musirony - Madame Butterfly |
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Schöne Opern – oft gehört
Die Sonnengöttin Amaterasu
Giacomo Puccini [1858-1924]
Madame Butterfly
Tragödie einer Japanerin in drei Akten
Libretto Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
Quelle David Belasco und J. L. Long
Uraufführung am 17.02.1904 in Mainland
Deutsche Erstaufführung 1907 in Berlin
Darsteller:
Cho Cho San, genannt Butterfly
B. F. Pinkerton, Leutnant der amerikanischen Marine
Sharpless, Amerikanischer Konsul in Nagasaki
Kate Pinkerton, Leutnant der amerikanischen Marine
Goro, Makler und Heiratsvermittler
Fürst Yamadori
Onkel Bonze
Kaiserlicher Komissar
Standesbeamter
Die Begenheit spielt in Nagasaki im Jahre 1900
DIE HANDLUNG
Erster Akt:
Goro ist ein gewandter Makler. Luftige Häuser mit Geisha vermarktet er auf 999 Jahre mit täglicher Kündigungsfrist zu Gunsten des Abnehmers. Als Interessenten hat er den Marineoffizier Benjamin Franklin Pinkerton gewonnen und erklärt diesem die Beschaffenheit der windigen Immobilie. Also, wenn man schiebt, bewegen sich die Wände hin und her, um ganz nach den Wünschen der Bewohner am alten Platz das Gewohnte in neuem Licht erscheinen zu lassen. Die Brautkammer steht hier oder dort, je nach Laune. Man ist an nichts gebunden. Der Speiseraum befindet sich im Freien. Goro zeigt auf die Terrasse und sagt: Bitte. Der Beflissene verschiebt die Wände. Die eine Seite verschließt man und die andere öffnet sich. Das stille Örtchen dagegen steht wie eine kleine Festung und trotzt allen Bemühungen. Ein Luftschloss kann nicht herrlicher sein..
Goro klatscht in die Hände. Es erscheinen die Dienstboten. Das Zimmermädchen, welches der Braut schon seit langem treu diente sowie der Koch und der Diener stellen sich vor. Für alle ist es eine große Ehre, dem Mister und seiner zukünftigen Frau zu dienen. Die Namen ‚Miss leichte Federwolke’ für Suzuki. Strahl der aufgehenden Sonne’ heißt der Koch und ‚Duft von Lavendel’ nennt sich der andere Diener.
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Das Geplapper des Zimmermädchens geht Pinkerton auf die Nerven. ‚Den Schleier der Sorgen lüftet ein Lächeln’ hat der weise Okunama gesagt, ‚es öffnet sich der Perle die Muschel und dem Menschen öffnet es das Tor zum Paradies’ Goro klatscht in die Hände und die Diener verschwinden im Innern des Hauses. Die Wartezeit, bis die Braut mit Gefolge erscheint, verkürzt der Makler mit Informationen über die bevorstehende Feierlichkeit. Es kommen der Kaiserliche Kommissar, die Verwandten, der werte Konsul – nicht zu vergessen die Braut. - Dann wird unterschrieben und schon ist die Ehe geschlossen. Allzu viel Verwandtschaft wird nicht aufkreuzen, es sind nicht einmal zwei Dutzend. Onkel Bonze bleibt hoffentlich fern. Der Konsul, ein enger Freund des neuen Hausherrn, wird willkommen geheißen. Der Aufstieg war mühsam. Hoch gelegen, doch schön ist das neue Zuhause von den Pinkertons. Nagasaki - das Meer - der Hafen als Ausblick. Man macht Konversation. Ein Häuschen, das mit dem Zauberstab verwandelt werden kann! Es gehört nicht ihm und ist auch nicht Eigentum von Fräulein Butterfly. Gemietet hat er es für neunhundertneunundneunzig Jahre mit dem Recht, dass er jederzeit annullieren kann. Wer sich auskennt, profitiert! Pinkerton ist stolz auf seine amerikanische Abkunft. Überall auf der Welt treibt sich der Yankee herum, genießt und macht Geschäfte, scheut die Gefahr nicht, wirft die Anker aus und macht sein Glück bis ein Windstoß Schiff, Anker und Masten zerstört. Seine Sehnsucht zu stillen, tut man alles. So schließt er die Ehe nach japanischem Brauch für 999 Jahre und er kann sich in jedem Monat scheiden lassen. Ist sie hübsch? Goro beantwortet die Frage. Die Braut ist schön wie ein Strauss frischer Blumen, ein goldstrahlender Stern und noch preiswert dazu, nur 100 Yen. Wenn der Konsul Wünsche hat, er hat reiche Auswahl!
