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Schöne Oper – selten gehört
Giacomo Meyerbeer [1791-1864]
Alimelek
oder Wirt und Gast
Oper in zwei Akten
nach einem Märchen aus Tausendundeine Nacht
Libretto von Johann Gottfried Wohlbrück
Uraufführung am 6. Januar 1813 am Hoftheater in Stuttgart
revidiert am 20. Oktober 1814 am Kärntnertortheater in Wien,
und 1815 in Prag unter dem Titel "Alimelek"
Charaktere:
Harun al Raschid, Kalif von Bagdad – Bass
Giafar, sein Vertrauter – Tenor
Irene, Nichte des Kalifen – Sopran
Alimelek, ihr Geliebter – Tenor
Ibrahim, dessen Haushofmeister – Tenor
Anführer der Wachen – Bass
Ferner: Imame, Wachen, Hofstaat, Odalisken, Sklaven
und 12 Zechkumpane
Das Geschehen spielt in Bagdad
HANDLUNG
Erster Akt: Ein prächtiger Wohnraum im Haus von Alimelek
Alimelek ist ein wohlhabender junger Mann und besitzt in Bagdad ein prächtiges Haus. Er hat viele Freunde, die nicht von ihm lassen wollen, weil sie es gewohnt sind, bei ihm zu zechen und mit Geschenken versorgt zu werden. Das soll nun aber aufhören, denn der Spender will sich nun ein Weib nehmen. Sein Hausverwalter Ibrahim hat Mühe, die Eindinglinge auf Dauer zu entfernen.
Es war Liebe auf den ersten Blick, als Irene ihre Augen aufschlug und ihren Retter aus Lebensgefahr erblickte. Ihr Vergnügungsboot war gekentert und während die anderen ertranken, setzte der Jüngling – zufällig in der Nähe – sein Leben ein, um das Mädchen unbeschadet ans Ufer zu bringen. Als nahe Verwandte des Kalifen wohnt das Mädchen im Palast des Herrschers, plant aber zu fliehen, weil sie gegen ihren Willen den Prinzen Selim heiraten soll. Ihr neues Versteck muss geheim bleiben und begründet Alimeleks Notwendigkeit, die alten Zechkumpane zu entfernen und sich neue Freunde zu suchen, weil die Lebensumstände sich geändert haben.
Der Kalif lässt in der ganzen Stadt nach seiner Nichte suchen, denn man hat ihm erzählt, dass sie von unbekannter Hand gerettet wurde. Der Leser, der die Geschichten aus Tausendundeine Nacht kennt, weiß, dass es eine Gepflogenheit Harun al Raschids ist, sich mit seinem Wesir unerkannt unter das Volk zu mischen, um die Stimmung seiner Untertanen zu erkunden. Diesmal gibt es einen konkreten Grund, nämlich den, etwas über den Verbleib seiner geliebten Schutzbefohlenen zu erfahren. Das Schicksal meint es gut, denn Harun al Raschid und sein Vertrautet Giafar werden von Alimelek unterwegs eingesammelt und zu sich in nach Hause mitgenommen. Während Irene zuvor züchtig entschwunden ist, kommen Gast und Wirt miteinander in Gespräch. Die beiden Ankömmlinge haben sich verkleidet und geben sich als Arzt und Magier aus.
Sie erkundigen sich nach dem Befinden des Hausherrn und wollen gern wissen, wie die Regentschaft des Kalifen auf sie wirkt. Harun al Raschid ist überrascht, einen vollkommenen zufriedenen Menschen vorzufinden, der die Politik des Herrschers in den höchsten Tönen lobt. Ob er nicht doch einen Wunsch habe, den nur der Kalif ihm erfüllen könnte, will der als Arzt verkleidete Harun wissen. Er möge doch bitte den Imamen in der nahen Moschee einmal einen Denkzettel verpassen, weil ihre Reden überzogen und unpassend auf ihn wirken, antwortet der Angesprochene. Der Magier sagt zu, entsprechenden Zauber wirken zu lassen.
Alimelek bietet seinen Gästen Wein an und schon bald ist die Gesellschaft angeheitert, und vom Hausherrn angestimmt erklingt ein Trinklied. Unvorsichtig lässt er eine Bemerkung fallen, die auf die Anwesenheit von Irene schließen lässt. Giafar mischt auf Befehl des Kalifen unbemerkt einen Schlaftrunk in den Wein des Hausherrn, denn Harun möchte diesen in seinen Palast schaffen lassen. Er hat ein Spielchen mit ihm vor, bei welchem Alimelek den Kalifen selbst darstellen soll. Bevor das Pülverchen nun seine Wirkung tut, bitten die beiden Gäste noch darum, dass der Hausherr ihnen seine Frau vorstellt, die er so leidenschaftlich besungen hat. Alimelek kennt keinen Argwohn und fordert seine Frau auf, die Gäste zu begrüßen, bevor er endgültig dem Schlaftrunk verfällt.
