musirony - Le Mage
 

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Zauber der Oper



Jules Massenet [1842-1912]

Le Mage

Der Magier


Oper in fünf Akten

Libretto von Jean de Richpin

Uraufführung am 16. März an der Opéra Paris

Personen:

Zarastra (Tenor), iranischer Feldherr
Anahita (Sopran), Königin von Turan, seine Gefangene
Amrou
(Bariton), der Hohepriester
Varedha (Mezzosopran), seine Tochter
Der König des Iran (Bariton)
und weitere 

Die Handlung spielt im Iran in vorislamischer Zeit




EXPOSÈ

Erster Akt:

Zwischen dem Iran und dem Volk von Turan herrscht unablässig Krieg. Das Glück war diesmal auf Seiten der Perser, denn ihr Feldherr Zarastra hat die Schlacht gewonnen und viele Gefangene gemacht. Noch ist der neue Tag nicht angebrochen, als der Ermüdete hohen Besuch erhält. Der Hohepriester Amrou macht ihm seine Aufwartung und hat seine Tochter Varedha gleich mitgebracht. Diese versieht Dienst im Tempel der Liebesgöttin und ist für den erfolgreichen Feldherrn heiß entflammt. Doch dieser teilt ihre Leidenschaft nicht, denn er gibt seiner schönen Gefangenen den Vorzug. Es ist Königin Anahita, die ihn aber ebenfalls abweist, weil sie an ihrem Volk nicht zur Verräterin werden will.

Der Hohepriester wertet die ablehnende Haltung des Feldherrn als persönliche Missachtung und fleht die Rache der Göttin Devas auf ihn herab. Den Überheblichen kümmert der Missmut der beiden wenig und er muss auch nicht lange warten bis der Widerstand der Königin von Turan schmilzt und sie ihrem Helden in die ausgebreiteten Arme sinkt. 

Zweiter Akt:

Im großen Tempel von Djahi dankt der Feldherr den Göttern für seinen Sieg. Varedha hält sich in der unterirdischen Prunkhalle auf und schmollt. Gern hätte sie als seine Gemahlin an seiner Seite an den Feierlichkeiten teilgenommen. Ihr Vater kommt die Stufen herab, tröstet sie und verspricht, die Angelegenheit in ihrem Sinne zu regeln. Im Moment stehen die Erfolgsaussichten allerdings schlecht, denn der Eroberer plant, die schöne Feindin zu heiraten. Varedha bekommt einen Wutanfall.

SZENENWECHSEL

Auf dem großen Platz von Bahdi findet die Siegesfeier statt. Der König sitzt aus seinem Thron und wird vom Volk gefeiert. Zarastra präsentiert den Schatz, den er geraubt hat. Anahita liegt als kostbarste Beute auf einer luxuriösen Sänfte und ist unfreiwillig Bestandteil des Triumphzugs. Der König bietet seinem erfolgreichen Feldherrn die Hälfte aller erbeuteten Schätze zur privaten Nutzung, doch dieser begehrt nur Anahita zur Gemahlin und will sonst gar nichts. Hören wir seine Arie „Ah! parais! parais, astre de mon ciel“, die seine Sehnsucht ausdrückt, wenn die begehrte Dame einmal nicht in seiner Nähe ist:

„Ach! Zeige dich! Zeige dich, Stern meines Himmels!
Goldene Ameise, deren Honig die Liebe ist!
Lüfte den Schatten dieses Schleiers,
der deine anmutige Stirn verhüllt!
Lüfte den Schatten dieses Schleiers
damit ich allen Augen
dein rosiges Gesicht und deine Blicke,
deine sternenhellen Blicke,
zeigen kann.
Zeige dich! Zeige dich!“ 

Für Amrou ist es nun höchste Zeit, zu handeln. Er versteht es, das Volk gegen Zarastra aufzuhetzen, dem der schwache König nichts entgegenzusetzen weiß. Es kommt schlimm für Zarastra, denn er wird in die Verbannung geschickt.

