Uraufführung
am 15. Dezember 1947 an der Opéra Paris
Choreographie: Serge Lifar
Bühnenbild und Kostüme: A. M. Cassandre
Ausführende der Uraufführung
Yvette Chauviré (der Schatten)
Michel Renault (der Jüngling)
Micheline Bardin (die Frau)
Paulette Dynalix (Frau Luna)
Madeleine Lafont (die Chimäre)
Max Bozzoni (der Kaufmann)
EXPOSÉ
Die symbolträchtige Geschichte handelt von der Einsamkeit des Menschen und den Enttäuschungen, die er erlebt. Er versucht, dem Alleinsein zu entfliehen und lässt sich auf fragwürdige Experimente ein. Das einzig Reale in seinem Leben ist der eigene Schatten, der ihm unablässig folgt, selbst wenn er versuchen würde, ihn abzuschütteln.
Am Schicksal eines jungen Mannes erläutert das Ballett einzelne Stationen seines Lebens. Frau Luna verlässt am späten Abend ihr Wolkenbett, um sich in Begleitung eines Hirten auf ihre gewohnte nächtliche Wanderung zu begeben. Sie vergisst, die Wohnung abzuschließen, was ein junger Mann ausnutzt, um bei ihr einzubrechen.
Sein Schatten versucht, als Verkörperung des mahnenden Gewissens, ihn von seinen Erkundigungen abzuhalten, was misslingt. Er findet die Schlüssel der Mondfrau und öffnet neugierig die Tür zu den Träumen, verkörpert durch die Töchter der Nacht. Ohne zu ahnen, auf was er sich einlässt, befreit er die geheimnisvollen Wesen. Diese öffnen ihm schadenfroh die Tore, die in die Räume der Illusionen führen. Es sind die Vorstellungen von Reichtum und Liebe, die den Jüngling bewegen sollen. Doch der Kaufmann betrügt ihn und die Frau in seinen Armen ist eine Tote.
Die Erfüllung seiner Wünsche lässt sich nicht verwirklichen. Der Morgen und naht und das einzige, was bleibt, ist sein Schatten – als unzertrennlicher Gefährte seiner Einsamkeit und sein alleiniger Gesellschafter.
Anmerkung:
Es ist das Bestreben der meisten Menschen, zu Wohlstand zu gelangen. Sie mühen sich ab, aber die Ausbeute ist mager. Seine Hoffnung setzt der Vereinsamte in Emotionen, die er geben oder bekommen möchte, und bleibt dabei auf der Strecke. Es wäre besser, die Töchter der Nacht nicht aufzuscheuchen. Das einzige was dem Ehrgeizling bleibt, ist sein geistiges oder künstlerisches Potenzial, das er aber in der Regel missachtet. Seine Fähigkeiten könnte ihn aus der Einsamkeit erheben, doch er lässt seine Talente schlummern und zieht es vor, zu verzweifeln.
Die Uraufführung des seltsam anmutenden Balletts erfolgte erst drei Jahre nach seiner Fertigstellung.
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musirony 2009 - Engelbert Hellen