Erster Akt:
Der Ballettchor setzt dem jungen Ikaros einen Floh ins Ohr, dass es seine Vorbestimmung sei, den Himmel zu erobern. Ikaros lauscht mit Erstaunen und Entzücken, welche Talente in ihm vermutet werden. Die Möglichkeit, fliegen zu können, ergreift Besitz von seinen Gedanken.
Dem Disput seiner Freundin Aeola und Cleons, dem Günstling ihres Bruders Archontes, über die Werte von Verstand und Geschicklichkeit hört er gar nicht zu. Die Besorgte versucht ihren Freund von unrealen Vorstellungen abzubringen, so dass bald wieder Frohsinn beider Herzen erfüllt.
Cleon, Bewerber um die Gunst von Aeolas, versucht dem Rivalen eins auszuwischen und hinterbringt ihrem Bruder die verrückten Ideen des ihm verhassten Ikaros. Archontes untersagt seiner Schwester, sich weiterhin mit dem Träumer zu treffen.
Der wankelmütige Chor versucht dem Jungen nun einzureden, dass es vielleicht doch besser sei, den Traum vom Fliegen zu vergessen, weil die Widerstände zu groß sind. Einmal Feuer gefangen, schwört Ikaros jedoch, dass er den Traum zur Wahrheit machen wird
Niemals wird Ikaros die Erde verlassen! Cleon wird alles daran setzen, dieses Vorhaben zu zerstören und setzt sich damit in Gunst bei Archontes. Dieser ist der lokale Gouverneur und lässt den Flugpionier in seinen Palast bringen. Die Freunde des Ikaros erregen sich gegen den Intriganten.
Zweiter Akt:
Gegen den Spott der Anwesenden, bleibt Ikaros bei dem Vorsatz, den Flug zu riskieren. Aeola bittet den Bruder, ihren Freund in Frieden zu lassen, aber Archontes bleibt unnachgiebig. Die Diener führen Ikaros fort.
Aeola dringt in Ikaros’ Gefängnis ein. Im Namen ihrer Liebe bittet sie ihn erneut, die Sache mit dem Flug zu vergessen. Genügt es nicht, glücklich und zufrieden auf der Erde zu sein?
In Ikaros regen sich Zweifel, aber der Chor erinnert ihn an den Eid, den er geschworen hat. Ikaros flieht mit Aeolas Hilfe aus dem Kerker und startet seinen Flug in die Wolken. Die Umstehenden frohlocken, denn ein Menschheitstraum wird wahr werden.
Archontes und Cleon missgönnen dem Jungen seinen möglichen Erfolg. Sie zielen ihrem mit Bogen auf den Entfliegenden. Von Pfeilen getroffen, stürzt Ikaros aus allen Wolken.
Trauer dem Mann, der es gewagt hat, zu sein, wie die Götter! Untergang dem Wahnsinn!
Anmerkungen:
Der Librettist verzichtet auf den mythischen Gehalt der Sage und verlagert das Geschehen in eine fragwürdige Realität.
Bild 1: Der Traum
Bild 2: Die Flügel
Bild 3: Die Versuchung
Bild 4: Die Einsamkeit
Bild 5: Der Flug
Ein Chor ist Bestandteil der Choreographie, bestärkt den Träumer in seinem Vorhaben und agiert in Opposition zu seinen Gegnern.
Die Musik Slonimskys überwältigt durch seine Expressivität und stellt das Bühnenwerk in die vordere Reihe der abendfüllenden Ballettkompositionen der Gegenwart.
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musirony 2006 - Engelbert Hellen