Schöne Oper – selten gehört
(Die erste Leonora)
Ferdinando Paër (1771-1839)
Leonora
ossia L'Amor conjugale
Oper in zwei Akten
Libretto vermutlich von Friedrich Rochlitz und Giacomo Cinti
nach einer Vorlage von Nicolas Bouilly
italienisch gesungen
Uraufführung am 3.Oktober 1804 in Dresden
Die Titelpartie sang Francesca Riccardi-Paër
Charaktere:
Leonora unter dem Namen Fidele – Sopran
Florestano – Tenor
Marcellina - Sopran
Pizarro - Tenor
Rocco - Bass
Don Fernando – Tenor
Giacchinto – Bass
sowie Gefangene, Wachen, Soldaten, Gefolge des Ministers
Die Handlung spielt Ende des 18. Jahrhunderts in einem Staatsgefängnis bei Sevilla.
Ferdinando Paer
Dokumentation:
LABEL Decca 1979 / London-Reccords
Bavarian S.O. Unter Peter Maag
Gesangssolisten; Koszut, Jerusalem, Gruberova, Orth, van Kesteren, Tedeo, Brendel
HANDLUNG
Erster Akt:
In die Ränke seiner Politik hat Florestano unklugerweise versucht, sich einzumischen. Dafür hat der Provinzgouverneur Pizarro ihn ins Gefängnis gesteckt, in dem er nun schon seit zwei Jahren ausharrt.
Obwohl die meisten seiner Freunde den spurlos Verschwundenen bereits für tot halten, ist seine Gattin Leonora der Ansicht, dass er noch am Leben ist und lediglich gefangen gehalten wird. Eine blasse Ahnung davon, in welchem Gefängnis Florestano wohl seine könnte, hat sie. Sie nennt sich zukünftig Fidele und verkleidet sich als Mann, um sich beim Kerkermeister des Gefängnisses, in dem sie Florestano vermutet, als Gehilfe zu bewerben. Sie hat Glück, dass Rokko sich geneigt zeigt, sie anzustellen. Flugs verliebt Roccos Tochter in den sympathischen jungen Mann und Marcellina gibt ihrem bisherigen Verehrer den Laufpass.
Leonora, nun Fidele gerufen, macht sich unablässig nützlich, um Roccos Gunst nicht zu verlieren. Der Gefängnisaufseher sieht den zukünftigen Schwiegersohn in ihm und erlaubt ihm, ihn bei der Versorgung auch der politischen Gegangenen zu begleiten.
Unter diesen befindet sich einer, dessen Namen Rokko nicht kennt, von dem er aber vermutet, dass er dazu verurteilt ist, den Hungertod zu erleiden.
Aus der Post, die bei ihm eingeht, erfährt Pizarro dass der Minister bereits weiß, dass er unerlaubt Personen in Haft hält.
Ganz besonders hat er den Zorn Don Fernandos zu befürchten, weil auch Florestano, mit dem dieser befreundet ist sich unter den Verhafteten befindet, Deshalb beschließt er, den Unsliebsamen aus dem Weg zu räumen. Anstatt sich damit zu beeilen, postiert Pizarro einen Trompeter, der Signal geben soll, sobald das Gefährt des Ministers anrückt.
Zweiter Akt:
Erschöpft ist Florestano zu Boden gesunken, als Rokko und Leonora das Gefängnis betreten. Den Bewusstlosen entdeckt Leonora, kann aber wegen der herrschenden Dunkelheit seine Physiognomie nicht erkennen. Leonora hilft ihm dabei, als Rokko versucht, einen halb verschütteten Brunnen freizuschaufeln, in welchem Florestano sein Grab finden soll. Den Gatten erkennt Leonora an der Stimme, als er um einen Schluck Wasser bittet.
Ein Maskierter tritt ein und will Florestano töten. Leonora wirft sich dazwischen, um seine Absicht zu vereiteln und bittet Rokko dabei um Unterstützung. Nun erkennen sie, dass der Maskierte Pizarro ist, welcher Rokko befiehlt, Leonora von Florestano zu trennen. Leonora zieht eine Pistole, die Pizarro aber nicht ernst nimmt, sondern mit gesteigerter Wut auf den durch die Haftbedingungen geschwächten Floristano mit dem Dolch eindringt.
Doch im Moment höchster Bedrängnis ertönt das Signal des Trompeters und kündet die Ankunft des Ministers an. Eilfertig rennen Pizarro und Rokko davon, um den Besucher protokollgemäß zu empfangen und schließen hinter sich die Kerkertür.
Unerwartet erscheint plötzlich Marcelllina auf der Suche nach ihrem geliebten Fidele. Sie veranlasst sofort Don Fernando zu holen. Nach bangen Minuten des Wartens erscheint dieser mit seinem Gefolge. Er erkennt in dem Gefangenen seinen alten Freund Florestano und gibt Befehl, ihn sofort von seinen Fesseln zu befreien und diese Pizarro anzulegen. Rokko kann sich herausreden, dass er nur auf Befehl gehandelt habe und schildert glaubwürdig seine Zwangslage, weshalb er den Befehlen Pizarros gefolgt sei.
Marcellina ist natürlich enttäuscht, dass Fidele weiblicher Natur ist. Leonora verspricht ihr auch eine schöne Aussteuer, falls sie ihre alte Liebe zu Giacchino wieder aufwärmen sollte.
Anmerkung
Die Urfassung der Beethofen-Leonore hatte ihre Premiere erst am 20.November 1805 in Wien.
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2014 musirony - Engelbert Hellen