Die Lieblingsfrau des Sultans möchte die Lust auch mit anderen Männern genießen. Deshalb schüttet sie dem Gebieter ein Pülverchen in den Wein, damit er einschläft und nicht stören kann. Dem Erhabenen hat man allerdings längst hinterbracht, was die Gattin hinter seinem Rücken treibt. In einem unbeachteten Moment gießt der Unterrichtete den Mix hinter sich und schenkt sich aus der Karaffe klaren Wein ein.
Er tut so, als ob er eingeschlafen sei. Seine Frau zerrt den Bewegungslosen hinter einen Vorhang. Dann empfängt die Treulose ihren Verehrer und pflegt mit ihm der Lust. Der Sultan kann nicht länger ruhig bleiben, als er Zeuge solcher Schandtat wird. Akustisch und optisch überreizt, stürzt er aus seinem Versteck hervor und bevor der Ehebrecher weiß, was mit ihm geschieht, hat der Sultan seinen Krummsäbel gezogen und Strafgericht gehalten. Schreckliches befürchtend, wartet die untreue Frau die Konsequenz nicht ab, begreift die Ausweglosigkeit der Situation und stürzt sich aus dem Fenster in die Schlucht. Der Himmel möge ihr gnädig sein.
Anmerkungen:
Die orientalische Fantasie 'ISLAMEJ' entstand zunächst als Klavierfassung und nimmt einen bevorzugten Platz in der russischen Klavier-Literatur ein. Das Werk beruht auf zwei entgegengesetzten Themen, die nach der Gesetzmäßigkeit der Variation verarbeitet werden. Da gibt es zunächst die feurig leidenschaftliche Vorgabe kabardischen Ursprungs aus dem Nordkaukasus und als Kontrast im Mittelteil der Komposition die lyrisch innige Melodie der Krimtataren. Nikolai Rubinstein spielte das schwierige Stück immer wieder und von Franz Liszt wurde es geliebt. Noch zu Lebzeiten des Komponisten wurde die Klavierphantasie von Alfredo Casella orchestriert. Er dirigierte selbst die Pariser Uraufführung im Jahre 1908.
Die Fassung für das Ballett erstellte Serge Liapunov. Das Libretto ähnelt andeutungsweise dem der Scheherazade von Rimsky-Korssakow, bleibt aber im Fragment stecken, weil nur zehn Minuten Musik zur Verfügung stehen. Exotische Klangpracht und raffinierter Formensinn begeistern das Publikum immer wieder. So hatte das Ballett zunächst auch Erfolg, zumal die prominentesten Künstler ihrer Zeit zur für die Aufführung zur Verfügung standen. Da der Aufwand einer Ballettaufführung für ein solch kurzes Stück nicht lohnte, hielt ISLEMEJ in der bevorzugten Orchestrierung von Casella in den Konzertsälen Einzug. Die Klavierfassung ist Nikolai Rubinstein gewidmet
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musirony 2006 - Engelbert Hellen