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Welche Unruhe packt Pinkerton? Ist er so verliebt? Ob Liebe oder Laune, er weiß es nicht. Ihr unschuldiges Wesen hat ihn in den Bann geschlagen. In ihrer Statur und in ihrer Grazie gleicht sie den Figuren auf einem Wandschirm. Pinkerton hat das Gefühl, dass sie sich wie ein Falter von der wunderbaren Lackfläche löst und mit plötzlicher Bewegung sich in stiller Anmut neben ihm niederlässt. Sie zu bekommen ist sein Verlangen, auch wenn der Flügel bricht, er muss sie fangen. Sharpless hat vor Tagen ihre liebliche Stimme im Konsulat gehört und meint, dass es ein Verbrechen sei, ihr die leichten Flügel herauszureißen und ein argloses Herz zu zerbrechen. Pinkerton entgegnet, dass er den süßen Flügeln schon die Richtung weisen wird.
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Man trinkt ein Glas Whisky auf die Familie in der Ferne und auf den Tag, wenn er die Ehe mit einer echten amerikanischen Braut eingehen wird. Goro kommt atemlos herbeigelaufen. Der Schwarm der Frauen hat den Hügel erreicht und er hat gehört, wie sie wie der Wind in den Wipfeln plaudern und schwatzen. Welch ein Himmel, welch ein Meer! Die Bewunderung für die schöne Aussicht kennt keine Grenzen. Und die vielen Blumen! Butterfly ist das glücklichste Mädchen in ganz Japan. Die Freundinnen empfehlen, dass sie die Umgebung genießen soll, bevor sie die unbekannte Pforte der Liebe durchschreitet. Immerhin ist sie erst fünfzehn. Sharpless erfährt, dass die Erwählte gebürtig aus Nagasaki ist und die Familie einmal sehr reich war. Nur aus Not wurde sie zur Geisha, um leben zu können. Sie verbirgt es nicht und sie schämt sich nicht. Die plappernde Puppe macht Pinkerton toll vor Begehren. Die Mutter ist zwar von Adel, aber auch arm. Sharpless meint, fünfzehn Jahre sei das Alter, in dem man noch spielt, während Pinkerton dagegen hält, dass es ist die Zeit der Näschereien ist. Völlig überflüssig berichtet Goro dem Konsul, dass Butterflys Vater vom Mikado ein Geschenk bekommen hatte, welches geeignet war, damit Harakiri zu begehen. Der Vater gehorchte.
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Hinter einem dichten Schleier findet die verängstigte Schwiegermutter ein sicheres Versteck. Doch Kusinen und Verwandte üben rücksichtslos Kritik. Der Erwählte sei überhaupt nicht gutaussehend, was Fräulein Butterfly heftig bestreitet. Sie lobt, er sei so schön, dass selbst ein Traum nicht mehr bescheren könnte. Sieht der seltene Schatz nicht wie ein König aus? Die Kusine stimmt nicht zu, Goro habe ihn ihr auch schon angeboten, aber sie habe kein Interesse gehabt. Pinkerton zeigt auf eine kuriose Gestalt und fragt, ob das der trunksüchtige Onkel sei. Die Freundinnen ändern ihre Ansicht über Pinkerton nicht. Wirklich, seine Attraktivität ist schon im Verblühen. Wahrscheinlich wird er sich bald wieder scheiden lassen. Hoffentlich bald! Goro bettelt, dass die Damen doch bitte ein bisschen leiser sein mögen.
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Gibt es keinen Wein zu trinken, fragt der alkoholabhängige Onkel. Der Tee hat nicht die richtige Farbe, er ist viel zu braun. Die boshafte Kusine kündet immer wieder, dass sie Pinkerton unansehnlich finde, weil er die Anziehungskraft der japanischen Männer vermissen lasse. Allgemein kommt man zum Schluss, dass er wirklich sehr hässlich sei, was man den Darstellern des Pinkerton auf der Opernbühne allerdings in den meisten Fällen nicht nachsagen kann. Nicht alle Menschen haben Schlitzaugen! Der Geschmähte tut das Richtige. Er lobt die Schönheit seiner Braut und den exotische Duft dieser Blume, die seinen Geist verwirrt hat. Ist sie nicht zum Pflücken wie geschaffen? Der Botschafter beglückwünscht den Marineleutnant, dass er eine Blüte erwischt hat, die sich gerade öffnet. Ein schöneres Mädchen sah Sharpless noch nie und wenn der Freund sich an den Vertrag nicht mehr gebunden fühlt, soll er an ihn denken.