Irene erkennt ihren Onkel sofort, der ihr nun heftige Vorwürfe macht. Weshalb hat sie ihn über ihren Verbleib im Unklaren gelassen? Irene erzählt die Geschichte ihrer Rettung und ihrer Liebe zu Alimelek. Der Kalif ist sich nicht schlüssig, wie er ihrer Rücksichtslosigkeit begegnen soll. Den Eingeschlummerten lässt der Kalif wegtragen und Irene muss sofort mit nach Hause kommen. Ibrahim bietet stellvertretend für seinen Herrn sein Leben an, hat aber mit seiner Bitte keinen Erfolg. Irene weiß nicht, wie ihr zumute ist. Doch Giafar ahnt, dass die Härte nur gespielt ist und die liebevolle Seite beim Kalifen schließlich die Oberhand gewinnen wird.
Zweiter Akt: Der Thronsaal im Palast des Kalifen
Der Kalif muss sich erst noch entscheiden, wie er mit dem Entführten und der Ausreißerin verfahren wird. Er entschließt sich aber dann, seinen ursprünglichen Plan zunächst weiterzuverfolgen. Eine kurze Zeit soll der überraschte Alimelek den Kalifen spielen, den Harun selbst in der Rolle des Wesirs steuern wird. Alimelek lässt sich auf seine Rolle ein, weil er selbst neugierig ist, wie gewandt er seine Macht ausüben wird. Der Hofstaat, einige gedungene Bittsteller und Irene treten auf, um die Handlung anzuschieben.
Als erstes lässt Alimelek seiner alten Mutter aus der Staatskasse einen größeren Betrag auszahlen. Dann befiehlt er, die Imame, deren Verhalten er störend findet, mit einer Prügelstrafe zu bedenken. Irene hat sich als Dienerin zu verkleiden und muss um eine Heiratserlaubnis nachsuchen. Unter dem drohenden Blick des Kalifen hält sie ihre Rolle durch und verleugnet den Geliebten mit Nachdruck, der sie allerdings erkannt hat. Der Hilfskalif verweigert die Heiratserlaubnis mit dem Hinweis, dass Irene schon einem Alimelek versprochen sei. Das Mädchen läuft irritiert davon und lässt auch Alimelek verstört zurück.
Eine begrenzte Anzahl von Audienzsuchenden kündigt sich an, die alle eine Klage vorzubringen haben. Alimelek spricht Recht und regelt die Situation in seinem Sinn, wobei er ausgiebig die Staatskasse plündert. Harun al Raschid ist verblüfft, wie gewandt der Kalif auf Probe mit den Situationen fertig wird und macht dem Spiel ein Ende, indem er Giafar anweist, erneut ein Pülverchen in den Wein zu geben, damit der Spaß nicht unnötig teuer wird.
Die empörten Imame beschweren sich zuvor noch über ihre Bestrafung. welche Alimelek mit einer Strafverschärfung quittiert, indem er die Beschwerdeführer aus der Stadt treiben lässt. Der echte Kalif ist nun wieder im Amt und lässt seinen Stellvertreter in den Kerker werfen, nachdem dieser aus seiner Scheinwelt erwacht ist.
Irene möchte lieber sterben, als einen unbeliebten Mann heiraten und klagt dem Kalifen von ihrer unüberwindlichen Abneigung gegen Prinz Selim.
SZENENWECHSEL
Diesmal hat Giafar sich als Kerkermeister verkleiden müssen. Alimelek glaubt einer Revolte zum Opfer gefallen zu sein. Der Gefangene erkennt ihn jedoch wieder und erinnert sich, dass er ihn als Magier in seinem Haus bewirtet hat. Als der Kalif hinzutritt und sich zu erkennen gibt, geht dem Getäuschten ein Licht auf. Der Herrscher stellt den Gefangenen vor die Wahl, dass er Irene nur retten kann, wenn er auf sie verzichtet und zustimmt, dass sie einen einfachen Beduinen zum Mann nimmt. Er selbst soll zugeben, dass er Irene nur entführt habe, um ein Lösegeld zu erpressen. Im Weigerungsfall bezahlt er mit seinem Leben.
Um das Schicksal Irenes besorgt, willigt Alimelek ein und beißt in den sauren Apfel.
Das Finale klingt so aus, dass die Verängstigten zum Schluss in den Thronsaal geführt werden und der Kalif im Sinn aller Anwesenden den Missetätern Verzeihung gewährt. Die Liebenden haben ihre Probe bestanden und es darf getanzt und gejubelt werden.
Anmerkung:
Gustav Weil hat seine Übertragung aus „Tausendundeine Nacht“ mit „Erzählung vom Schlafenden und Wachenden“betitelt. Sie weist aber mit dem Personenregister des Librettisten Johann Gottlieb Wohlbrück kaum noch Ähnlichkeit auf.
Ein Erfolg wurde das Frühwerk Giacomo Meyerbeers nicht und es sank in einen Dornröschenschlaf bis es in neuer Zeit in Bad Urach eine Wiederauferstehung fand. Der gebürtige Deutsche jüdischer Abkunft fand im Anschluss seiner drei Vorstufen zur italienischen Oper, um dann später in Paris mit seinen französischen Hauptwerken zum Weltruhm aufzusteigen.
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2012 musirony Engelbert Hellen
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