Schöne Oper – selten gehört
Pierre-Louis Dietsch [1808-1865]
Das Geisterschiff
Le Vaisseau fantôme -
ou le maudit des mers
Opéra fantastique in zwei Akten
französisch gesungen
Libretto von Paul Foucher und Henri Révoil
nach Libretto-Skizzen zu Richard Wagners „Der fliegende Holländer“
Uraufführung am 9. November 1842 in der Pariser Oper
Dauer: Ca.110min
Charaktere:
Toil, untoter Kapitän
Barlow, ein reicher Händler auf Shetland
Minna, dessen Tochter
Magnus, ihr Verlobter
Eric
Scriften
Ort und Zeit der Handlung: Shetland um 1800
HANDLUNG
Erster Akt:
Einst wollte Kapitän Troil ein Kap umsegeln, welches Sterblichen verboten ist, darum wurde er verdammt, auf den Meeren herumzuirren, bis er eine Frau findet, die ihm die Treue bis in den Tod zu halten bereit ist. Nur alle sieben Jahre darf er an Land gehen, um sein Glück zu versuchen.
Minna, die Tochter des reichen Händlers Barlow, singt auf einem Fest im Dorf für alle die Ballade vom Geisterschiff. Sie ist voll unbeschwerter Freude, denn sie steht kurz davor, ihren Jugendfreund Magnus zu heiraten und beide brauchen nur noch den Segen ihres Vaters, dessen Rückkehr von einer Geschäftsreise unmittelbar bevorsteht.
Barlow kommt hinzu. Sein Schiff ist bei einem Sturm fast gekentert und er ist dem Tod nur knapp entgangen. Glücklicherweise ist der Kapitän eines fremden Schiffes ihm zur Hilfe gekommen. Zum Dank hat er diesem die Hand seiner Tochter versprochen. Besagter Seemann ist kein anderer als Troil, der Verdammte der Meere, der sich hinter dem schwedische Namen Waldemar verbirgt. Minna zögert, das Versprechen ihres Vaters einzulösen, doch schließlich fügt sie sich. Magnus verzichtet auf seine Verlobte, und die Heirat wird beschlossen. Troil nimmt die Rolle des Verführers an und fragt Minna, ob sie ihm bis in den Tod folgen würde. Sie ist bereit.
Zweiter Akt:
Magnus, der auf einen Wink des Himmels Priester geworden ist, bereitet sich darauf vor, Minna und Troil zu verheiraten. Doch er erkennt den Verdammten der Meere an der Wunde an seiner Hand, die sich nicht schließt. Als der Verdammte merkt, dass er entdeckt ist und ausgestoßen werden soll, ruft er die Mächte der Hölle zur Hilfe. Aber Minna ist so sehr fasziniert von der Geschichte des Geisterschiffs, dass sie ihrem Bräutigam versichert, seinen Fluch zu lösen. Sie besteigt, von Troil gefolgt, einen Felsen und wirft sich ins Meer. Das Geisterschiff versinkt sogleich mit ungeheurem Lärm. Im gleichen Augenblick zerteilen sich die Wolken und man sieht in einer leuchtenden Apotheose Minna, die den Verdammten vor den Thron Gottes geleitet, um Vergebung für ihn zu erlangen.
© 2013 musirony – Raphael Lübbers
Pierre-Louis Dietsch
Anmerkungen:
Richard Wagner hatte seinen Fliegenden Holländer zunächst dem Direktor der Pariser Oper angeboten. Dieser stellte ihm die Möglichkeit einer Aufführung spätestens in sieben Jahren in Aussicht. Da der Meister sofort Geld benötigte, wollte er so lange aber nicht warten und stellte gegen ein geringes Entgelt den Prosaentwurf zur freien Verfügung.
Pierre-Louis Dietsch und seine beiden Librettisten machten sich begierig ans Werk, und entwarfen ein Libretto nach Gutdünken in französischer Sprache. So entstand die Oper „Le Vaisseau fantôme ou le maudit des mers“ und wurde von der Pariser Oper akzeptiert
Später tat Richard Wagner diese Entscheidung Leid machte sich selbst an die Arbeit und schuf sein Meisterwerk. Die eigenwillige französische Fassung wurde in heutiger Zeit von der Deutschen Oper Berlin aufgegriffen und einem neugierigen Publikum vorgestellt.
(Red. E.Hellen)