musirony - Die Krönung der Poppäa - PART II.
 

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Claudio Monteverdi [1567-1643]

Die Krönung der Poppäa

L'incoronazione di Poppea - The Coronation of Poppea - Le Couronnement de Poppée


 Oper in drei Akten mit einem Prolog

   italienisch gesungen

 Libretto von Giovanni Francesco Busenello  
nach dem XIV. Buch der Annalen des Tacitus 
 
Uraufführung im Herbst 1642 in Venedig, Teatro Grimano
Deutsche Erstaufführung 1954 in Köln          

Aufführungsdauere etwa 160 Minuten




HANDLUNG -
(Blatt 2) - Fortsetzung von Blatt 1


  Der sterbende Seneca


Zweiter Akt

Vierzehnte Szene:

Seneca findet, dass es zu Hause doch immer noch am Schönsten ist. Von seiner Familie ist er umgeben und hier unterweist er seine Schüler, die seiner Weisheit begierig lauschen. Tief in Gedanken versunken, kleidet er seine Empfindungen in Worte:

Geliebte Einsamkeit,
Abgeschiedenheit des Geistes,
Ruhe der Gedanken,
Freude des Intellekts,
der die himmlischen Formen
in Gestalt der irdischen
studiert und betrachtet.
Zu dir kommt meine Seele voll Freude -
Weit ab vom Kaiserhof
wo unverschämt und hochmütig
meine Geduld herausgefordert wird;
hier unter den Zweigen und im Grase
ruhe ich von Frieden umgeben.“

Den Philosophen kann in seiner Einfalt und Einbildung nichts erschüttern. Er bekommt hin und wieder hohen Besuch vom Olymp. Diesmal ist es Merkur, der ihm von Pallas Athene eine Botschaft auszurichten hat. Sein letztes Stündlein habe geschlagen. Das vergängliche Leben wird er nun hinter sich lassen und die Ewigkeit wird ihn aufnehmen. Seneca freut sich, dass er die Menschen vergessen kann und demnächst an der Tafel der Götter speisen wird. Der Tod sei ein glückliches Schicksal, wenn er aus einem göttlichen Mund verkündet wird. Guten Mutes soll er sich auf die himmlische Reise vorbereiten. Zum erhabenen Pfad, der zum gestirnten Himmel führt, wird Merkur ihm den Weg zeigen. Der Götterbote hat im Moment nicht viel Zeit und fliegt schon einmal voraus.

Fünfzehnte Szene:

Dem Hauptmann der Prätorianergarde ist es nicht angenehm, eine schlimme Nachricht überbringen zu müssen. Tyrannische Befehle handeln meistens von Gewalttat oder Tod. Selbst, wenn sein Verstand der Anordnung nicht folgen kann, muss er die unheilvolle Botschaft verkünden. Es schmerze ihn, und sein Mitgefühl sei ihm sicher - deshalb soll Seneca ihn nicht so bitter anschauen. Ach, er braucht sich nicht zu entschuldigen, wenn er ihm eine verhängnisvolle Nachricht zu überbringen hat, denn Schicksalsschläge sei er gewohnt. Der Philosoph bedankt sich für dass schöne Geschenk - er habe verstanden und gehorche noch zur Stunde.

Wie kann er verstehen, wenn er die Botschaft noch gar nicht ausgesprochen hat. Nun, Seneca kann sich zusammenreimen, dass Nero ihm den Tod befiehlt, doch zuvor will er noch seinen Dank formulieren. Sein Auftraggeber soll nicht glauben, dass der Himmel ihn vergessen habe, denn Merkur war soeben noch bei ihm. In seinem Alter sei es ein Vergnügen, von Natur und Atemluft befreit zu werden. Gut, dass er schnell begreift und keine Umstände machen wird. Wenn der Tag verblasst und die Sonne wegbleibt, sei seine Stunde gekommen. Der Prätorianer wünscht ihm eine frohgemute Wanderschaft aus dieser Welt. Nicht ohne Trost lasse er seine Anhänger zurück, an seinen gelehrten Schriften werden sie sich entzünden.

