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Schöne Oper – selten gehört 


Saverio Mercadante [1795 -1870]

I Normanni a Parigi

Die Normannen in Paris


Lyrische Tragödie in vier Akten

Libretto von Felice Romani

nach der Tragödie in Versen „Le Siège de Paris“
von Victor-Charles Prévot, Vicomte d'Arlincourt
 

Urauffühung: Februar 1832, Teatro Regio, Turin

 

Charaktere:

Berta, Witwe von Carloman, König der Franken – Sopran
Odone, Graf von Paris – Tenor
Ordamante (Roberto), Anführer der Normannen – Bariton
Tebaldo, ein fränkischer Prinz – Bass
Osvino, ein junger fränkischer Ritter – Mezzosopran
Ebbone, ein fränkischer Ritter – Tenor

Das Geschehen spielt um etwa 900 in Paris

 




HANDLUNG

Vorgeschichte

Paris war Ende des 9. Jahrhunderts die Hauptstadt des karolingischen Königreichs.

Von ihrem Vater, dem Grafen von Tours, wurde die Tochter Berta unter Druck gesetzt, König Karlomann II. den Urenkel Karls des Großen, zu heiraten. Allerdings musste der König es hinnehmen, dass Berta hinter seinem Rücken einen Buhlen hatte. Zu dem Ritter Roberto de Poitiers war sie eine Beziehung eingegangen, die nicht ohne Folgen geblieben ist, denn ihr Sohn Osvino entstammte dieser Verbindung.

In seiner Bosheit beschloss der Vater, Bertas Liebhaber zu ermorden. Das Kind nahm er als Geisel, um Berta auf diese Weise zur Hochzeit mit dem König zu zwingen. Er gelobte, ihr das Kind erst zurückzugeben, wenn sie verspreche, Osvino niemals das Geheimnis seiner Geburt zu verraten.

Berta wähnte ihren Geliebten tot und gab dem väterlichen Druck nach. Ungeliebt heiratete sie Karlomann. Nach der Geburt einiger Kinder, die aber schon sehr früh starben, schenkte sie ihrem Mann endlich einen männlichen Erben, Prinz Terigi.

Roberto war dem Mordanschlag allerdings entkommen. Als er von Bertas Heirat erfuhr, glaubte er sich hintergangen und sann auf Vergeltung. Er änderte seinen Namen in Ordamante und sagte sich von den Karolingern los. Er schloss sich den feindlichen Normannen an, die derzeit mit ihren Raubzügen ganz Europa in Angst und Schrecken versetzten. Nach einiger Zeit wurde er ihr Anführer und bekämpfte auch seine Landsleute in Paris.

König Karlomann war im Jahr 884 gestorben und hatte Berta die Regentschaft übertragen, die sie in Vormundschaft über ihren noch nicht mündigen Sohn Terigi ausüben sollte. Die politische Situation war brenzlich, Fürst Tebaldo schmiedete seine Ränke und war eine Bedrohung für den kleinen Thronfolger. Doch in Odone, dem Grafen von Paris, fanden Mutter und Kind einen mutigen Beschützer.

Roberto - jetzt heißt er Ordamante - hatte Sehnsucht nach seiner geliebten Berta. In Verkleidung war es ihm gelungen, bis nach Paris vorzudringen. Dabei lernte er auch seinen Sohn Osvino kennen, der zu einem mutigen jungen Mann herangereift war. Berta machte er seine Aufwartung, so dass sie zumindest wusste, dass er noch am Leben war.

Vor diesem Hintergrund setzt die Handlung der Oper ein.

Erster Akt

Erste Szene:

Im großen gotischen Ratssaal beklagen die fränkischen Ritter den heruntergekommenen Zustand des Reiches und bedrängen die Königin nach dem Ableben König Karlomans sich wieder zu vermählen.

Fürst Tebaldo hat als Sprecher des Rates die Ambitionen, diesen Platz einzunehmen. Er scheitert jedoch mit seinen Bemühungen, weil der alte Ebbone seine selbstsüchtigen Absichten entlarfte.

