Schöne Oper - selten gehört
Ernest Bloch [1880-1959]
Macbeth
Lyrisches Drama in drei Akten,
einem Prolog und sieben Bildern
französisch gesungen
Libretto: Edmond Pfleg
Quelle: William Shakespeare
Uraufführung 1910 an der Opéra-comique, Paris
Dauer 130 Minuten
Personen:
Macbeth, Nachfolger König Duncans
Lady Macbeth
Macduff, Schottischer Adeliger
Lady Macduff
Banquo, Feldherr
Duncan, König von Schottland
Malcolm, sein Sohn
Drei Hexen
Schottische Edle
Die Handlung spielt im 11. Jahrhundert in Schottland
INHALTSANGABE
PROLOG
Die beiden schottischen Feldherren Macbeth und Banquo hatten nach einer siegreichen Schlacht eine Begegnung der besonderen Art. In der Heide treffen sie auf drei Hexen, kommen mit ihnen ins Gespräch und lassen sich die Zukunft weissagen. Die Auskünfte sind verschwommen und geben kein konkretes Bild: Macbeth wird zunächst Herr von Cawdor und eines Tages König von Schottland. Banquo erhält auch eine günstige Auskunft. Selbst wird er nicht König, aber unter seinen Nachkommen werden sich Könige befinden.
König Duncan von Schottland hat Macbeth zum Herrscher von Cawdor ernannt. Macduff übermittelt ihm die freudige Nachricht auf dem Heimweg aus der Schlacht.
"D’ou viens tu?..."
"Oh! Macbeth!..."
"Evanouies!..."
ERSTER AKT:
ERSTES BILD
Lady Macbeth ist ehrgeizig! Als sie durch ihren Gatten von der Prophezeiung vernimmt, hat sie es eilig, Königin zu werden. Hoher Besuch hat sich angekündigt. Es ist König Duncan selbst, der bei seinem Vasallen zu Gast weilen möchte, um ihm zu sagen, dass des Königs Sohn Malcolm eines Tages die Thronfolge antreten wird.
‘Et puis...Elles disparuent...’
‘O vous, ministres du meurtre …'
‘O fìdèle épouse…'
‘Ah ! si la chose une fois faite’…
ZWEIES BILD
Von seiner Lady aufgehetzt und bestärkt durch die Weissagung der Hexen planen die beiden Machtbesessenen den Königsmord. In der Nacht führt der Feldherr den Schwertstreich aus. Die Gemahlin besudelt die vom Festgelage berauschten Wächter mit Blut, um den Verdacht umzuleiten.
Macduff will am Morgen den König wecken und entdeckt den Toten. Sofort durchschaut er den Verrat, nimmt sich der Söhne des Königs an und bringt sie in Sicherheit.
‘Est-ce un poignard’…
‘Les portes sont ouvertes…’
‘Le sommeil innocent’…
‘Frappe, frappe, dit le démon’…
‘La nuit a été farouche’…
ZWEITER AKT:
ERSTES BILD
Macbeth ist nun König und möchte es auch bleiben. Er hat die Zusage der Hexen nicht vergessen, dass sein Mitstreiter über seine Nachkommenschaft eine neue Dynastie begründet wird. Kann er sich dem Schicksal widersetzen? Er lässt Banquo erdolchen, aber sein Sohn Malcolm kann entkommen. In der Schlacht zu kämpfen ist etwas völlig anderes, als seine Freunde heimtückisch umzulegen. Das Gewissen meldet sich und der im Kampf erprobte gerät psychologisch unter Druck. Die Halluzination steigern sich, als bei einem Bankett die Geister der Verstorbenen den Mörder aufsuchen. Die Lady, selbst angeschlagen, versucht die Gäste zu beschwichtigen. Malcolm und Macduff stehen längst nicht mehr auf seiner Seite und der Geängstigte versucht, auch diese aus dem Weg zu räumen.
"Etre roi, n’est rien…"
"Qu’entends-je, Mylords…"
"Voici donc réunie…"
ZWEITES BILD
Macduff ist nach England geflohen, um ein Heer gegen Macbeth aufzustellen. Lady Macduff und sein Sohn beklagen seine Abwesenheit. Doch Macbeth hat Mörder gedungen, welche die Lady und ihren Sohn umbringen. Macduff kommt zu spät und kann nur noch blutige Rache schwören.
"Non, non, il ne devait pas nous quitter…"
"Pauvre petit"
"Ah maman ! J’entends du bruit..."
"Cessez vos cris..."
DITTER AKT:
ERSTES BILD
Macbeth steuert dem Wahnsinn entgegen. Zu groß ist die Last seiner Verbrechen, und er weiß nicht, was die Zukunft bringen wird. Erneut sucht er den Kontakt zu den Hexen, die ihn beruhigen. So ganz klar sehen diese offenbar auch nicht, denn sie erzählen ihm, erst wenn der Wald von Birnam sich auf seine Festung in Bewegung setzen würde, drohe ernsthafte Gefahr.
"La chatte a miaulé"
"Ah! tu ressembles à Banquo…"
ZWEITES BILD
Wahnsinn ist ansteckend. Die Lady hat es voll erwischt. Sie sieht überall Blut, ist auf Sauberkeit bedacht, kann aber die Pfützen mit dem Scheuermittel nicht entfernen. Hierüber verzweifelt sie und haucht ihr Leben aus. Selbstverständlich ist ihr vorher eine Wahnsinnsarie vergönnt.
Macduff hat sein Heer mobil gemacht. Die Krieger haben das Wäldchen von Birnam abgeholzt und tragen die Zweige als Deckungsschutz vor sich her. Die Festung wird gestürmt und Macbeth niedergestochen.
König wird nun Malcolm, der Sohn König Duncans.
"Encore une tache!…"
"Assez de paroles!"
"Monseigneur je voudrais dire…"
Anmerkungen:
Ernest Bloch ging ein großes Wagnis ein, das schottische Schauerdrama zu vertonen, weil die Musikwelt der Ansicht war, dass Giuseppe Verdi sechzig Jahre zuvor zu dem Thema alles gesagt habe. In Sinfonische Dichtungen und Konzertouvertüren wurde das Thema von dem ehrgeizigen Herrscherpaar Paar zuweilen aufgegriffen, aber eine Oper aus dem Sujet zu schaffen, traute sich niemand zu. Zudem war der Blick auf Wagner und nicht auf Shakespeare gerichtet. Nun, der Schweizer Komponist hatte seinen Wohnsitz von Genf nach Paris verlegt und war den vielfältigen musikalischen Strömungen seines Umfeldes ausgesetzt, die befruchtend auf ihn einwirkten. Es gelang Ernest Bloch, noch jung an Jahren, ein Meisterwerk von düsterer Pracht zu schaffen - eine großartige Alternative zu Verdis Frühwerk.
Neben den Chorwerken von Arthur Honegger und Frank Martin ist Ernest Bloch der dritte Schweizer Komponist von Weltgeltung, wenn man den französischen Sprachraum abgrenzt. Das expressionistische Musikdrama „Penthesilea“ eine Kleist-Vertonung von Othmar Schoeck, 15 Jahre später entstanden, gilt ebenfalls als Meilenstein im Musikschaffen Schweizer Komponisten.
In neuerer Zeit hat das Theater in Dortmund sich des Meisterwerkes von Ernest Bloch angenommen und ein hervorragendes Tondokument geschaffen.
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musirony 2007 - Engelbert Hellen