Dritter Akt:

Zarastra hat sich entschlossen, seine Zukunft als Eremit zu gestalten, um Weisheit zu erlangen und nach dem Sinn des Lebens zu forschen. Als Aufenthalt hat er einen schneebedeckten Gipfel auserkoren, der dem Feuergott geweiht ist. Die Energieströme, die Ahura Mazda aussendet, wirken hier besonders intensiv.

Varedha hat das Objekt ihrer Begierde an heiliger Stätte aufgespürt und bedrängt den Einsiedler erneut mit ihrer unendlichen Liebe. Sie droht, dass ihr Vater einen Aufstand anzetteln und den König stürzen würde, wenn er sich ihr nicht gefügig zeigt. Der Unbeeindruckte fordert sie auf, zu verschwinden und die Heiligkeit des Ortes, welcher der Meditation geweiht ist, zu respektieren. Die Wildnis ist der Platz, an dem er am besten nachdenken kann. Varedha hat nur noch Spott für ihn und lässt ihrem Hassgefühlen freien Lauf.

Vierter Akt:

Nachdem Zarastra das Feld geräumt hat, entschließt der König sich, die schöne Anahita selbst zu ehelichen. Diese ist jedoch nicht geneigt und verweigert die Zustimmung zur Hochzeit. Über ihren Kopf hinweg gibt der König dem Hohepriester Weisung, die sakrale Formel trotzdem auszusprechen. Die heilige Handlung beginnt, kann aber nicht zu Ende geführt werden, weil das Volk von Turan ihre Königin nicht im Stich lässt. Der heilige Tempel von Djahi wird gestürmt und die Stadt in Brand gesetzt. Es geht alles sehr schnell. Weitere Truppen rücken nach und massakrieren die Bevölkerung.

Fünfter Akt:

Zarastra ist zurückgekehrt und findet die zerstörte Stadt. Bei der Suche nach Überlebenden entdeckt er die Leichen des Königs und des Hohepriesters. Eine Fanfare ertönt und Anahita erscheint als Siegerin. Die Liebenden fallen sich nach Zeiten der Enthaltsamkeit voller Sehnsucht in die Arme.

Varedha ist dem Gemetzel entkommen, ruft die Liebesgöttin an und bittet sie, das Verhältnis der beiden zu zerstören. Hasserfüllt spart sie nicht an Flüchen, die sie gegen das unliebsame Paar schleudert. Offenbar zeigt ihr Anruf Effekt, denn die Statue beginnt plötzlich zu glühen, stürzt dann aber in sich zusammen und zerbröckelt. Die Flammen hat allerdings nicht die Liebesgöttin, sondern Ahura Mazda, ausgesandt. Dieser weiß mit Feuer umzugehen, schließlich ist er der Feuergott in Person. Zarastra steht sich extrem gut mit dem Erhabenen, denn in der Einsamkeit auf dem schneegekrönten Heiligen Berg hat er oft Zwiesprache mit ihm gepflegt. Die Liebenden verlassen schleunigst den brennenden Tempel. Varedha bricht auf den Stufen zusammen, denn ohne die Statue der Liebesgöttin und den Verlust ihrer Behausung ist sie ohne Job.



Finalszene

Anmerkung:

„Le Mage“ ist zurzeit die einzige Oper Massenets von Bedeutung, die auf eine szenische Wiederbelebung wartet. Das ist schade, denn es ist ein Werk, welches er komponierte, als die Musikwelt ihm zu Füßen lag. Der Komponist verströmte sich in hinreißender Melodik und bot den Solisten dankbare Aufgaben. Orientalistik kam in Frankreich immer gut an und es wundert, dass dieser Oper kein nachhaltiger Erfolg beschieden war.

***
musirony 2009 - Engelbert Hellen
 

 

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