Schöne Oper – kaum gehört
Renzo Rossellini [1908-1977]
Uno Sguardo dal Ponte
Ein Blick von der Brücke
Oper in zwei Akten
italienisch gesungen
Libretto von Gerardo Guerriri
nach einer Vorlage von Arthur Miller
Uraufführung am 11. März 1961 in Rom
italienisch gesungen
Charaktere:
Eddi Carbone – Bass
Beatrice, seine Frau – Sopran
Catherine, Eddis Nichte – Sopran
Rodolfo, Beatrices Vetter – Tenor
Marco, sein Bruder – Bariton
Alfieri, ein Rechtsanwalt – Bariton
Louis, Mike, Tony Berelli, Hafenarbeiter – Bariton, Tenor, Tenor
Erster Imigrationsoffizier – Bariton
Zweiter Immigrationsoffizier – stumme Rolle
Mr. und Mrs. Lipari, ihre zwei Neffen – stumme Rollen
Nachbarschaft, Volk
Das Geschehen spielt in der Gegenwart in New York
Renzo Rosselini
Dokumentation
Live-Mitschnitt von der Uraufführung 1961 in Rom auf LP.
unter Oliviero de Fabritis, Teatro della Opera Rom –
Gesangsolisten: Nicolo Rossi-Lemeni, Clara Petrella, Gianna Galli,
Ruggero Raimondi, Giuseppe Valdengo
HANDLUNG
Erster Akt:
In einem hauptsächlich von Italienern bevölkerten Viertel in den Slums von New York haben Eddi Carbone und seine Frau Beatrice sich niedergelassen, Ihre Nichte Catherine ist in der Wohnung unter ihrer Obhut aufgewachsen.
Aus der alten Heimat erwartet man Besuch. Es sind Verwandte von Beatrice, die sich in der Neuen Welt niederlassen wollen und darum gebeten haben, ihnen den Start zu erleichtern und bei der Eingewöhnung behilflich zu sein. Eddi ist darauf nicht sonderlich erpicht, weil er Komplikationen mit den Behörden befürchtet. Er will sich aber auch nicht strikt dagegen sperren und gibt dem Drängen seiner Frau nach. Er wird den Vettern genaue Verhaltensregeln erteilen, an die sie sich zu halten haben, damit sie den Ausländerbehörden nicht auffällig erscheinen. Catherine soll in der Schule nichts erzählen, weil sie dort auf Vermittlung des Direktors eine Arbeitsstelle annehmen will.
Wie nicht anders erwartet, werden die beiden herzlich empfangen. Schließlich hat man sich schon lange nicht mehr gesehen. Marco berichtet von der wirtschaftlichen Not, die bei ihnen zu Hause in Italien herrscht. Rodolfo findet Catherine sogleich ungemein sympathisch. Eddi gibt sich eifersüchtig und seine Frau argwöhnt, dass er selbst ein Auge auf ihre junge Nichte geworfen hat. Zumindest aber wird die verwandtschaftliche Zuneigung nun gedrosselt werden.
Rodolfo und Catherine sind zusammen im Kino gewesen und ernten dafür von Eddi Vorwürfe. Gehässig versucht er dem Mädchen nachher einzureden, dass Rodolfo sich nur an sie heranmacht, weil er sie heiraten will, um an die amerikanische Staatsbürgerschaft zu gelangen. Eddi möchte die Lage auskundschaften und sucht einen Rechtsanwalt auf. Beatrice rät ihrer Nichte unbefangen zu bleiben und der Situation gelassen entgegen zu sehen.
Zweiter Akt:
Es hat sich ergeben, dass Catherine und Rodolfo am Weihnachtsnachmittag das erste Mal allein zu Hause sind.
Eddi kommt betrunken heim, und sieht beide aus dem Schlafzimmer treten. Aufgebracht weist er Rodolfo aus dem Haus; als dieser Catherine küssen will, kommt es zum Streit.
Eddi begibt sich erneut zum Anwalt und gesteht diesem, dass er sich von seiner Frau trennen will, weil er Catherine begehrt. Um sein Ziel zu erreichen, will er die Einwanderungsbehörde verständigen. Er denkt, er hat dann freie Bahn.
Tatsächlich werden aufgrund der Anzeige Marco, Rodolfo und zwei andere Männer festgenommen.
Catherine konnte sich behaupten und ihre Eheschließung mit Rodolfo durchsetzen. Damit er bei der Familienfeier dabei sein kann, hat Marco aus dem Gefängnis Ausgang erhalten.
Rodolfo versucht die Situation zu entspannen und will in der Familie Frieden stiften. Eddi geht neben Beatrice. Er ist völlig aufgedreht und verlangt von Marco eine öffentliche Entschuldigung. Marco sieht keine Veranlassung und weigert sich. Eddi geht mit einem Messer auf ihn los. Marco dreht dem Angreifer den Arm um und so passiert es, dass Eddi sich selbst den tödlichen Stich zufügt. Eddi erliegt den sich zugefügten Verletzung und in den Armen seiner Frau haucht der Unduldsame seinen Geist aus.
Anmerkung:
Bruder des Komponisten ist der Filmemacher Roberto Rossellini und seine Nichte die Filmdarstellerin Isabella Rossellini. Dem Kino fühlte er sich hauptsächlich verbunden, mehr als der Oper. Hier brachte er es auf nur vier Werke, aber auch Ballette, Sinfonien, Kammermusiken und Lieder füllen seinen Katalog. Von den Filmen ist besonders „Stromboli“ in Erinnerung geblieben.
Geboren wurde Renzo Rosselini in Rom am 2. Februar 1908 und er erhielt im Jahre 1933 die Stelle des Direktors am Liceo Musicale Giovanni Baptista Pergolesi, 1940 wurde er Lehrer für Komposition in Rom und 1970 schließlich Direktor der Oper von Monte Carlo. In Monaco verstarb er auch am 13. Mai 1982 an seinem Wirkungsort.
In der Tageszeitung „Il Messagero“ betätigte er sich als Musikkritiker.
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musirony 2013 - Engelbert Hellen