Uraufführung
am 10 . Juni 1972, Bolschoi-Theater Moskau
Choreographie: Maja Plissetskaja; Natalia Ryzhenko, Victor Smirnow-Golowanowa
Ausführende: Maja Plissetskaja,
Personen:
Anna Karenina, eine russische Adelige
Karenin, Staatsbeamter
Wronsky
Graf Serjoscha
Annas Sohn
Wronskys Mutter
Kitty, Tanzpartnerin Wronskys
Adelige: Twerskoi, Fürstin Betsy, Tuschkewitsch
Tableaux
1
Prolog – Bahnhof
Der Ball
Schneesturm
Salon bei Betsy
Annas Zimmer
Wronskys Traum
Anna und Wronsky
2
Das Rennen
Annas Zimmer
Annas Traum
Annas Zimmer
3
Italien
Hofzeremoniell
Annas Treffen mit ihrem Sohn
In der Oper
Annas Verzweiflung
Annas Tod
Das Geschehen spielt in Russland im 19. Jahrhundert
HANDLUNG
Erster Akt:
PROLOG
Auf dem Bahnhof von St. Petersburg hat sich ein Mensch in Selbstmordabsicht vor den Zug geworfen. Die Umstehenden sind verstört und geschockt. Unter ihnen auch Anna Karenina, die ihr Reiseziel erreicht hat. Am Bahnhof wartet ein Mann in Galauniform auf seine Mutter. Anna sieht ihn zum ersten Mal. Beider Blicke treffen sich.
Direkt vom Bahnhof führt das Libretto den Ballettbesucher auf einen Ball. Wronsky hat das Mädchen Kitty dabei. Das Mädchen sieht, wie die Augen Wronskys Anna verfolgen und ahnt, dass sie selbst bald abgemeldet sein wird
Auf dem Heimweg geraten Anna und ihr Gatte in einen Schneesturm. Das Unwetter symbolisiert, wie es in ihrem Innern tobt. Über ihre stürmischen Empfindungen zu Wronsky ist sie erschrocken und glücklich zugleich.
Schon wieder ein Empfang, diesmal beim Fürsten Twerskoi. Die Fürstin Betsy hat einen Geliebten, der Tuschkewitsch heißt. Beide verhalten sich nicht gemäß den gesellschaftlichen Normen, aber in Anbetracht der Höhe ihres Ranges, ist man in der Beurteilung großzügig.
Wronsky steigt Anna nach, obwohl sie in Begleitung ihres Mannes ist. Er passt einen Moment des Alleinseins ab, um ihr seine Liebe zu gestehen. Daraus kann nun Glück oder Unglück werden, in jedem Fall sind Turbulenzen abzusehen. Die Gesellschaft wird aufmerksam und Karenin fühlt sich unbehaglich. Anna will nicht mit nach Hause kommen und bleibt mit Wronsky zurück.
Zuhause hagelt es Vorwürfe, aber Anna hat das Gefühl, dass sie den Weg ihrer Liebe zu Ende gehen muss. Wronsky muss unablässig an Anna denken. Im Traum mischt sich der Schienensuizid am Bahnhof mit seinen Gefühlen. Als er erwacht steht Anna vor ihm. Dem Wunsch nach Erfüllung ihrer Sehnsucht steht kein unmittelbares Hindernis im Wege.
Zweiter Akt:
Herr Karenin geht niemals ohne seine Frau aus dem Haus. Nun trifft man die beiden bei einem Pferderennen. Wronsky - wie kann es anders sein – ist natürlich auch anwesend. Anna möchte ihre Verbindung zu ihm nicht länger geheim halten und redet öffentlich über ihre Gefühle zum Geliebten.
Erneut gibt es daheim eine Aussprache. Bei einem Duell sieht Karenin sich nicht auf der Seite des Erfolges und man beratschlagt, dass Anna ihre Affäre kaschieren soll. Nach außen will man so tun, als ob alles wieder in Ordnung sei. Für die Liebenden bedeutet es Stress, sich aus gesellschaftlichen Erwägungen nicht offen zueinander bekennen zu können.
Anna hat einen schlimmen Traum. Sie sieht, dass die Liebe ihres Gatten sich in Hass verwandelt, weil dieser sich kompromittiert fühlt. Der Sturz in den Abgrund beendet den Traum.
Wronsky besucht Anna heimlich in ihrem Haus. Nach einer heftigen Umarmung macht er den Vorschlag, ins Ausland zu fliehen, falls Karenin in eine Ehescheidung nicht einwilligen würde. Der Sohn Serjoscha würde beim Vater bleiben.
Dritter Akt:
In Italien wird unbeschwert Urlaub gemacht. Man kann sich geben, wie man möchte und muss keine gesellschaftliche Kritik fürchten. Aber jetzt ist es Anna, die Sehnsucht nach ihrem Kind hat und wieder nach Hause will.
Karenin bekommt vom Zaren einen hohen Orden verliehen. Ein kleiner Trost für die abwesende Gemahlin.
Heimlich versucht Anna in das Haus ihres Mannes zurückzukehren, um ihren Sohn zu sehen. Dabei wird sie überrascht und muss sofort das Haus verlassen.
Anna will testen, wie die Gesellschaft über ihre Affäre denkt und gönnt sich einen Opernabend. Dem Adel will sie verkünden, dass sie sich endgültig von ihrem Mann lossagt.
Die Probleme bündeln sich: Von der vornehmen Gesellschaft wird Anna geschnitten. Ihren Sohn bekommt sie nicht mehr zu Gesicht. Wronsky befindet sich auf neuen Liebespfaden. Seine Mutter hat ihm geraten, dass er die Fürstin Sorokin ehelichen soll. Die Eifersucht plagt Anna. Sie ist völlig verzweifelt und kann sich ein Weiterleben nicht mehr vorstellen.
Die erste Begegnung mit Wronsky bei der Ankunft am Bahnhof geht ihr nicht aus dem Sinn. Der schreckliche Zwischenfall, bei dem ein Mensch von den Rädern des Zuges überrollt wurde, steht vor ihrem geistigen Auge. Todessehnsucht löst den Nachahmungstrieb aus.
***
musirony 2006 - Engelbert Hellen