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Fräulein Butterfly möchte den weiblichen Verwandten wie es der Brauch fordert gern ein kleines Geschenk mitgeben, doch der Zukünftige hat keine Vorsorge getroffen. Hätte er von dieser Eigenart gewusst, hätte er aus seiner Bibliothek ein paar Bücher aussortiert. Nein, an Büchern besteht kein Bedarf. Schöne Gürtel, Tücher, Spangen, Fächer oder Schminkdosen kämen dagegen gut an. Zu was braucht der Mensch eine Schminkdose?
In Anwesenheit des Kaiserlichen Kommissars tut der Standesbeamte seine Pflicht. Er gestattet dem anwesenden Benjamin Franklin Pinkerton, Seeoffizier auf dem zur Marine der Vereinigten Staaten gehörenden Kanonenboot ‚Lincoln’, und Fräulein Butterfly aus dem Stadtteil Omara Nagasaki den Bund der Ehe zu schließen. Der Erstgenannte hat den Entschluss aus eigenem Ermessen getroffen, bei der Dame sind die Verwandten einverstanden, wie die Akten bezeugen. Das Protokoll wird den Vermählten zur Unterzeichnung vorgelegt. Alles erledigt! Der gemütliche Teil schließt sich an. Nachkommenschaft nur mit Bedacht ist die Vorwarnung an den Ehemann von Konsul Sharpless.
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Der Bonze, zufällig auch noch ein Onkel von Frau Pinkerton, ist ein Spielverderber. Er fühlt sich übergangen, steht draußen vor der Tür und entrüstet sich. ‚Cho Cho San, es ist abscheulich’ ruft er immer wieder. Was hat sie im Missionshaus getan? Den Glauben, den die Väter lehrten, hat sie schamlos verleugnet und die Taufe über sich ergehen lassen. Die verdorbene Seele verdient grausame Strafe. Ja, was hat sie getan, wollen auch die Verwandten genau wissen.
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Das Pack soll endlich verschwinden! Im Herzen von Benjamin Franklin ist kein Platz für Geschrei und Predigt. Flugs hat der Bonze die Anwesenden für sich eingenommen und es tönt wie im Chor, dass sich Frau Pinkerton von der Verwandtschaft als verstoßen betrachten kann. Benjamin Franklin versucht, seine Angetraute zu trösten. Sie soll nicht weinen und sich nicht vom Geschrei krächzender Raben beeindrucken lassen. Ganz Japan ist es nicht wert, dass ihre wunderschönen Augen weinen. Aus der Ferne hört man, wie die Dienerin das Abendgebet singt und die Schöpfergottheiten Izaghi und Izanami bemüht. Der Bonze und die unangenehme Verwandtschaft haben sich verzogen. Lyrik kommt auf! Es ist jetzt an der Zeit, das Publikum nicht länger auf die Folter zu spannen und das berühmte Liebesduett anzustimmen.
‚Viena la sera - Ja, es ward Abend’ beginnt Pinkerton und mit ‚E l’obra et la quiete – es kommen die Dunkelheit und die Ruhe’ fällt Cho Cho San ein. Butterfly fühlt sich isoliert und verstoßen, aber glücklich. Pinkerton klatscht in die Hände und befiehlt den Dienern, die Wände sorgfältig zu verschließen. Jetzt sind sie ganz allein und die Welt bleibt draußen, ebenso der wütende Bonze. Butterfly hört im Geiste noch seine zornige Stimme, die sie verfluchte. Jetzt muss der kostbare Gürtel gelöst werden. Flink wie ein Eichhörnchen löst sie die Knoten. Mit Augen voller Zauber ist sie jetzt ganz die Seine. In Schneeweiß leuchtet ihr Unterkleid und die dunklen Haarflechten fallen auf ihr Gewand. Sie gleicht der Göttin des Mondes, die nachts herabschwebt auf ihrer Himmelsleiter und die Herzen bezaubert. Warum hat Butterfly noch nicht verraten, wie sehr sie ihren Benjamin liebt? Kennt die Göttin eigentlich die Worte, die einen heißen Wunsch erfüllen? Liebe tötet nicht, sondern bringt Leben. Ganz zu recht nennt man sie einen zarten Falter. Butterfly erinnert sich, dass man in anderen Länder Falter mit Netzen fängt, mit einer Nadel durchbohrt und auf eine Tafel aufspießt. Man macht so, damit das Insekt nicht mehr entweichen kann. Schmetterlinge sind sehr flatterhaft und deshalb schließt er die Zitternde jetzt in seine Arme, damit sie sein ist für das ganze Leben. Der Himmel ist heiter, klare Sternenpracht ist zu erkennen. Butterfly soll jetzt endlich kommen und die Seine sein. Der süße Himmel lacht und die Sterne spenden ihren Glanz.
