musirony - Margherita d'Anjou
 

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Schöne Oper - selten gehört



Giacomo Meyerbeer [1791-1864]

Margherita d'Anjou

Margarethe von Anjou


 

Melodramma semiseria in zwei Akten

italienisch gesungen

Libretto von Felice Romani
nach der Vorlage von René Charles Guilbert de Pixérécourt


Uraufführung am 14. November 1820 in Mailand, Teatro alla Scala

Erste Aufführung in französischer Sprache in der Übersetzung von
Thomas Sauvage
am 11. März 1826 am Théâtre l'Odéon Paris


Dauer: etwa drei Stunden



Charaktere:

Margherita d'Anjou, Witwe Heinrich VI. von England (Koloratursopran)
Eduard, ihr fünfjähriger Sohn (stumme Rolle)
Der Herzog von Lavarenne
(Tenor)
Isaura, seine Ehefrau, verkleidet als Eugenio (Mezzosopran)
Richard, Herzog von Glocester (Bass)
Carlo Belmonte, ein verbannter Feldherr (Bass-Bariton)
Michele Gamautte, Arzt im Gefolge Isauras (Bass)
Bellapunta, Offizier in der Gefolgschaft der Queen
Orner, Offizier in der Gefolgschaft der Queen
Highlander, englische und französische Soldaten

Die Handlung spielt in Schottland Mitte des 15. Jahrhunderts


                                     Margherita d'Anjou

                                    


INHALTSANGABE

Ouvertüre

Erster Akt

1

Zwischen den beiden Häusern Lancaster und York wütet der Rosenkrieg. Es handelt sich hierbei nicht  um einen Streit um schöne Gartenanlagen, sondern zwei englische Adelsgeschlechter zanken um den ersten Platz im Lande und jedes der beiden Häuser begehrt die Regierungsgewalt.

Margheritas Gatte ist als Gefangener im Tower auf schaurige Weise ums Leben gekommen – im mittelalterlichen England  durchaus üblich – und als Witwe Heinrich VI. befindet sie sich nun in Zugzwang, den Streit auf militärischer Basis weiterzuführen. Hierzu begibt sie sich ins Feldlager und wartet sehnsüchtig auf die Ankunft des Herzogs von Lavarenne. Ihm gehört ihr Herz und von ihm erwartet sie, dass er die militärische Führung übernimmt, denn sie selbst ist nur eine schwache Frau und besitzt nicht das Talent einer Giovanna d'Arco.

Lustig geht es im Lager zu, denn Würfelbecher und Trinkbecher machen die Runde. Die beiden Generäle Orner und Bellapunta stoßen auf ihre Königin an. Margherita ist im Feldlager sehr beliebt, weiß die Loyalität ihrer Leute zu schätzen und macht ihnen fleißig Versprechungen. Sie sagt: „Miei fedeli, queste prove di sincero e saldo amor sono impresse nel mio core. – Meine loyalen Untertanen! Die Beweise von eurer herzlichen und standhaften Liebe hat mein Herz beeindruckt. Ich werde sie nie vergessen. Sobald infolge meiner Siege meine Hand alle Zuwendungen reguliert hat, werde ich eines Tages meine tiefe Dankbarkeit für eure Gefolgschaft demonstrieren.“

2

Ein Spion des Herzogs von Glocester taucht auf und mischt sich unerkannt unter die Krieger. Es ist Carlo Belmonte, ein ehemaliger General Margheritas, der von ihr in die Verbannung geschickt wurde und danach die Seiten gewechselt hat. Jetzt kämpft er zu Gunsten  von Richard III. hat aber kein vernünftiges Konzept für seine Spionagetätigkeit im gegnerischen Lager. Ganz richtig, es handelt sich bei Richard um diejenige Giftkröte, welche Shakespeare in seinem gleichnamigen Drama beschrieb.

3

Endlich kommt der ersehnte Herzog aus der Normandie – fröhliche Militärmusik kündigt ihn an. Auf halbem Weg geht die Königin ihm entgegen. Großspurig verkündet er den Soldaten, dass man am folgenden Tage das Heerlager Richards angreifen werde. Natürlich wird man die Schlacht gewinnen. Wieso sollte es anders sein?

Was Margherita nicht weiß ist der Tatbestand, dass der Herzog von Lavarenne bereits verheiratet ist. Isaura heißt seine Frau und in Verkleidung stellt sie sich dem Publikum als Eugenio vor. Sie befindet sich in Begleitung des zwielichtigen Arztes Michele, der von ihrer Verkleidung weiß. Isaura wiederum ist von der Liebe ihres Gemahls zur Königin informiert. Es scheint ihr aber nichts auszumachen, denn sie trällert fröhlich von ihren liebevollen Empfindungen für ihren Gemahl, was Michele sehr belustigt. Sie singt: „Ah tu non sai com' io l'adoro, come inpresso io l'ho nel core... – Ah, du weißt nicht wie ich ihn vergöttere, es ist als ob er in mein Herz eingraviert wäre....“

Margherita ahnt nicht, wer der lustige Jüngling in Wirklichkeit ist. Ihr kleiner Sohn fasst sofort Zutrauen zu dem Fremden und Margherita ist froh, im Lager für ihn eine Bezugsperson gefunden zu haben. Das Trällern vergeht Isaura allerdings, wenn sie daran denkt, dass der Gemahl am nächsten Tag in die Schlacht ziehen wird.

