Voreiliger sich in mörderischer Absicht  über den Liebsten hermacht. Sie reicht ihm die Hand zum ewigen Bunde. Das Volk von Toledo jubelt. Nun sind die Weichen für einen Thronfolger gestellt.

Anmerkung:

Die Oper fand ihre triumphale Wiederauferstehung zum zweihundertsten Geburtstag ihres Schöpfers Im Rahmen des Festivals della Valle d’Itria. Probleme der Einstudierung wurden überwunden und die Aufführung teils mit vielversprechenden Debütanten besetzt. Der künstlerische Direktor der Spiele, Sergio Segalini, bewies eine glückliche Hand, denn das Werk aus der ersten Schaffensperiode des Komponisten gestaltete sich mit seinem Melodienreichtum, seinem zündenden Pionierchor und seinen dankbaren Aufgaben für die Solisten zu einem Juwel.

Zwölf Jahre zuvor hatte Giuseppe Farinelli die Caritea vertont und das Publikum von Neapel mit dem Thema vertraut gemacht.

***
musirony 2008 - Engelbert Hellen
 

 

 

 

 

 

 



 

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