Sechzehnte Szene:

Philosophisch verschnörkelt sieht Seneca sich nun genötigt, seine Umgebung von seinem beabsichtigten Freitod in Kenntnis zu setzen. Alle raten ab und jammern: Das Leben sei doch schön, der Himmel heiter und kleine Unannehmlichkeiten überwinde der Alltag wie von selbst.

Seneca möchte sein Ableben ein wenig gestalten. Er fordert die Freunde auf, ihm ein Bad zu bereiten, denn fließendes warmes Wasser soll sein verströmendes Blut aufnehmen. Der vergossene Lebenssaft soll den Weg seines Todes purpurn färben. Auf der Opernbühne wird diese Szene häufig so dargestellt, dass ein großes weißes Bettlaken gespannt, hochgezogen und den den oberen Zipfeln gehalten wird. Seneca macht sich dahinter zu schaffen. Sobald das Tuch weggezogen wird, hat der Mutige seinen Suizid durch Aufschneiden der Pulsadern beendet und liegt für den Augenschein sichtbar 'am Boden zerstört'.

Siebzehnte Szene fehlt, deshalb weiter mit der achtzehnten Szene:

Das Opernpublikum soll sich von dem Schock erholen. Damit der Nachahmungstrieb nicht erwacht, gibt es jetzt eine burleske Szene. Die Dekoration wurde gewechselt. Ein Jüngling erfreut sich mit seinem Mädchen des Lebens und tändelt mit ihr. Amor steht Pate.

Neunzehnte Szene:

Nero freut sich, dass der lästige Mahner tot ist. Sein Freund Lukanus ist bei ihm. Beide sind voll des süßen Weins, umarmen sich, sind lustig und singen fröhliche Lieder, die den Liebesgott preisen. Ihr Herz habe Amor aus wertvollen harten Edelsteinen geformt. Neros Sonne ist natürlich Poppäa.

Zwanzigste Szene fehlt, deshalb weiter mit der einundzwanzigsten Szene:

Otho beklagt einmal mehr sein unglückliches Schicksal und spielt diesmal mit der Vorstellung, Poppäa zu töten. Seinen verwirrten Geist hat er nun endlich so weit gebracht, dass er die Liebe, die er bisher für sie empfunden habe, ihr nun verweigert. Gleichzeitig bittet er die Götter, seinen frevlerischen Geist zu bestrafen, der solche höllischen Pläne ausbrütet. Er entschließt sich, dass seine verzweifelte Liebe seine Wonne sein soll. Seine Qualen wird er lieben, die in ihrem schönen Gesicht ihren Ursprung haben. Wenn er schon verdammt sein soll – aber dann bitte im Paradies.

Zweiundzwanzigste Szene

Die Kaiserin Octavia taucht plötzlich auf und herrscht ihn an: Von ihren Vorfahren habe er seinen Rang erhalten. Wenn er sich dieser unverdienten Wohltaten noch erinnere, dann soll er ihr jetzt helfen. Natürlich ist Otho sofort bereit, zu Diensten zu sein, selbst wenn er ihr den eigenen Ruin anbieten müsste. Sie will, dass er die Schulden, die er angeblich bei ihr angehäuft hat, mit dem Blut der ihr verhassten Poppäa bezahlt. Sie will, dass er die Rivalin tötet. Otho glaubt, nicht richtig verstanden zu haben und wird aufgeklärt, dass das was er soeben gehört hat, keinen Zweifel offen lässt. Will er etwa sein Versprechen nicht einhalten? Ach, das war doch nur eine unüberlegte Höflichkeit – rein rhetorisch gemeint. Ist sie sich eigentlich im Klaren, welches Risiko die Tat für ihn bedeuten würde – einmal ganz abgesehen davon, dass sie schief laufen könnte. Was murmelt er da? Ach, er hatte nur über die sicherste und ungefährlichste Art nachgedacht. Otho fleht die Götter an, dass sie ihn zu diesem Schritt fähig machen, denn er sei in der Ausübung von Gewalttaten völlig ungeübt. Je schneller er sein Werk tut, desto lieber sei es ihr. Hinweg mit dem Zaudern! So bald soll er also sterben? Was sollen eigentlich seine ständigen Selbstgespräche. Wenn er ihrem Wink nicht unverzüglich gehorcht, wird er ihren kaiserlichen Unmut zu spüren bekommen und seine Trägheit mit dem Leben bezahlen. Was passiert, wenn Nero dahinter kommt? Nero muss das gar nicht erfahren. Er soll die Kleider wechseln und sich in Frauenkleidern verbergen. Das sei ein brauchbarer Schwindel, der schon manchem Täter sein Werk erleichtert hat.

