Erster Akt:
Die Villa von Lord Adriani auf der Insel Korfu ist Schauplatz seiner grandiosen Niederlage im Würfelspiel. Gegen den Grafen Ottavio hat der Gastgeber unaufhaltsam verspielt. Da es um hohe Summen geht, verliert er sein stolzes Schiff. Damit nicht genug: Die schöne Sklavin Namouna muss er dem Gegner ebenfalls aushändigen.
Der Verlustreiche versucht das Mädchen zurückzuhalten, doch diese ist enttäuscht, weil er im Würfelspiel so schlecht abgeschnitten hat. Mit Freuden schließt sie sich Signor Ottavio an, der ihr in Form einer großzügigen Geste sofort Freiheit und Vermögen schenkt.
Ottavio ist verlobt mit Elena, der er ein Ständchen bringt. Adriani hat seine Verärgerung über den Verlust des Schiffes noch nicht bewältigt und beleidigt die Verlobte seines Gegenspielers. Ein Duell ist unausweichlich, wird aber durch Namouna unmöglich gemacht, die einen Schleiertanz aufführt, um Menschen auf den Schauplatz zu locken. Jetzt ärgert sich auch Elena, weil Ottavio der Unbekannten den Hof macht. Adriani umwirbt weiterhin Namouna, die aber nichts mehr von ihm wissen will, weil er sie enttäuscht hat. Der Eifersüchtige versucht einen Anschlag, doch Ottavio wird von den anwesenden Seeleuten, die sich Namouna gefällig erweisen wollen, beschützt und auf sein Schiff gebracht.
Zweiter Akt:
Von dem Sklavenhändler Ali wird das Schiff gekapert. Namouna, gibt sich als Prinzessin zu erkennen und wird aktiv. Sie nutzt ihren Einfluss, um die übrigen Sklavinnen zu befreien. Man feiert ein Fest, auf dem tüchtig getanzt wird. xx Adriani hat inzwischen eine Seeräuberbande angeworben und die Geflohenen eingeholt. Er beabsichtigt, Ottavio zu seinem Gefangenen zu machen. Die Mädchen tanzen und betören durch ihren Liebreiz die Piraten, die den Zweck ihrer Reise vergessen und nach und nach ihrer Waffen beraubt werden. Auch Adriani erliegt erneut den Verführungskünsten Namounas. Es gelingt der Verführerin, den Verfolger betrunken und handlungsunfähig zu machen. Das glückliche Paar besteigt das Schiff, um die Heimreise anzutreten. Adriano kann nicht länger stören, er wurde von einer übermütigen Sklavin kurzerhand erdolcht.
Anmerkung:
Seine Oper „Le Roi d’Ys“ wurde vom Direktor der Pariser Oper abgelehnt. Um die Enttäuschung des Komponisten klein zu halten, gab er das Ballett „Namouna“ in Auftrag. Intrigen verhinderten die Uraufführung. Die Tänzer hatte man abspenstig gemacht und ihnen erklärt, die Musik sei zu symphonisch und zu akademisch und zum Tanzen völlig ungeeignet. Schon im Vorfeld waren die Kritiken negativ. Die Zigarettenszene im ersten Akt fiel einem Verbot zum Opfer aus Furcht, das Theater könne in Brand geraten. Die Uraufführung konnte durchgesetzt werden. Das Ballett hatte auf Dauer auf den Bühnen der Welt keinen Erfolg. Deshalb ging der Komponist den üblichen Weg, die Musik zu reduzieren und für den Konzertsaal zu bearbeiten. Reizvolle Orchestrierung und exotisches Kolorit decken die dramatischen Schwächen des Librettos ab, so dass im Vergleich mit anderen Balletten, Lalos Werk mit einer aufwendigen Choreografie durchaus Bestand haben könnte.
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musirony 2005 - Engelbert Hellen