Berta macht die Entschlossenheit, mit der ihre Eheschließung betrieben wird, misstrauisch und Ebbone, der ihre Geschichte kennt, erinnert die an ihre frühere Liebesbindung zu Roberto. Doch die Witwe besinnt sich auf die Szene, die er ihr machte, als er sie eines Abends beim Gebet überraschte. Er schwor ihr grausame Rache für den angeblichen Verrat, den sie an ihm begangen haben solle.

Odone und Osvino kehren siegreich von einem Scharmützel gegen die Normannen zurück. Ordone erzählt von Ordamante, dass er Osvino bereits in seiner Gewalt hatte und ihn hätte töten können, aber trotzdem ließ er ihn in offenkundiger Verwirrung entkommen. Berta mutmaßt, dass es sich bei Ordamante um keinen anderen, als um Roberto handeln kann. Auch wenn sie weiß, dass er sie aufrichtig liebt lehnt sie seine Werbung standhaft ab.

Zweite Szene:

Eine Überraschung offeriert Fürst Tebaldo. Er berichtet, dass ein Botschafter der Normannen an ihn herangetreten sei. Er habe mit einem unerbittlichen Angriff gedroht, bei dem alle niedergemetzelt würden, wenn Paris nicht unverzüglich kapituliere. Die Ritter sind sich jedoch einig, bis zum bitteren Ende die Stellung zu halten.

Osvino versteht die Königin nicht, weshalb sie ihn zurückhält. Er brennt vor Kampfeslust, aber Berta hat ihn zur Bewachung des Hofes vorgesehen, dass jemand da ist, der ihren Sohn Terigi beschützt. Damit er sich nicht widersetzt, eröffnet sie ihm, dass er es zu seinem eigenen Besten sei und bringt den Spruch, wenn er gegen die Normannen kämpfe, liefe er Gefahr, seinen eigenen Vater zu töten.

Jedoch den Namen sagt sie ihm nicht, betont jedoch, dass er ein Franke und kein Normanne sei. Kann sie ihm denn wenigstens den Namen seiner Mutter sagen? Diese sei gestorben, schwindelt sie, doch er könne sie als seine Ersatzmutter betrachten.

Zweiter Akt:

Dritte Szene

Tebaldo übt Verrat und hat sich insgeheim mit Ordamante verbündet, der mit seinen Anhängern in den Palast schleicht. Der Plan des Schurken sieht vor, Terigi umzubringen, die Tat aber Osvino zur Last zu legen und Odone der umfassenden Verschwörung zu bezichtigen.

Ordamante ist mittlerweile davon überzeugt, dass Osvino sein Sohn ist, und empfindet für ihn väterliche Gefühle. Um ihn besser schützen zu können, gibt er sich als Verbündeten Tebaldos aus. Berta allerdings grollt er, weil er glaubt, sie habe ihn hintergangen, und will es die übrigen Franken büßen lassen.

Osvino begegnet ihm und erkennt in ihm den normannischen Botschafter wieder. Sie geraten in Dialog miteinander, in dem er versucht, ihn von seinem Hass auf die Normannen abzubringen. Er gibt sich als ihr Anführer aus, aber nicht als sein Vater zu erkennen, denn das würde seine Geschichte unglaubwürdig machen. Dem hitzköpfigen Mann redet er gut zu, nicht allzu schlecht von seinem Vater zu denken, den er als Franken im normannischen Heer kennenlernte.

Während er sich mit Ordamante auseinandersetzt, hat Osvino die Bewachung des Kindkönigs kurz unterbrochen. Während sie miteinander diskutieren, drängt Lärm vom Palast zu ihnen herüber. Die beiden entnehmen der Situation, dass Terigi ermordet wurde.

Osvino glaubt, dass Ordamante ihn absichtlich von seiner Aufgabe, den Thronfolger zu schützen, ablenken wollte und geht mit seinem Schwert auf ihn los. Die Lage spitzt sich zu, so dass Ornamente den Zeitpunkt für gekommen sieht, sich als sein Vater zu offenbaren.