Zweiter Akt:
Madame Butterfly ist der Ansicht, dass die Götter in Japan träge und dick sind. Sie ist davon überzeugt, dass die amerikanischen denen, die sie anflehen, schnelle Antwort geben. Die Haushaltskasse ist fast leer und die täglichen Ausgaben sind zahlreich. Suzuki fürchtet, wenn der Gatte nicht bald heimkehrt, wird es wirtschaftliche Probleme geben. Gewiss wird er zurückkehren, sonst hätte er nicht veranlasst, dass der Konsul immer pünktlich die Miete einzahlt. Mit viel Sorgfalt hat der Abgereiste zuvor das Haus mit Schlössern versehen, damit die Mücken von Verwandten nicht habgierig über sie herfallen. So schützt der Fürsorgliche seine Gattin, die heißgeliebte Butterfly. Suzuki hält dagegen, dass sie noch nie davon gehört hat, dass ausländische Gatten den Weg zurückgefunden hätten. Butterfly wird unwirsch und weist die Dienerin zurecht. Am letzten Morgen vor dem Abschied hat sie die Frage gestellt: Kommt mein Herr zurück? Schweren Herzens seinen Abschiedsschmerz vor ihr verbergend, kam die lächelnde Antwort: Oh Butterfly, mein kleines Frauchen, ich kehre zurück, wenn die Rosen blühen und das Rotkehlchen sein Nest gebaut hat. Bestimmt wird er zurückkommen. Suzuki soll ihr nachsprechen, dass er heimkommen wird. Ach, ihr fehlt der Glaube.
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Damit Suzuki ihn findet singt Butterfly nun die schönste Arie der Oper, auf die das Publikum sehnsüchtig wartet ‚Un bel di vedremo... – Eines Tages sehn wir...’ Ihre Vision: Am fernsten Punkt des Horizontes wird eines Tages Rauch aufsteigen. Das weiße Schiff läuft in den Hafen ein Salutschüsse grüßen. Sie wird ihm nicht entgegen eilen. Stolz wird sie auf dem Hügel auf ihn warten. Das Warten fällt ihr nicht schwer. Eine Person nähert sich dem Hügel. Er ist es, aber was wird er sagen? Aus der Ferne wird er ihren Namen rufen. Ohne zu antworten wird sie sich verbergen, doch nur zum Scherz, um bei der ersten Begegnung nicht zu sterben. Er wird nach ihr rufen: Mein kleines Frauchen, meine bezaubernde Blume! Alles wird wahr. Suzuki soll die Zweifel lassen.
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Wer nun tatsächlich kommt, ist Goro mit Sharpless und einem Unbekannten. Die Stolze möchte nicht mit Madame Butterfly, sondern mit Madame Pinkerton angeredet werden. Die Gäste mögen sich darüber im Klaren sein, dass sie sich im Haus von Amerikanern befinden. Man dankt für die Belehrung und Butterfly fragt, ob es den Großeltern und den Ahnen gut geht. Sharpless hofft es. Die angebotenen amerikanischen Zigaretten lehnt er dankend ab, Er hat ein Briefchen aus Amerika mit wohlbekanntem Absender dabei. Butterfly fühlt sich als Japans glücklichste Ehefrau. Sie fragt, wann in Amerika die Rotkehlchen ihr Nest bauen. Gern würde sie es wissen, weil in Japan diese Vögel schon dreimal tätig waren, aber der Gatte nicht – wie versprochen – zurückgekehrt ist. Goro ist ein boshafter Mensch und lacht. Sharpless kann Madame Pinkertons Frage nicht beantworten, weil er Ornithologie nicht studiert hat.