Otho ist den Tränen nahe. Octavia möge ihm bitte etwas Zeit geben, damit er seine Gefühle wild machen, sein Herz entmenschlichen und seine Hand härten kann. Er könne nicht innerhalb eines Augenblicks seine liebende Seele in das Werkzeug eines mitleidlosen Mörders verwandeln. Wenn er nicht unverzüglich das Jammern lässt, wird sie ihn bei Nero verklagen, dass er sie vergewaltigen wollte. Marter und Tod werden ihn noch heute treffen, wenn er sich nicht beeilt, ihren Wunsch zu erfüllen. Otho sagt, dass er jetzt gehe, um zu gehorchen, bittet aber im gleichen Augenblick die Götter, das Leben und seinen Geist von ihm zu nehmen. 

Dreiundzwanzigste Szene:

Drusilla hat keine Ahnung, in welcher Verfassung sich Otho befindet. Ihr glückliches Herz jubelt in ihrer Brust, denn sie will sich jetzt am Sonnenschein erfreuen. Zuversichtlich hofft sie, dass der Schatz heute sein Liebesversprechen bekräftigen wird.

Dazu müsste man aber ungestört sein. Die beiden sind es aber nicht, den Octavias Amme und der vorlaute Höfling aus der fünften Szene tauchen auf. Der Letztgenannte hat sich vorgenommen, die Amme zu ärgern und sie wegen ihres verblühten Aussehens auszulachen, nachdem er zuvor signalisiert hatte, dass er ihre Feuchtgebiete abgrasen möchte. Die verehrte Antiquität des guten Charon will dem Ungezogenen eine Ohrfeige verpassen.

Vierundzwanzigste Szene: 

Otho hat Herzklopfen und seine Beine wollen seine Schritte, die er macht, nicht mehr in gewohnter Harmonie ausführen. Die Luft, die er einatmet, findet das Herz grambeladen. Drusilla will er ein schwerwiegendes Geheimnis anvertrauen, aber sie muss versprechen, zu schweigen und ihm zu helfen. Er soll sagen, was ihn bedrückt, als Pfand des Schweigens gibt sie ihm ihre treue Seele. Gut sie soll nicht länger auf Poppäa eifersüchtig sein, denn er muss ihr wegen eines schrecklichen Befehls das Schwert, in die Brust stoßen. Damit niemand herausfindet, wer der Täter war, brauche er für das schreckliche Verbrechen ihre Kleider. Selbstverständlich gibt sie ihm die gewünschten Textilien, selbst ihr Blut würde sie ihm geben. Wenn alles glücklich erledigt ist, werden sie, auf ewig in Liebe vereint, miteinander leben. Wenn es dagegen schiefläuft, was er fasst befürchtet, soll sie vor Mitleid weinend ihm seine Begräbnisszene bereiten. Dann gibt es noch die Möglichkeit, dass er sich als Flüchtling vor der Königin wiederfindet und umherirren und sich verbergen muss - dann setzt er seine einzige Hoffnung in sie.

