musirony - L'Ebreo
 

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Schöne Oper - selten gehört




Giuseppe Apolloni [1822-1889]

L'Ebreo

Der Hebräer - The Jew

Leila di Granata - Lida di Granata



Oper in drei Akten mit einem Prolog

italienisch gesungen

Libretto von Antonio Boni nach der Novelle George Bulwer-Lytton

Uraufführung am 27. Januar 1855 am Teatro Venice

Dauer 110 Minuten


Charaktere:

Issachar, Jüdischer Magier und Prophet (Bass)
Leila, seine Tochter (Sopran) 
Adel-Musa, Heerführer der Mauren (Tenor)
Boabdil-el-chic, König von Granada (Tenor)
Ferdinand von Aragon, König von Spanien (Bass)
Isabella von Kastillien, seine Gemahlin (Sopran)
Großinquisitor (Tenor)   

Die Handlung spielt in Granada zu Ende des 15. Jahrhunderts.



INHALTSANGABE
 

Prolog

Issachar der Jude, letzter Nachkomme seines Stammes, ist als Magier und Prophet bei den Mauren von Granada verehrt und respektiert. Er genießt das bedingungslose Vertrauen des unschlüssigen Königs Boabdil (mit dem Beinamen: Der Elegante), welcher bestürzt und verängstigt vom königlichen Palast der Alhambra beobachtet, wie die Truppen Ferdinands von Aragon und Isabellas von Kastillien die Stadt belagern. Ein Sieg würde das Ende seiner Macht bedeuten.

Boabdil weiß nicht, dass Issachar doppeltes Spiel treibt. Obgleich letzterer die grausamen christlichen und maurischen Verfolger gleichermaßen hasst, ist er bereit, den Spaniern, mit denen er geheimen Kontakt unterhält, die Tore Granadas zu öffnen. Er übt Verrat, um die Mitglieder seiner Familie zu rächen, die islamischem Fanatismus zum Opfer gefallen sind. Nun intrigiert er gegen Adel-Musa, dem couragierten Kommandanten Boabdil’s - vom Volk hoch verehrt - indem er den Verdacht schürt, dieser wolle den König vom Thron stürzen. 

Erster Akt 

In  leidenschaftlicher Liebe ist Adel-Musa dem Mädchen Leila zugetan, welches er regelmäßig zu einem Stelldichein trifft. Die Angebetene wohnt in einem kleinen Haus in einem abgelegenen Stadtteil von Granada. Er drängt das Mädchen, seine Identität zu offenbaren, aber sie weiß nicht, wer sie ist, erinnert sich aber an ihre Kindheit in einem fernen Land und ihre Mutter, die dort lebt. Gelegentlichen Besuch erhält Leila auch von ihrem Vater, von dessen Identität sie ebenfalls keine Ahnung hat.

Unangemeldet und zu ungelegener Zeit taucht Adel-Musa auf, ohne zu bemerken, dass Leila den Besuch ihres Vaters hatte, der sich schnell entfernt, aber noch mitbekommt, wer der nächtliche Besucher ist. Nur der Gedanke, dass den Liebhaber seiner Tochter ohnehin das Alhambra-Gefängnis erwartet, hält ihn zurück, hasserfüllt aus seinem Versteck hervorzustürzen. Voller Empörung macht er seiner Tochter Vorwürfe, einen Feind ihres Volkes zu lieben, flucht und untersagt ihr, die Verbindung aufrechtzuhalten. 

Im spanischen Lager sind die Mitglieder des höchsten Gerichtes, der Inquisition, versammelt und ärgerlich über die Tatsache, dass Granada nicht durch eine glorreiche Eroberung, sondern durch den Verrat eines Juden in ihre Hände fallen soll. Sogar König Ferdinand, der Issachar versprochen hatte, die Juden zu respektieren, ist nicht geneigt, das gegebene Versprechen zu halten. Issachar geht sogar soweit, ihm seine Tochter als Geisel anzubieten, damit der König seine Abmachung einhält. 

Ferdinand macht kurzen Prozess und liefert Issachar der Inquisition aus, obwohl Leila den Souverän vergebens anfleht, ihren Vater zu schonen. Von der Schönheit und der Freimütigkeit des Mädchens gerührt, gibt das Herrscherpaar der Hoffnung Ausdruck, dass es bald den wahren Glauben annehmen werde. 

Issachar, nicht umsonst berühmt für seine magischen Künste, hat sich der Tortur entzogen, entfacht im Lager ein Feuer und beweist so den überraschten Zuschauern, dass der Gott der Juden ihn schütze 

Zweiter Akt: 


Heimlich in die Stadt zurückgekehrt versammelt Issachar Getreue und Glaubensgenossen in den Gewölben seines Hauses, um sich auf die Schlacht an der Seite der Mauren gegen die Spanier vorzubereiten. Adel-Musa wurde zwischenzeitlich aus der Haft freigesetzt und ist einmal mehr das Oberhaupt von Boabdils Truppen. Issachar hat ein Kriegslied angestimmt und bietet Jehova seine Tochter als Schlachtopfer an, ähnlich wie in alter Zeit die Tochter Jephtas geopfert werden sollte. 

