Schöne Oper – selten gehört
Ero leuchtet Leandro
Luigi Mancinelli [1848-1921]
Ero e Leandro
Hero und Leander
Oper in drei Akten
italienisch gesungen
Libretto von Arrigo Boito
Uraufführung 1897 in Madrid
Charaktere:
Ero, eine Venuspriesterin
Leandro, ein Sportler
Ariofarne, Hoherpriester
und weitere
Das Geschehen spielt in Thrakien an den Ufern des Hellespont
HANDLUNG
Erster Akt:
Ariofarne ist nicht nur König von Thrakien, sondern auch Hoherpriester im Tempel der Venus und noch ein Bösewicht dazu. Er denkt, er könne alle Jungfrauen bekommen, die ihm in die Finger fallen, hat aber bei Ero auf Granit gebissen. Die Genannte liebt einen Sportler, der bei den Wettkämpfen im Schwimmen den ersten Preis geholt hat. Anstelle eines Bauchansatzes besitzt der Favorit eine tadellose Figur.
Ariofarne, der das hübsche Mädchen heiß begehrt, kann da nicht mithalten. Er will aber seine Zurückweisung nicht akzeptieren und sperrt die störrische Person in den Jungfrauenturm, der an der Steilküste steht. Für eine zukünftige Venuspriesterin ist dies ein hartes Los, zumal man davon ausgehen kann, dass die Keuschheit ohnehin schon längst zum Teufel ist.
Zweiter und dritter Akt:
Leandro überquert nämlich jede Nacht schwimmend den Hellespont und klettert am Wohnturm hoch, um sich an der Geliebten zu erfreuen. Lord Byron ist die Strecke nachgeschwommen und hat festgestellt, dass die Entfernung zwischen Abydos und Sestus innerhalb von vier Stunden zu schaffen ist.
Unglücklicherweise erscheint zum unpassenden Zeitpunkt eines Nachts der Hoherpriester mit seiner Belegschaft und viel Ballett an der stürmischen Küste, um den Meeresgott günstig zu stimmen. Es hat den ganzen Tag furchtbar gestürmt, und die Wogen sollen sich nach seinem Willen endlich ein wenig glätten.
Völlig ermüdet kommt Leandro geschwommen, um wie gewohnt seinen Weg nach oben zu nehmen. Er sieht das Ufer bevölkert, traut sich nicht an Land und hechtet zurück in die tosenden Wogen. Die Aktion misslingt und die Brandung schleudert den mutigen Schwimmer gegen die Klippen. Klopfenden Herzens nimmt Ero aus der Höhe gewahr, dass der Geliebte sich nicht mehr erhebt. Vermutlich hat er sich alle Gräten gebrochen. Nun will auch Ero sich nicht länger am Leben erfreuen und gibt ihren Geist unverzüglich auf. Der Verlust des Geliebten war für sie untragbar und Ariofarne hat nun das Nachsehen.
Anmerkung:
Bottesini hat das Textbuch von Arrigo Boito ebenfalls benutzt. Die Oper Ero e Leandro ist sehr melodisch und auf Tonträger vertreten. Von der Mancinelli-Oper gab es Ausschnitte mit Margherita Rinaldi, Veriano Luchetti und Roberto Scandiusi.
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2011 musirony – Engelbert Hellen