musirony - Caligula
 

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Zauber des Balletts



Louis Dandrel [geb. 1939]

Caligula


Ballett in fünf Akten

Elektro-akustische Musik
in Bearbeitung der Violinkonzerte
Il quattro Staggione“
von Antonio Vivaldi (1678-1741)

Libretto von Nicolas le Riche
frei nach dem lateinischen Dichter Sueton

Dauer der Aufführung etwa 90 Minuten

Uraufführung
am 21. Oktober 2005, Paris, Opéra National, Palais Garnier

Choreographie: Nicolas le Riche
Bühnenbild: Daniel Janetteau
Dramaturgie: Guillaume Galienne
Formation: Paris Opéra-Ballett

Ausführende:
Mathieu Cassio (Caligula), Laurent Hilaire (Mnester), Stéphane Phavorin (Incitatus), Muriel Zusperreguy (Mond), Jean-Christophe Guerri (Chaerea)

Charaktere:

Caligula, römischer Kaiser
Mnester, Tanz-Mime, Freund des Kaisers
Incitatu, des Kaisers Pferd (im Rang eines Senators)
Der Mond, Allegorie des Wahnsinns, (des Kaisers Geliebte)
Chaerea, Senator, Führer der Opposition
Caesonia, des Kaisers Gemahlin,

Das Geschehen spielt zu Beginn unserer Zeitrechnung im Alten Rom

 



EXPOSÉ

Dem Choreographen ging es nicht darum, einen Abriss der römischen Geschichte des ersten nach-christlichen Jahrhunderts in Form eines Ausstattungsballettes prunkvoll darzustellen, sondern die gefolterte Seele eines kaiserlichen Psychopathen rückte in den Mittelpunkt des Geschehens. Le Riche hatte die Lektüre „Das Leben der Cäsaren" des lateinischen Dichters Sueton  fasziniert und er entwarf eine Charakterstudie Caligulas in fünf Bildern, die chronologisch den Jahreszeiten folgte. Dabei entwickelte sich folgende Struktur:

FRÜHLING:

Der Kaiser ist einsam und leidet unter epileptischen Anfällen. Er tritt in Opposition zur Senatorenclique, unter der Führung von Chaerea, von dem er sich nicht respektiert fühlt.

SOMMER:

Caligula verliebt sich in den Mond, der als weißer Schwan seine Bahn zieht. Caesonia hat wenig zu melden. In seinem Ärger verfolgt und demütigt er die Senatoren, die ihn dafür hassen.

HERBST:

Der Despot hat einen bedrückenden Traum. Der Streit mit seinen Gegnern nimmt an Intensität zu.

WINTER:

Um seine Widersacher zu provozieren, verleiht er seinem Pferd den Status eines Senators. Der Mond kann dem hartnäckigen Werben Caligulas zunächst entkommen, wird aber schließlich von seinem Verfolger getötet.

Epilog:

Das Finale konzentriert sich auf den Intim-Freund des Kaisers. Ein grandioser Pas de deux dokumentiert seine Zuneigung zu dem Tänzer Mnester. Die Ermordung des Tyrannen durch Chaerea und die Prätorianer beschließen das Ballett.

Anmerkung:

Nicolas le Riche, gefeierter 'danseur-étoile' der Pariser Oper, gab mit dem Ballett „Caligula“ seinen Einstand als Choreograph, um die Nachfolge des verehrten Meisters Roland Petit anzugehen. Die Medien waren sich einig, dass le Riche mit der Wahl des Stoffes eine glückliche Hand bewiesen hatte und ihm der große Wurf gelang. Le Riche zeichnete das Porträt eines zwielichtigen Charakters, der nicht nur Abscheu, sondern auch Anteilnahme auslöst. Albert Camus ging seinerzeit einen anderen Weg und schuf ein politisches Drama.

Kritik hagelte es trotzdem, weil es dem Zuschauer schwer fiel, sich der Formensprache von Komponist und Choreograph anzufreunden. Die Kostüme waren ungewöhnlich: Der Kaiser trat in roten Shorts auf, ein Totengerippe war ihm auf das gleichfalls rote T-Shirt gezeichnet. Als Synonym für Blutrünstigkeit sollte es das schlimme Ende seiner kurzen Herrschaft ankündigen. Die Poesie und das Schöne tragen weiße Tracht, während dem Barbarischen sich das Aussehen von Maikäfern aufdrängt. Schließlich triumphieren doch die überragenden Leistungen der Tänzer und bringen das Publikum zu Ekstase und Beifallsbekundung.

Im März 2008 gab es eine Wiederaufnahme des Balletts, in der Nicolas le Riche den Caligula und Benjamin Pech den Mnester tanzte. Wilfried Romoli und Clairemarie Osta waren mit von der Partie.

***
musirony 2009 - Engelbert Hellen


 

 


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