musirony - Der Pavillon der Armida
 

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Zauber des Balletts


 
Anna Pawlowa


Nikolai Tscherepnin [1873-1945]

Der Pavillon der Armida

Le Pavillon d'Armide

Pawiljon Armidy


Phantastisches Ballett in einem Akt

Libretto von Alexander Benois
nach der Novelle 'Omphale' von Theophile Gautier

op. 29, entstanden 1905

Dauer der Aufführung mehr als eine Stunde

Uraufführung
am 25. November 1907, Marijnskij-Theater, St. Petersburg

Weitere Aufführung
am 19.
Mai 1909, Théâtre du Châtelet, Paris (unter Diaghilevs Ballets Russes)

Choreographie:  Michail Fokine
Bühnenbild: Alexander Benois
Ausführende: Anna Pawlowa – Pawel Gerdt – Waslaw Nijinsky

Charaktere:
Armide, Zauberin aus dem Morgenland
Pawel, Viconte de Beaugency
Marquis de Fierbois
Ein Sklave

Das Geschehen spielt in Frankreich im 17. Jahrhundert.



                               Rinaldo und Armida


Auftritte:
 

  1.      Introduktion und erste Szene
  2.      Tanz der Stunden
  3.      Der Gobelin belebt sich
  4.      Armida erscheint
  5.      Szene und Pas d’Action
  6.      Grande valse noble
  7.      Variation
  8.      Tanz der kleinen äthiopischen Sklaven
  9.      Tanz der Edelfrauen Armidas
10.      Bacchus und die Bacchantinnen
11.      Auftritt der Zauberer und Tanz der Schatten
12.      Tanz der Clowns
13.      Tanz des Schals
14.      Pas de deux
15.      Grande valse finale


HANDLUNG

Erstes Bild

Von fliegenden Teppichen hat der Ballettbesucher schon gehört, aber ein verzauberter Gobelin - dazu noch in einem Ballett -  ist ihm noch nicht vorgekommen. Ein solcher hängt im Gartenpavillon des Herrn Marquis. Ein junger Graf flüchtet vor einem schrecklichen Gewitter in das Gartenschlösschen und erlebt zur mitternächtlichen Stunde wahnwitzige Überraschungen der angenehmen Art.

Die Uhr schlägt Mittennacht und beginnt sich ungewöhnlich zu verhalten. Die figürlich dargestellten Stunden steigen herab und beginnen zu tanzen. Der Auftritt nennt sich deshalb Stundentanz. Noch merkwürdiger benimmt sich der Gobelin. Er leuchtet auf und geheimnisvolles Leben beunruhigt das Textil. Die Figuren verlassen ihren Stammplatz.

Zweites Bild

In den Gärten des Pavillons erscheint Armida mit ihrem Gefolge. Sie hat ihren  Lieblingssklaven dabei, ohne den sie nirgendwo hingeht. Der Marquis, dem der Pavillon gehört, hat die Magierin auf mysteriöse Weise unter Kontrolle und befiehlt ihr, von dem Sklaven ablassen. Sie soll den Gast verführen, der sich mit seiner Billigung über Nacht dort einquartiert hat. Nun wissen wir aus den Opern von Gluck, Haydn, Rossini und Dvorak, dass Armida in den fränkischen Ritter Rinaldo verliebt ist. Die ihr zugewiesene Aufgabe vereinfacht sie, indem Sie mittels magischer Fähigkeiten das Aussehen von Rinaldo auf den Visconte überträgt. Dieser ist auf den Austausch seiner Optik mächtig stolz - blonde Haare schmücken jetzt sein Haupt; der Ballettbesucher möge seine Eitelkeit verstehen - das Behexen und Verführen kann beginnen.

An dieser Stelle muss in den Report eingefügt werden, dass es sich bei der Armide auf dem Gobelin um die Seele von Susanne, der verstorbenen Marquise de Fierbois handelt, die am Hofe des Sonnenkönigs eine große Karriere machte. Ihre Seele findet keine Ruhe und hat sich in dem Gobelin festgesetzt.

Das Bacchanal nimmt Ausmaße an, denn zur Feier erscheinen auch Teufel, Ungeheuer und Griechengötter. Dazu wurden aus einem Harem Sklavinnen geraubt, damit für alle gesorgt ist und beim Klang der Harfen die Liebeslust überschäumen kann. Doch die Morgenstunde naht und sobald der Hahn auf dem Düngerhaufen kräht, findet aller Spuk ein Ende. Das ist so in jedem Märchen und unabänderlich, Armide weiß es und in aller Eile übergibt sie dem Geliebten der Nacht ihren golddurchwirkten Schleier, bevor sie ihren Platz auf dem Gobelin wieder einnimmt.

Drittes Bild


Der Marquis erscheint im Pavillon zur späten Morgenstunde und findet einen völlig verstörten Gast vor. Der golddurchwirkte Schleier liegt vor der Standuhr auf dem Boden und auf dem Gobelin zeigt Armida sich unverschleiert.

War es nun Traum oder Wirklichkeit? Der Visconte ist sich über seine Identität überhaupt nicht im klaren und fragt sich, ob er nicht tatsächlich Reinhold ist. Eigentlich hatte er die Reise angetreten, um seine Verlobte zu besuchen. Sollte er das in der Nacht Erlebte nicht doch besser für sich behalten?

Anmerkungen:


Ursprünglich nannte sich das Stück „Der verzauberte Gobelin“ und bestand nur aus dem zweiten Bild. Diaghilew veranlasste die Erweiterung um zwei Bilder, um das Ballett abendfüllend zu machen. Die Einfügungen haben den Charakter von Prolog und Epilog  

Diaghilew eröffnete mit diesem Ballett seine erste Saison in  Paris.

***
musirony 2006 - Engelbert Hellen
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