Drusilla ist Feuer und Flamme. Gern gibt sie ihm Kleider und Herzblut, aber mit dem letzteren soll er sorgsam umgehen und vorsichtig zu Werke gehen. Ihr Reichtum wird ihm überall und an jedem Ort zur Verfügung stehen, denn sie will beweisen, dass Drusilla eine große Liebende ist, die in der ganzen Antike nicht ihresgleichen hat. Sie will jetzt gehen und sich umziehen und mit eigener Hand wird sie ihn dann verkleiden. Aber sie möchte doch zu gern wissen, weshalb er diese grausige Tat vollbringen muss.

Andiam, andiam omai.
Che con alto stupore il tutto udrai – Sie wird alles hören und staunen.“

Fünfundzwanzigste Szene:

Da Seneca nun tot ist und sein Mund schweigt, kann Arnalta nun endlich mit eigener Weisheit durchdringen. In zwei Dingen seien die Götter machtlos: Sie können den Tod nicht im Himmel einführen - ebensowenig wie die Treue an Königshöfen. Poppäa soll ihre Treue nicht vergessen, wenn sie das Zepter in Händen hält und die Krone auf dem Kopf sitzt. Ach, Arnalta soll nicht zweifeln, Poppäa sichert ihr Beständigkeit zu, immer wird sie ihre einzige Vertraute sein. Poppäa betet zu Amor, dass er ihre Hoffnung endlich in den Hafen lenken soll. Die Vertraute soll ihr das Bett im Garten bereiten, weil ihre Augen sich jetzt friedlich schließen wollen und die frische Luft ihr gut tun würde. Wenn sie über die Zeit schlummern sollte, sollen die Mägde niemanden zu ihr lassen, höchstens ihre liebe Freundin Drusilla, die jederzeit Zutritt zu ihr hat. Arnalta singt ein Wiegenlied wie zu alten Zeiten: 

Leg dich zur Ruhe Poppäa, schlafe, meine Seele! Du bist gut beschützt. Angenehmes Vergessen soll deine süßen Gefühle beruhigen, mein Töchterchen.“

Sechsundzwanzigste Szene: 

Amor steigt in der Absicht vom Himmel herab, Poppäa höchstpersönlich zu beschützen. Die Menschen leben im Dunkel, meint er zu sich selbst, wähnen sich in Sicherheit, wenn sie die Augen schließen und ahnen nicht, was in der Dunkelheit alles passieren kann. Scheinbar hat diesmal Amor sich – wie einst in Psyche – in ihre ungewöhnliche Schönheit selbst verliebt. Die irdische Göttin soll ruhig schlafen, denn er selbst, welcher Sonne und Sterne bewege, schütze sie vor jedem verräterischen Angriff. Jetzt hat der herannahende Otho einen schweren Stand, weil er dem Liebesgott als Poppäas exklusiven Beschützer gegenüberstehen wird.

Siebenundzwanzigste Szene:

Otho kommt und fühlt sich wie verwandelt - aber nicht von Otho in Drusilla, sondern von einem Menschen in eine Schlange, so giftig und wütend, wie man auf der Welt noch nie eine gesehen hat. Doch, was sieht der Unglückliche? Seine geliebte Seele hat die Augen geschlossen und schläft, um sie nach getaner Arbeit nie wieder zu öffnen. Wahrscheinlich macht Poppäa die Augen zu, weil sie seinen widerwärtigen Anblick nicht ertragen kann. Ihr Tod, der von seinen Händen kommen soll, lässt seinen Geist erzittern und bringt sein Herz in Schieflage. Es irrt jetzt in seinem zitternden Leib herum und sucht eine dunkle Ecke, um sich zu verstecken, oder es versucht, erfüllt von Schluchzen, seinem Körper zu entkommen, weil es am Verbrechen nicht teilhaben will. Aber was hält ihn zurück? Liebt er sie trotz allem? Doch, wenn er nicht ausführt, was er Octavia versprochen hat, wird seine Weigerung das Ende seiner düsteren Tage beschleunigen. Alle, die anständig bleiben wollen, haben am Kaiserhof nichts zu suchen und sollten von dort verschwinden! Doch er sitzt in der Klemme. Er kann nur hoffen, dass die Tat unerkannt bleiben wird. Das befleckte Gewissen wird schließlich durch Vergessen gewaschen.

