Schöne Oper - selten gehört
Antonio Caldara [1670-1736]
ll più bel nome
Der schönste Name
Opern-Serenade in zwei Teilen
italienisch gesungen
Libretto von Pietro Pariati
Uraufführung am 2. Ausust 1708 in Barcelona
Dauer: knapp zwei Stunden
Charaktere:
Venere - Venus (Sopran)
Giunone - Juno (Sopran)
Paride – Paris (Mezzosopran)
Ercole – Herkules (Mezzosopran)
Il Fato – Das Schicksal (Tenor)
Das Geschehen spielt zunächst in den Elysischen Gefilden und schließt in höfischer Umgebung ab.
HANDLUNG
Erster Teil:
Venus fordert die Zuhörer auf, sich für die Schönheit zu begeistern, so wie sie es von ihrer Umwelt gewohnt ist. Sogleich erscheint der griechische Sagenheld Paris, um der Göttin seine Treue zu versichern. Er rühmt die Liebe als angenehmen Zeitvertreib. Da möchte nun Herkules nicht zurückstehen und rückt Juno in den Mittelpunkt seiner Verehrung. Chor und Trompeten untermalen, was beide Anbeter empfinden. Juno missfällt die Situation und singt als Kontrast zur Lust von der Schönheit der Elysischen Gefilde. Doch Venus möchte im Mittelpunkt stehen und fordert die Anerkennung ihrer Herrschaft. Paris schmeichelt sich bei ihr ein und erklärt frech, dass der Schönheit die Siegespalme noch vor der Tugend gebühre.
Jetzt erscheint die Schicksalsgöttin auf, beteiligt sich an dem Disput und macht klaren Tisch. Herkules unterstützt die Ansicht Junos. während Venus verständlicherweise die Haltung des Paris lobt. Die beiden Göttinnen streiten sich wie üblich, bis sich der Vorhang senkt.
Zweiter Teil:
Erneut betont Paris seine leidenschaftlichen Gefühle für seine Gönnerin. Doch dann trumpft die Schicksalsgöttin auf und kündigt an, dass einer anderen ehrfurchtgebietenden Göttin bezüglich Geist und Schönheit alles Lob zukomme und tadelt die beiden Ehrsüchtigen bezüglich ihrer Einbildung. Die Verkünderin des Schicksals lässt sich ausgiebig bitten, den Namen ihrer Wahl preiszugeben. Wem gebührt der erste Platz unter den Göttinnen? Ihr Name sei Elisa! Beim Hades: Wer ist Elisa? Nun es ist Elisabeth Christine, die zukünftige Kaiserin von Österreich. Wer sollte es sonst sein? Sobald Paris den Namen hört, wechselt er die Gefühle.
Flugs gestaltet das Bühnenbild sich neu und nimmt irdische Formen an. Alle Solisten findet sich stimmlich zu einem anmutigen Quintett zusammen. Mit Genugtuung besingt Juno die optischen Vorzüge Elisas. Jetzt kündet das Schicksal eine königliche Hochzeit an: “Al grande amor die sposa ...“ Herkules findet sich unverzüglich zur Huldigung des Hochzeitspaares bereit. Venus bleibt nichts anderes übrig, als sich anzuschließen. Paris bedauert, dass er heute kein Obst dabei hat - stattdessen bietet er symbolisch sein Herz an. Er bedauert, Elisa damals noch nicht gekannt zu haben, denn dann hätte Venus wohl oder übel auf den goldenen Apfel verzichten müssen.
Das zuschauende Publikum weiß zwar, wer die Begünstige ist, welche Hochzeit man feiert und Karl der Herr Gemahl ist. Es missbilligt, dass die Favorisierte nicht auf der Bühne auftritt, sondern in der Loge sich die musikalische Zerstreuung zu Gemüt führt.
Die Schicksalsverkünderin ist mit ihrer Prophezeiung noch nicht fertig: Zur Vermählung geselle sich nach Abwarten eines Zeitraums auch noch Mutterglück. Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel muss sich allerdings noch ein wenig gedulden, wenn das Kind in Wien das Licht der Welt erblicken soll. Nun kommt das Knallbonbon: Es ist die spätere Kaiserin Maria Theresia, der sie das Leben schenken wird.
Anmerkungen:
Die Opern-Serenade gibt sich in den Ausmaßen bescheidener als als jene Werke, die als Oper bezeichnet werden. Angesiedelt im Barockzeitalter, erlebt sie ihre Erstaufführung häufig bei Festlichkeiten, um Personen auch des niederen Adels zu ehren. Es sind meistens Auftragsarbeiten, die der Komponist mit gewohnter Routine durchzieht. Rezitative wechseln mit Arien, die eine gewissen Virtuosität nicht vermissen lassen. Schmeicheleien werden dick aufgetragen und sollen den Widmungsträger erfreuen. Personen der Mythologie werden bemüht und das Tagesereignis ihren musikalischen Aussagen angepasst. Blech im Ensemble unterstreicht den festlichen Anlass und sorgt für Gewicht. Der Besucher überbrückt die Zeit am besten, indem er die Komposition wie einen sommerlichen Regenschauer über sich ergehen lässt.
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2010 musirony - Engelbert Hellen