4

Lavarenne hat sich entschieden, die Königin zu informieren, dass er bereits heimlich verheiratet ist. Den zugeklebten Brief gibt er Isaura, damit diese ihn der Königin überreicht, falls er wider Erwarten aus der Schlacht nicht zurückkehren sollte.

Trompeten künden die Ankunft von Soldaten vor dem Lager an. Lavarenne versichert Margherita, dass es sich um die Hilfstruppen des Herzogs von Somerset handelt, die er alarmiert habe. Ein fataler Irrtum, denn es sind Söldner Richards, die der Spion Carlo Belmonte herbeordert hat.

In Unkenntnis der Situation lobt Margherita ihren Herzog für seinen Mut und stellt den Versammelten ihren Sohn Edward als Thronerben vor. Alle jubeln dem künftigen König zu.

SZENENWECHSEL

5

Die britischen Inseln beherbergen nicht nur Engländer sondern auch Schotten, in der Oper als Highlander betitelt. Diese hat Carlo unter seine Kontrolle gebracht und erteilt ihnen Weisungen. Die Schlacht ist natürlich mangels militärischer Erfahrung ihrer Führungskräfte verloren gegangen und das Feldlager der Lancasters hat sich aufgelöst. Lavarenne und die Königin irren getrennt voneinander im dunklen Wald umher und versuchen, ihre Situation zu begreifen. Der Arzt Michele wurde von den Gegnern gefasst und muss nun die Highlander medizinisch behandeln.

6

Zitto, zitto... la Regina sola errante s'avvicina. – Husch, Husch, die Königin wandert allein in der Nähe. Wir werden warten und uns unter diesen Felsen verstecken, bis sie vorbeikommt. Dann werden wir sie angreifen und ausrauben und anschließend in den Fluss werfen.“ Schauriges haben die Highlander mit der Königin von England im Sinn. Aus dem Hinterhalt soll sie überfallen werden, aber aus alter Anhänglichkeit wird sie von Carlo vor dem Tode bewahrt. Bitter bereut er seinen Verrat und fordert die Highländer auf, sich in Zukunft auf die Seite der Königin zuschlagen. Die Feinde werden in die falsche Richtung gelockt und Margherita von Gertrud als Bäuerin eingekleidet. Carlo besitzt im Wald ein Häuschen und in diesem darf die Königin ihm das Essen kochen. Was tut man nicht alles, wenn die Not es gebietet!

7

Trompeten künden, dass das Heer Glocesters sich gesammelt hat, dieser einen Angriff vorbereitet und näher kommt. Die Anwesenden flehen, dass der Himmel sie vor dem bösen Richard beschützen möge. Obwohl die Situation ernst ist und alle beten, will die Belustigung aus den Mienen der Opernbesucher nicht weichen.

Zweiter Akt

8

Glocester schimpft mit seinen Soldaten, weil Margherita noch nicht gefasst ist. Wütend befiehlt er, den Wald niederzubrennen. Carlo, welcher der Königin erneut seine Treue versichert hat, täuscht Richard über ihren wahren Aufenthalt hinweg.

9

Che bell'alba! Che bel giorno!... – Welch lieblicher Morgen, Welch schöner Tag! Wie prächtig scheint der Himmel Alle Dinge in der Natur sind heiter. Eine Brise liebkost die Blumen. Kleine Lämmer hüpfen über sie hinweg.“ In ihrem Häuschen wird Margherita von Isaura aufgespürt, die ihr - wie befohlen - das Briefchen überreicht. Margherita nimmt den Inhalt zur Kenntnis und ist bestürzt über das Doppelspiel des geliebten Mannes. Sie sieht ihr Glück entschwinden und ringt sich zum Verzicht auf Lavarenne durch.

10

Lavarenne lebt und spürt, dass er sich zwischen den beiden Frauen entscheiden muss. Als Vasall wird er Margherita die Treue halten, aber als Gatte wird er zu seiner kleinen Frau zurückkehren. Der Opernbesucher sieht die Entwicklung der Situation in die richtige Richtung mit Genugtuung.

11

Richard ist ebenfalls planlos im Wald herumgelaufen und findet die Hütte, in der Margherita sich versteckt hält. Micheles Versuch, sie als seine Frau vorzustellen, scheitert, denn auf diplomatischem Parkett hat Richard die Königin schon einmal zu Gesicht bekommen und erkennt sie wieder. Genau im richtigen Moment rückt Lavarenne mit einem Trupp französischer Söldner an. Richard will den kleinen Edward mit dem Schwert töten, doch fasst Margherita den zornigen Herzog energisch am Ärmel und hält ihn vor der aberwitziger Tat zurück. Inzwischen hat Michele ein paar bärbeißige Highlander mobilisiert, die Richard entwaffnen und ihm den Weg aus dem Wald zeigen.

12

Das Happyend: Fast hätten wir es vergessen. Der Herzog entschuldigt sich bei seiner Frau für sein eheliches Fehlverhalten und Margherita d'Anjou erklärt großzügig ihren Verzicht auf den Herzog von Lavrenne. In Gönnerlaune, wie es sich für Monarchen geziemt, führt sie die Eheleute stilvoll wieder zusammen.-

Demjenigen, der mehr über die rote und die weiße Rose erfahren möchte, sei angedeutet: „Schlag nach bei Shakespeare.“


***
März 2010 musirony - Engelbert Hellen

 


 

 

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