Achtung, Poppäa! Otho kommt, um dich zu töten! Amor ist wütend und erwägt, den elenden Schurken mit einem Blitz zu Boden zu werfen. Doch - so setzt er seine Überlegungen fort - dass es eines Gottes der Liebe nicht würdig sei, niedrige schmutzige Arbeit zu leisten und beschließt, den Unwürdigen zu schonen.

Poppäa erwacht und ist erstaunt, Drusilla mit dem blanken Schwert in der Hand vor sich stehen zu sehen, während sie arglos in ihrem Garten schläft. Sie kommt nicht dazu, das Mädchen zur Rede zu stellen, denn Arnalta ist mobil geworden und schreit hysterisch, dass man Drusilla einfangen und das Ungeheuer totschlagen soll. Otho gelingt es in der Dunkelheit, zu entweichen.

  Otho, der spätere Kaiser

 

Amor beschließt, Poppäa zur Kaiserin zu machen.
 

Dritter Akt:



Achtundzwanzigste bis dreißigste Szene

Die glückliche Drusilla wagt nun zu hoffen, dass die Schicksalsstunde auch für sie gekommen ist. Die Rivalin wird zugrundegehen und Otho endlich ihr gehören. Sie hofft, dass ihre Kleider ihn gut getarnt haben. Doch Drusilla hat ihre Rechnung – wie man so schön sagt – ohne den Wirt gemacht. „Hier ist die Verbrecherin“ tönt Arnalta, „ihre Kleider hat sie gewechselt, um sich zu verbergen.“ Drusilla will wissen, was sie getan haben soll, dass man unerwartet bei ihr eindringt. Die feige Mörderin heuchele Unschuld, behauptet der Liktor, die schlafende Poppäa wollte sie töten. Ihre weiten Kleider waren dem Geliebten keine Stütze bei der Ausführung der grauenvollen Tat. Sie muss sich selbst die Schuld geben, weil sie gutgläubig und unvorsichtig war.

Nun erscheint auch Nero, sperrt seine Lauscher auf, um zu den Hintergründen des versuchten Attentats mehr zu erfahren. Arnalta spielt die Untersuchungsrichterin, wendet sich an Nero und weist auf Drusilla: „Herr, hier steht die Verbrecherin, die versuchte, meine Herrin Poppäa zu töten. Die Unschuldige schlief in ihrem Garten, als diese Frau kam. Das blanke Schwert hielt sie in der Hand. Wäre die Herrin nicht rechtzeitig erwacht, hätte der Dienerin wahrscheinlich der nächste Streich gegolten.“ Nero agiert zunächst recht besonnen. Er will wissen, wer die Rebellin zur Tat verleitete und woher ihr Hass kommt. Waren es Machtgelüste oder hat ihr jemand Gold geboten? Gott und ihr Gewissen wissen, dass sie unschuldig ist. Unsinn! Feuer, Martern und Qualen aller Art sollen den Anstifter der Tat aus ihr herausquälen. Ihrer Vorstellung, die größte Liebende der Antike zu sein, macht Drusilla alle Ehre. In jedem Fall wird sie schweigen und selbst den Tod auf sich nehmen, damit die Umstehenden die Pflichten einer wahren Liebe erkennen mögen beschließt die Bedrohte. Was zischelt die Schurkin? Liebe und Unschuld streiten in ihrer Brust. Bevor das Unglück auf sie eindringt, rät Nero, soll sie doch lieber ihren störrischen Geist bereden und das Komplott aufdecken.

