musirony - La Traviata
 

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Schöne Oper - oft gehört



Giuseppe Verdi [1813-1901]

La Traviata


Oper in drei Akten

italienisch gesungen
Libretto von Francesco Paria Piave
nach dem Roman von Alexandre Dumas


Uraufführung am 6. März 1853 in Venedig
Deutsche Erstaufführung 1857 in Hamburg

 

Personen:


Violetta Valéry
Alfred Germont
Giorgio Germont
Gastone, Visconte de Létoriéres
Barone Douphol
Marchese d'Obigny
Flora Bervoix
Annina
Dottore Grenvil
Adelige und Diener
Gäste einer Abendgesellschaft

Die Handlung spielt um 1700 in Paris und Umgebung
 



                                                         Geraldine Farrar


HANDLUNG

Erster Akt:

Violetta Valery, welche von ihrem derzeitigen Liebhaber Baron Duphol luxuriös ausgehalten wird, hat erstmals nach ihrer scheinbaren Genesung von schwerer Krankheit wieder zu einem Fest geladen. Gaston, Vicomte de Létorières, stellt ihr seinen Freund Alfredo Germont vor und berichtet, dass dieser sie schon seit langem heimlich verehre. Duphol empfindet Alfredo als unsympathisch, da er merkt, wie sehr die Offenheit und Ehrlichkeit des jungen Mannes Violetta beeindrucken und wittert in ihm einen Nebenbuhler. Als vollendete Gastgeberin versucht sie, die Schüchternheit des Neuankömmlings mit Alkohol zu lockern und ermuntert ihn zu einem Trinklied. Nach dem Essen begibt sich die Gesellschaft zum Tanzen in den Ballsaal. Violetta bleibt zurück und erleidet einen Schwächeanfall. Alfredo bleibt bei ihr und nutzt den Moment, um ihr unverhohlen seine Liebe zu gestehen. Violetta reagiert zunächst belustigt, doch Alfredo kann sie von ihren tief empfundenen Gefühlen überzeugen. Die junge Frau, die die Liebe bislang eher von pragmatischer Seite kannte, ist überrascht, wie sehr ihr die leidenschaftliche Liebeserklärung imponiert, doch fordert sie Alfredo auf, sie besser zu vergessen, da sie ihm nur Freundschaft bieten könne. Sie überreicht ihm dennoch eine Kamelie, die er zurückbringen darf, sobald sie verwelkt ist, also schon am nächsten Tag. Überglücklich verabschiedet sich Alfredo. Nachdem auch die anderen Gäste das Haus verlassen haben, sinniert Violetta verwirrt über ihre neuen, durch Alfredos Geständnis wachgerufenen Empfindungen. Sie ist hin- und hergerissen zwischen dem Impuls, sich dem Vergnügen einfach hinzugeben und der Sehnsucht nach einer unbeschwerten Liebe. Ihre Bemühungen, sich ihrem Lebenswandel schönzureden werden durch Alfredos schwärmerische Huldigungen aus der Ferne konterkariert.

Zweiter Akt:

Seit drei Monaten leben Alfredo und Violetta zurückgezogen in einem Landhaus. Zufällig erfährt Alfredo von der Zofe Annina, dass Violetta ohne sein Wissen nach und nach ihren gesamten Besitz verkauft, um das abgeschiedene Leben finanzieren zu können. In seiner Ehre gekränkt, weil er von einer Frau ausgehalten wird, eilt er sofort nach Paris, um selber Geld aufzutreiben. Während seiner Abwesenheit erhält Violetta unerwarteten Besuch: Es ist Alfredos Vater Giorgio Germont, der ihr in hochmütiger Weise zum Vorwurf macht, dass sie mit seinem missratenen Sohn das Familienerbe verprasse. Violetta verwahrt sich gegen die Anschuldigungen und zeigt Germont die zum Verkauf ihres Eigentums vorbereiteten Unterlagen. Dennoch verlangt Germont von Violetta ein Opfer zugunsten von Alfredos jüngerer Schwester, deren Hochzeit durch Violettas Ruf als Kurtisane gefährdet sei. Violetta ist bereit, sich für einige Zeit von Alfredo zu trennen, doch der Vater erwartet den endgültigen Verzicht auf seinen Sohn. Verzweifelt gibt Violetta den Drängen Germonts nach unter der Bedingung, dass Alfredo einst von ihrem selbstlosen Opfer erfahren würde. Alfredo kehrt aus Paris zurück und überrascht Violetta beim Schreiben eines Briefes. Er kann sich ihr verändertes Verhalten nicht erklären und ist erst beruhigt, als sie ihm eindringlich ihre Liebe bezeugt. Violetta verlässt das Haus und bald darauf überbringt ein Bote Alfredo ihren Abschiedsbrief. Der eben eingetretene Germont versucht umsonst, seinen Sohn, dessen Glück er gerade zerstört hat, zu trösten und zur Rückkehr zur Familie in die Provence zu bewegen. Als Alfredo unter Violettas Papieren eine Einladung Floras entdeckt, weiß er, wo er sie finden kann.