Fränkische Soldaten erscheinen. Ordamante gelingt die Flucht, Osvino sieht dazu keine Veranlassung und entgeht seiner Festnahme nicht. Tebaldo spinnt seine Intrigen. Er wirft ihm vor, mit einem Fremden diskutiert zu haben. Wahrscheinlich hat er gemeinsame Sache mit den Normannen gemacht, um den jungen König ermorden zu ermorden.

Osvino kann nicht bestreiten, seinen Posten verlassen und mit einem verdächtigen Fremden geredet zu haben. Bertas Kummer ist groß.

Dritter Akt

Vierte Szene:

Osvino wird in einem unterirdischen Kerker gefangen gehalten. Fürst Tebaldo gibt seine Zustimmung, dass Ordamante den Gefangenen besuchen darf. Sobald Vater und Sohn unter vier Augen sind, tauschen sie sich aus. Seine Loyalität zum Vater und seine Empfindungen seien sehr differenziert.

Ordamante beteuert, seine Verbrüderung mit Tebaldo habe wenig Gewicht. Der hinterhältiger Verbündeter dürfe gern den fränkischen Thron besteigen. Er werde ihn alsbald wieder davon entfernen. Seine wahre Sorge gelte Osvino, den er von Herzen liebt.

Ordamante will aufbrechen, um Osvinos Freilassung zu bewirken, doch diesen Dienst weist der junge Idealist wütend von sich. Seine Verblendung geht so weit, dass er lieber sterben möchte, als sich der Gnade eines Vaters auzuliefern, den er für einen Verräter hält.

Ordamante versucht dem Knaben zu erklären, dass sie beide gleichermaßen das Opfer von Osvinos sogenannter Mutter seien. Da er die Hintergründe nicht sogleich kapiert, macht Ordamante kurzen Prozess und schleppt ihn einfach mit sich fort.

Fünfte Szene:

Im Ratssaal berichtet Tebaldo den versammelten Rittern von Osvinos Flucht. Odone sei der Komplize gewesen, ein Brief von ihm mit seiner Handschrift habe Odone fahrlässig auf der Flucht fallen gelassen. Sollte das Schreiben echt sein, hätte Odone versucht, sich des Thrones zu bemächtigen.

Tebaldo kann seine Behauptung nicht lange aufrecht halten, denn Osvino erscheint und ist bereit, freiwillig in die Gefangenschaft zurückkehren zu wollen. Der Brief sei eine Fälschung und nie in seinen Besitz gelangt. Geschrieben habe ihn jemand, der Odones Tod wünscht.

Unter diesem Druck muss Tebaldo zugeben, dass Odone nicht als Schreiber infrage kommt. Berta, die als Fürsprecherin Osvinos auftaucht, gibt zu bedenken, dass der junge Mann eventuell doch keine Schuld hat. Als selbst das Einschreiten der Königin den Verdachtsmoment nicht neutralisieren kann, will sich ihm gerade ihren Sohn zu erkennen geben. Da trifft wie ein Blitz die Nachricht ein, dass die Normannen in Paris eingefallen sind.

Odone, Ebbone und alle fränkischen Ritter lechzen nach Blut und wollen sich sogleich in die Schlacht stürzen. Der Heißsporn Osvino stellt sich an ihre Spitze und bittet zum Beweis seiner Unschuld sein Blut für das Vaterland vergießen zu dürfen.

Vierter Akt

Sechste Szene:

Ganz aus der Schlacht zurückgezogen hat sich Ordamante. Er fühlt sich kampfuntauglich, denn in jedem Gegner sieht er seinen Sohn. Im Gebet versunken trifft er Berta an. Sie betrog ihn nie aus freiem Willen, sondern wurde wie er zum Opfer der Umstände. Nun ist er mit ihr versöhnt.

Den Franken gelingt es unter der Führung von Odone und Osvino die Normannen in die Flucht zu schlagen, doch erst nachdem der verräterische Tebaldo dem Osvino eine tödliche Wunde beigebracht hat.

Sterbend wird der junge Mann in den Palast getragen. Berta kann ihm zuflüstern, dass sie seine Mutter sei. Ordamante bedauert, dass er sich einst von den Franken losgesagt hat.


***
2014 musirony – Engelbert Hellen

 

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