Nein, Drusilla bleibt dabei, dass sie die Verbrecherin gewesen sei, welche die unschuldige Poppäa töten wollte. Nero verliert die Geduld: Sofort soll die Frau Bekanntschaft mit dem Henker machen. Dieser soll eine Todesart finden, deren komplizierte Form den Tod der Verbrecherin quälend macht und ein Weilchen dauert. Ihr Angebeteter soll an ihrem Grabe die Augen öffnen und Tränen in reicher Fülle vergießen, fleht die Verzweifelte, wenn es zur Liebe nicht mehr reicht, dann wenigstens aus Ehrfurcht vor ihrer edlen Tat, denn es sei ihr letzter Liebesbeweis, mit ihrem Blut das geschehene Verbrechen zu sühnen. Nero befiehlt, dass es mit dem grausigen Ende Drusillas langsam voran gehen soll.

Einunddreißigste Szene:

Othos Nerven halten nicht länger durch, dass Drusilla für ihn sterben soll, doch die Beklagenswerte will es sich nicht nehmen lassen, als große Liebende in die römische Sittengeschichte einzugehen. Otho muss erst mit Einzelheiten herausrücken, dass er in Drusillas Kleidern auf Befehl der Kaiserin Octavia die Mordtat ausführen sollte. Jupiter, Nemesis und Astrea sollen Blitze auf sein Haupt streuen, damit Galgen und gerechte Rache den wahren Schuldigen treffe. Otho erbittet den Tod aus Neros Hand, doch wenn er so gütig wäre – was er nicht zu hoffen wagt - seinen Tod mit Würde zu verzieren, dann soll er ihn, ausgeschlossen von seiner Gnade im Elend weiter existieren lassen. Er soll seinem Gewissen die Peitsche geben, um ihn völlig zu zermürben. Den Löwen und Bären würde solch ein Schuft, wie er einer ist, gar nicht schmecken. Tyrannen produzieren sich gern in Edelmut, um von unrühmlichen Taten ein wenig abzulenken. Gut, Otho soll leben, sich aber in die entferntesten Einöden des römischen Reiches zurückziehen. Seine Titel verliert er und seine Güter ist er los. Seinen Lebensunterhalt muss er sich erbetteln und eine Höhle in der Wüste sei sein Unterschlupf.

Aber die edle Frau, die aus Liebe so viel wagte und Lügen sagte, um ihn zu retten, soll auch am Leben bleiben und vom Ruhm seiner Milde künden, damit der Nachwelt ein wahrheitsgemäßes Bild von seinem edlen Charakter vermittelt wird. Drusilla sei ein bewundernswertes Beispiel für die weibliche Standhaftigkeit in dieser Welt. Otho verkündet, dass ihre Tugend der Reichtum seines zukünftigen Lebens sein wird. Die Begnadigte äußert den Wunsch, den Rest ihrer Lebenstage an der Seite des Gatten glücklich verbringen zu dürfen.

Nero wäre nicht Nero, wenn er in dieser schicksalhaften Stunde nicht auch Octavias gedenken würde.

Ich beschließe nun
mit feierlichem Edikt
die Verstoßung Octavias
ins ewige Exil
und verbanne sie aus Rom.
Schickt Octavia zur nächstgelegenen Küste
und bereitet ein Holzboot vor.
Überlasst sie dann den Launen des Windes.
So mache ich meinem gerechten Zorn Luft.
Eilt, gehorcht mir sofort!

Zweiunddreißigste Szene:

Poppäa fühlt sich wie neu geboren. Auf den überstandenen Schrecken hatte sie sogleich ein Bad in Eselsmilch genommen. Nero erklärt ihr, dass es nicht Drusilla war, die ihr nach dem Leben trachtete, sondern ihr verflossener Gemahl Otho, den Octavia zur ruchlosen Tat angestiftet hatte. Nun, dann hat der Kaiser jetzt endlich einen Vorwand, die Verbrecherin zu verstoßen. Der teure Tag ist gekommen, auf den Poppäa schon lange gewartet hat, denn Nero erklärt ihr, dass sie noch heute seine Braut sein wird. Nun singen beide ein Liebesduett, in dem vorkommt, dass die glückseligen Stunden keine Störung dulden und wenn der eine einmal verloren geht, soll der andere nach ihm suchen.