Die Spanier bereiten sich vor, Granada zu erobern; die Mauren und der König sind in der Alhambra festgesetzt. Adel-Muza versucht einen Waffenstillstand zu erreichen, stößt aber auf verächtliche Ablehnung. Die Gegner frohlocken ihrem Sieg entgegen. Im Lager der Spanier trifft Adel-Muza Leila wieder und möchte sie mitnehmen. Aber in dem jungen Mädchen hat ein Sinneswandel stattgefunden. Selbst wenn Sie gefoltert würde, möchte sie nicht mitkommen. Der einstige Geliebte vermutet einen Nebenbuhler und geht ratlos und aufgewühlt fort. 

Dritter Akt:


Leila bereitet sich auf die Taufe vor und akzeptiert gleichzeitig, dass sie in ein Kloster eintreten wird. Ferdinand und Isabella eilen herbei, um der Zeremonie beizuwohnen. In einem Moment des Zögerns hält Leila inne, um einmal mehr ihrer letzten Liebe zu gedenken. Während des Ritus hält Adel-Muza sich in der Nähe des Klosters auf, traurig sich der Liebe Leilas erinnernd, von der er glaubt, dass sie ihn verraten habe. Was es auch kosten möge, Issachar will seine Tochter aufhalten und verlangen, den Glauben ihrer Vorväter nicht zu verraten. Aus dem Heiligtum ertönen religiöse Gesänge, welche die Kampfbereiten von der angespannten Situation ablenken. Als Die Stimme Leilas in einem Gefühl von Seligkeit und Frieden ertönt, ist Issachar nicht mehr zu halten. Er schiebt die Mauren beiseite, stürmt als erster ins Heiligtum und ersticht seine Tochter, um sie nach altem Vorbild Jehova zu opfern. Die beiden Liebenden tauschen einen letzten Blick der Sehnsucht und Verzweiflung, bevor Leila ihr Leben aushaucht. Issachar, völlig zerstört, lässt sich von der Wache abführen und kündet den Spaniern das Ende ihrer Herrschaft. 

Anmerkung:

In einer Zeit, als die  Opern Rossinis, Donizettis und Verdis ihre „Gassenhauer“ unter das Volk trugen und ihre Werke die Spielpläne der Opernhäuser Italiens und der Welt dominierten, hatten Kleinmeister mit schmalem Volumen an Bühnenwerken es schwer, sich zu behaupten. Einigen Komponisten gelang es trotzdem, mit einem oder zwei Werken zu starten, um für eine gewisse Dauer Beliebtheit zu erlangen und Aufführungen durchzusetzen. Abrupt wurde das Werk Apollonis vom Spielplan abgesetzt, verschwand in der Rumpelkammer der Operngeschichte und mit dem nachhaltigen Ruhm des Komponisten war es vorbei. 

Dem Medienzeitalter ist es vorbehalten, Verantwortung wahrzunehmen und in musikwissenschaftlicher Akribie wertvolles Gut auszugraben, um es in mustergültigen Interpretationen einer breiten Schicht von Musikliebhabern vorzustellen. Oftmals sind es auch Musikfestivals und kleinere Opernhäuser, die abseits der abgetretenen Pfade Pionierarbeit leisten und über Tonträger Aufmerksamkeit vergessener Meisterwerke auslösen. Hierzu gehört die Oper L’Ebreo von Giuseppe Apolloni.

Es waren nicht die Differenzen mit den Juden, welche die Welt von Al Andalus  in Spannung hielt. Die Türken verunsicherten das Mittelmeer und die orientalischen Dynastien lagen ständig in Fehde untereinander, meisten wegen Thronstreitigkeiten. Boabdil, formell Mohammad XII, gelangte 1482 auf den Thron von Granada, den er bis 1492 mit kurzer Unterbrechung innehatte, nachdem er seinen Vater Abu-I-Hasan Ali nach 20-jähriger Herrschaft verjagt hatte. Streit gab es danach mit seinem Onkel Muhammad al Zaqal, der ebenfalls Erbansprüche stellte und für Bürgerkrieg unter den muselmanischen Stämmen sorgte. Frühzeitig machte Boabdil unliebsame Bekanntschaft mit den Spaniern, die ihn einsperrten, aber gegen Lösegeld und Abtretung von Besitztümern wieder freiließen. Eine Stadt nach der anderen in Al Andalus musste sich der christlichen Herrschaft unterwerfen, bis als letztes Bollwerk Granada fiel. In einem feierlichen Ritual soll der Sultan kniend auf einem goldenen Tablett die Schlüssel den „Katholischen Königen“ überreicht haben. Der schmerzliche Abschied wurde ein wenig abgemildert, weil der König seinen Hofstaat und einen Teil seiner Schätze mitnehmen durfte. In der Emigration in Marokko lebte er im Luxus noch etwa 40 Jahre.
 
 
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musirony 2005 - Engelbert Hellen
 
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