Auf Floras Ball amüsiert sich eine illustere Gesellschaft in den Maskeraden von Zigeunerinnen und Stierkämpfern. Als Alfredo eintritt, stürzt er sich ins Kartenspiel. Violetta erscheint in Begleitung Duphols, der ihr jede Unterredung mit Alfredo verbietet. Alfredo hat außerordentliches Glück im Spiel und bemerkt sarkastisch, dass Unglück in der Liebe Glück im Spiel bringt. Der Baron ungehalten über Alfredos Äußerungen, fordert diesen zu einem Spiel auf. Alfredo gewinnt eine hohe Summe. Bevor die Situation eskaliert, werden die Gäste zu Tisch gebeten, Violetta versucht, Alfredo zum Verlassen des Festes zu bewegen , weigert sich jedoch mit ihm zu gehen. Um sich an die Vereinbarungen mit dem alten Germont zu halten, lässt sie Alfredo in dem Glauben , sie liebe den Baron. Außer sich vor Eifersucht ruft Alfredo die Gesellschaft herbei und beschwört einen Skandal herauf, indem er Violetta sein Geld ins Gesicht schleudert, als „Lohn für ihre Liebesdienste“. Sein Vater versucht, ihn vor den aufgebrachten Gästen zu schützen, indem er ihn vermeintlich verurteilt. Duphol verlangt Genugtuung von dem vollends verwirrten Alfredo.

Dritter Akt:

Während in den Straßen von Paris der Karneval tobt, liegt Violetta einsam und verarmt im Sterben. Lediglich Doktor Grenvil besucht die Kranke täglich. Ihren Lebenswillen stärkt der Brief des alten Germont, den sie wieder und wieder liest: Nach dem Duell mit dem Baron sei Alfredo ins Ausland gegangen. Germont selbst habe ihm Violettas Opfer offenbart. Alfredo werde zu ihr zurückkehren und ihre Verzeihung erbitten. Ihre Stimmung schlägt schon in Hoffnungslosigkeit um, als endlich der Ersehnte erscheint. Der Traum vom erneuerten Liebesbund ist nur kurz. Germont folgt seinem Sohn und bittet ebenfalls um Verzeihung. Violetta übergibt Alfredo ihr Bildnis, um nicht ganz vergessen zu werden, wenn er nach ihrem Tode eine „keusche Jungfrau“ heiratet. Nach einem letzten Aufbäumen stirbt sie.

Anmerkung:

Giuseppe Verdi schuf das Seelengemälde einer Kurtisane nach dem Roman 'La Dame aux Camelias“von Alexandre Dumas le fils (1824-1895), einem berühmten Romanautoren seiner Zeit, welcher vom literarischen Ruhm eines Vaters zehrte, der die 'drei Musketiere' ins Leben rief.

Fast alle Primadonnen der Gegenwart greifen begierig nach der Violetta, denn diese Partie ist ganz besonders geeignet, optische, darstellerische und stimmliche Mittel ins rechte Licht zu setzen. Fast nie hört man diese Partie schlecht gesungen, denn in der Regel verausgabt sich die Sopranistin bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit um mit der Bühnenfigur zu verschmelzen.

Ein aufnahmebereites Publikum, welches an den Seelennöten einer Edelprostituierten regen Anteil nimmt, ist immer in großer Zahl vertreten. Wäre es für eine Hausfrau nicht eine feine Sache, für Liebe und Genuss auch noch Geld zu bekommen? Auf angenehme Weise könnte man so dem schlappen Gatterich ein wenig auf die Beine helfen und die magere Haushaltskasse großzügig aufbessern! Nein, es ist nicht die kalte Gier nach Besitz und Vermögen, die das Handeln eines vom rechten Wege Abgekommenen beflügelt! Verdis psychologisch ausgefeiltes Drama zeigt an, dass auch edle Gefühle wie Verständnis und Verzicht sich den Weg ans Tageslicht bahnen können. Doch wenn der verstaubte Vater des Lovers sich störend einmischt, und wenn man selbst gesundheitlich nicht mehr so kann, wie man gern möchte, gerät das Leben zum Schleudertrauma und das Abschiednehmen von geliebten Gewohnheiten und vom Dasein fallt dann schwer. Das Publikum ist gerührt und muss mit Betrübnis zur Kenntnis nehmen, dass ein Abweichen von der Moral vom Schicksal in jedem Fall geahndet und meistens mit dem Tod bestraft wird. Immer wieder versuchten die Opernkomponisten der Romantik mit dem Finger drastisch auf diese Logik zu verweisen.

Nicht von Anfang an war „La Traviata“ von Erfolg begleitet. Die Darsteller der damaligen Zeit fanden es nicht interessant, Menschen der Gegenwart zu verkörpern. Die großen Figuren der Mythologie und Geschichte spukten allzu gewichtig in ihren Köpfen. Zudem konnte die Darstellerin der Uraufführung ihrer Korpulenz zuliebe dem belustigen Publikum eine Erkrankung an Schwindsucht nicht glaubwürdig vorgaukeln.

Giuseppe Verdis leidenschaftliche Musik und der Hauch einer parfumierten Morbidität treffen offenbar den Geschmack unserer Zeit und sind eine Garantie für die Beliebtheit und den anhaltenden Erfolg seiner „Traviata“. (Anm. Red.)

 

© Oktober 2009 – Raphael Lübbers


 

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