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Goro möchte Madame Pinkerton mit dem reichen Yamadori verkuppeln, doch Madame, obwohl nicht gut bei Kasse, reagiert höhnisch. Quält den Alten der Liebesschmerz immer noch? Hoffentlich zerbricht das Herz nicht, wenn sie ihm ihren Kuss versagt. Zu den unerquicklichen Dingen des Lebens gehört ein überflüssiger Seufzer. Herr Yamadori hat viele Frauen besessen und sich an Quantität gewöhnen können. Geheiratet hat er aber immer nur eine und im Moment ist er durch Scheidung frei. Doch Butterfly würde er ewige Treue geloben. Diener, Gold und einen fürstlichen Palast in Omara bietet er als Zugabe. Nein, als Gattin ist sie gebunden. Goro und Yamadori machen sich lustig. Glaubt Butterfly tatsächlich, sie sei noch verheiratet. Sie glaubt es nicht, sie weiß es und sie ist es. Goro bringt als stichhaltiges Argument, dass man eine Ehe als geschieden ansehen kann, wenn die Ehefrau verlassen worden ist. Die japanischen Gesetze mögen so sein, aber nicht diejenigen der Vereinigten Staaten von Nordamerika. In Japan öffnet man nur die Tür und jagt die Gattin davon, und das nennt man Scheidung. So etwas ist in Amerika nicht möglich. In Amerika fragt ein weiser ernster Richter nach dem Grund und wenn keiner vorliegt, sagt er zu dem Gauner: Marsch ins Gefängnis. Sharpless soll bestätigen, dass es sich so verhält.
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Ein Jammer, diese völlige Blindheit. Goro weiß zu berichten, dass das Schiff von Pinkerton schon angekündigt ist, er selbst sich wahrscheinlich aber nicht zeigen würde. Herr Yamadori macht noch einen letzten Werbeversuch, um sich dann desillusioniert zu verabschieden. Bevor Sharpless den Brief vorliest, will sie ihn an sich nehmen, ihn berühren, küssen und an die Brust drücken. Dann beginnt er vorzulesen: ‚Mein Freund: Besuchen sie doch die schönste Blume der Mädchen. Seit der glücklichen Zeit sind drei Jahre vergangen. Mag sein, dass Butterfly sich nicht mehr an mich erinnert. Wenn sie mich noch liebt und auf mich wartet, dann möchte ich sie bitten, das Mädchen behutsam darauf vorzubereiten.... Verfluchter Pinkerton. Was würde Madame tun, wenn er niemals mehr zurückkommen würde? Sie hat den Sachverhalt noch nicht begriffen und sagt, dass es zwei Möglichkeiten gebe, die Menschen erneut mit Gesang zu unterhalten oder sterben. Sharpless gibt nochmals den dringenden Rat, sich für den reichen Yamadori zu entscheiden. Butterfly klatscht in die Hände und bittet ihre Dienerin, den Herrn Konsul hinauszubegleiten. Sharpless meint es gut, er hat es schwer, er musste grausam sein, nimmt es Butterfly aber nicht übel. Sie ist tief getroffen. Der Schwächeanfall wird vorübergehen, so wie dunkle Wolken über das Meer ziehen. Sie verlässt den Raum für einen Moment und ihr Kind an der Hand fragt sie den Konsul, ob er tatsächlich glaube, dass der Vater sein Kind vergessen könne. Ist es tatsächlich Pinkertons Sohn? Hat der Herr Konsul jemals ein Japanisches Kind mit blauen Augen und goldenen Locken gesehen? Unverkennbar, weiß Pinkerton davon. Nein, aber er soll es ihm sagen, dass sein einzigartiger Sohn ihn erwartet. Er wird herbeieilen über Länder und Meere. Doch als die Vision vorüber ist, wird sie von Verzweiflung übermannt. Sharpless verabschiedet sich und verspricht, dass er den Vater informieren wird. Selbst, wenn er sie verlassen sollte, hat Butterfly die Hoffnung, dass er zumindest seinen Sohn mitnehmen wird über den großen Teich ins gelobte Amerika.
