Schöne Oper – selten gehört
Vincent d'Indy [1851 -1931]
Fervaal
Lyrisches Drama in drei Akten und einem Vorspiel
französisch gesungen
entstanden 1889-1895, op. 40
Libretto vom Komponisten
nach einem Gedicht von Esaïas Tegnér
Uraufgeführt am 12. März 1897 in Brüssel, Théâtre de la Monnaie
Charaktere
Fervaal, Anführer der Kelten (Tenor)
Arfagard, Hohepriester der Druiden (Bariton)
Guilhen, eine sarazenische Fürstin (Sopran)
Kaito, eine Seherin (Mezzosopran)
Moussah, Guilhens Diener (Bariton)
Ferner: Hauptleute, Schäfer, Boten, Diener, Banditen, Kelten, Sarazenen
und mystische Stimmen
Das Geschehen spielt zu Zeiten der maurischen Invasion
Keltische Bärengöttin
HANDLUNG
PROLOG
Die Kelten beherrschten im fünften Jahrhundert das Tal der Cevennen. Fervaal, Feldherr der Gallier und Sohn eines keltischen Königs, sieht sich der Aufgabe gegenüber, den heiligen Berg Cravann vor dem Zugriff der Sarazenen zu verteidigen. Der Sieg wird ihm aber nur gelingen, wenn er auf jede irdische Liebe verzichtet, kündet der Spruch des Hohepriesters Arfagard.
Erster Akt:
Die Übung funktioniert nicht, denn das Heißblut unterliegt dem Zauber der sarazenischen Fürstin Guilhen, die ihn mit ihrem Liebreiz behext hat. Sein Heer wird besiegt und er legt sich kampfunfähig auf das Schlachtfeld. Auch im Herzen von Guilhen ist die Liebe erwacht und im Einverständnis mit ihrem Vater, dem Emir, sammelt sie den Exoten ein, um ihn in ihrem Palast gesund zu pflegen.
Zweiter Akt:
Arfagard gefällt die Entwicklung der Situation überhaupt nicht. Der Hohepriester fordert den Königssohn auf, seiner Liebe zu entsagen und seine Aufgabe korrekt zu erledigen. Er sucht Unterstützung und berät sich mit der Seherin Kaito. Die Neunmalkluge stellt klar: Wenn der Eid verletzt wurde und die alten Gesetze gebrochen sind, ist Schluss mit den militärischen Erfolgen. Schande wird sich einstellen und der Tod wird reiche Ernte halten, denn Keuschheit geht über Alles.
Dritter Akt:
Fervaal trägt der Situation Rechnung und fordert den geistlichen Führer Arfagard mutig auf, ihn ob seines Ungehorsams zu töten, damit seine Seele endlich Ruhe gibt. Arfagard weigert sich fürsorglich, weil er danach keinen tüchtigen Feldherrn mehr hat. Doch Fervaal bleibt störrisch und lehnt es ab, seiner Liebe zu entsagen. Es kommt zu einem Gemetzel zwischen Sarazenen und Kelten, gemäß der Voraussicht Kaitos. Um sich durchzusetzen, müssen die Liebenden die Flucht ins Gebirge antreten. In der Nacht wird es lausig kalt und Guilhen erfriert. Unser Held legt sich die Gefrorene über die Schulter, besteigt den heiligen Berg, um den ersten Strahlen der Morgensonne entgegen zu gehen. Seine Erwartungen, dass die Geliebte noch einmal auftaut, erfüllen sich nicht.
Anmerkungen:
Die Anlehnung an Wagners 'Parsifal' ist unverkennbar. Man hat diesen Sündenfall dem Franzosen nachgetragen und der Opernfreund hofft seit langem, dass das lohnenswerte Werk, der erste große Bühnenerfolg d'Indys, neu belebt wird.
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2011 musirony - Engelbert Hellen