Dreiunddreißigste Szene:

Octavia ist allein, hält sich für unschuldig, obwohl das Opernpublikum dabei war, wie sie den armen Otho zur Mordtat an ihrer Rivalin verleitet hat. Sie trauert, weil sie das gefühllose Meer auf dem Weg ins Exil allein in einem Boote zu durchkreuzen hat. In Gedanken nimmt sie Abschied von den geliebten Ufern und den lieben Freunden - ihr Schmerz ist so groß, dass es ihr nicht vergönnt ist, zu weinen.

 

 

 

Vierunddreißigste Szene:

Arnalta steigt die Gunst der Stunde zu Kopf. Als zukünftige Hofdame der Königin will sie sich mit dem einfachen Volk nicht länger gemein machen. Die Menschen werden ihr schmeicheln und Schönheit und Jugend an ihr bewundern, obwohl sie genau weiß, dass sie wie eine alte Sybille ausschaut. Man wird ihre Gunst suchen, weil sie in der Lage sein wird, zu intervenieren. Aus dem Kelch der Lügen wird sie Lobsprüche trinken. Als Sklavin wurde sie geboren und zur Dame ist sie aufgestiegen. Verächtliche Behandlung muss sie sich nicht mehr gefallen lassen. Nun kann sie ihre Brauen hochziehen.

Fünfunddreißigste Szene:

Die Konsuln und Tribunen kommen herbei, denn nun folgt die Handlung, die im Titel der Oper angekündigt worden ist. In der Tat ist „Die Krönung der Poppäa“ durch kein Hindernis mehr blockiert.

Dir, höchste Herrscherin
legen wir, mit der allgemeinen Zustimmung Roms
die Krone auf die Locken.
Vor dir liegen Asien und Afrika im Staub;
dir weiht sich Europa
und auch das Meer, welches den Erdteil um schlingt.
Angeboten wird ihr die Krone eines Weltreiches
und sie möge sie bitte nicht verschmähen.“

Die Würdenträger verziehen sich und machen Platz für das Schlussduett. Man versichert sich gegenseitig, dass man einander angehört.
 

Anmerkung:

Claudio Monteverdi war bereits 75 Jahre alt, als er sein Meisterwerk „Die Krönung der Poppäa“ schuf. Es hat die Dimension eines Schauspiels, welches den Dramen Shakespeares gleichzusetzen ist und behauptet den Status, die erste Oper der Musikgeschichte zu sein, die einen historischen Stoff bevorzugt und diesen logisch interpretiert. Der Report des römischen Geschichtsschreibers Tacitus wird durch das meisterhafte Libretto Giovanni Francesco Busenellos steil emporgehoben.

Frei von barockem Schwulst, ist der Handlungsfaden sorgfältig durchdacht und dramaturgisch folgerichtig ins Bild gesetzt. Die Texte setzen auf vernünftige Dialoge, sind hochpoetisch und in der Aussage unkomplizert und leicht zugänglich. Der feinsinnige Humor reicht bis zur Satire und folgt den Charakteren der Handlungsträger bis in die feinsten Nuancierungen.

Die ehrgeizigen Poppäa hat an ihrer Seite einen verliebten, aber machtbewussten Nero. Seneca jongliert mit traditionellen Werten und bereitet sich damit seinen Untergang, weil er zur Kaiserin Octavia hält, die - von Poppäa verdrängt - in Ungnade gefallen ist. Ottone bejammert sein Schicksal als verschmähter Liebhaber, bekommt aber durch Drusilla liebevollen Zuspruch. Die unterschiedlichen Erwartungshaltungen und Leidenschaften der Akteure werden kunstvoll ineinander verwoben zu der Monteverdis liebevoll ausgewalzte Musik das Ohr des Zuhörers liebkost.

Dank der Ponelle-Inszenierung an der Oper Zürich Ende der 1970er Jahre stößt die Oper nach dreihundertjährigem Dornröschenschlaf auf breites Interesse und genießt außerordentliche Beliebtheit.

***
November 2009 - Engelbert Hellen

 

 

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