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Die Kanone im Hafen kündigt ein Kriegsschiff an. Es ist tatsächlich die ‚Abraham Lincoln’. Alle haben sie belogen, aber ihre Treue hat gesiegt. Die Blumen im Garten sollen alle gepflückt und die Zimmer damit geschmückt werden. Pfirsichblüten, Levkojen, Jasmin – die Blüten aller Sträucher werden gerupft, um den Heimkehrer zu erfreuen. Kahl wie im Winter ist der ganze Garten. Suzuki soll mit Weinen aufhören. Noch eine Stunde und dann ist er hier! Er ist angekommen, der Ersehnte, der Erwartete. Die Tränen haben ein Ende. Rosen werden auf die Schwelle gelegt, mit vollen Händen soll Suzuki die Blütenblätter streuen. Zum Empfang wird sie ihr Brautkleid anziehen und eine Mohnblume ins Haar stecken. Auch der Kleine bekommt ein bisschen Rouge aufgelegt, damit der nicht so blass aussieht.
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Dritter Akt:
Butterfly ist die Nacht über wach geblieben, um die Ankunft Pinkertons nicht zu verpassen, doch er ist nicht gekommen. Suzuki sieht, wie müde sie ist und bittet die Übernächtigte, sich hinzulegen. Das Kind benötigt auch Schlaf. Wenn der Gatte erscheint, wird die Dienerin sie aufwecken. Er kommt tatsächlich in Begleitung von Sharpless und wird von Suzuki empfangen. Die Dienerin erklärt ihm, wie Butterfly in den letzten drei Jahren täglich auf ihn sehnsüchtig gewartet hat. Wer ist die Dame draußen im Garten, die sich nicht ins Haus traut. Pinkerton sagt, sie sei seine Begleiterin, aber Sharpless ist das Versteckspielen zu dumm und eröffnet die Wahrheit, dass es die amerikanische Gattin ist. Man habe absichtlich die frühen Morgenstunden für den Besuch gewählt, um zuvor mit ihr zu sprechen und um ihren Beistand als Trösterin in Butterflys schwersten Stunde zu erbitten. Heilige Seele der Ahnen, wie soll sie helfen! Die Zukunftsabsicherung des Kindes wollen sie zuvor mit ihr besprechen. Die Dame im Garten wird ihm eine gute Mutter sein.
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Der bittere Blumenduft wirkt wie Gift in seinem Herzen und erinnert den Amerikaner an die Zeit der ersten Begegnung. Vom Blütenreich des Glückes und der Liebe nimmt er Abschied. Suzuki soll Butterfly vorbereiten, damit die Unterredung der beiden Frauen in friedlicher Atmosphäre verläuft. Pinkerton zieht es vor, draußen zu warten, bis die erste Reaktion vorbei ist. Sein Gewissen meldet sich zu Wort. Wird er jemals Ruhe finden? Von der Erinnerung überwältigt ringt er nach frischer Luft, von der es im Garten reichlich gibt und überlässt Suzuki und Kate die Regelung seiner Angelegenheit, denn den Jammer und die Qualen der Verlassenen möchte er nicht ertragen.
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Butterfly hat mitbekommen, dass der geliebte Gatte angekommen ist, aber wo hält er sich versteckt. Viel muss nicht erklärt werden. Sie sieht die fremde Frau und reimt sich den Rest zusammen. Alles hat man ihr genommen und jetzt fordert man auch noch ihr Kind. Nur dem Vater selbst wird sie den Kleinen übergeben. In einer halben Stunde wird sie bereit sein. Man möge sie jetzt verlassen. Suzuki soll den Kleinen noch spielen lassen und den Raum ebenfalls verlassen.
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Das Orchester nimmt einen kurzen Anlauf und dann setzt die Butterfly mit übermächtiger Stimme an zu einem der grandiosesten Finale, welche die Operngeschichte kennt: Con unore muore... – In Ehren sterbe, wer nicht in Ehren leben kann. Suzuki bringt das Kind, um einen Suizid zu verhindern. Butterfly nimmt Abschied: Tu Tu piccolo idio – Du Du mein kleiner Gott... Butterfly nimmt ergreifenden Abschied von ihrem Kind. Die Opernbesucher sind zu Tränen gerührt und holen ihre Taschentücher hervor. Die Mutter schickt den Kleinen in den Garten zum Spielen und tötet sich selbst. In das mächtig aufbrausende Orchester hört man die Stimme Pinkertons rufen: Butterfly - Butterfly - Butterfly.
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© MUSIRONY 2006 – Engelbert Hellen
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