Das Einhorn, welches nur von einer Jungfrau gebändigt werden kann, tanzt auf den Mondbergen. Eine Schar Jäger und Jägerinnen jagen es vergeblich, bis ein junges Mädchen versucht, es zu besteigen. Die Jäger kehren zurück und verstärken ihre Anstrengungen, das Einhorn zu fangen. Diana, die Göttin der Keuschheit interveniert und erlaubt dem Einhorn zu entkommen – mit seiner Reiterin.
Anmerkungen
Flämische Webkunst mag Pate gestanden haben, als Jacques Ibert seinen Klangteppich für die Partitur dieser reizvollen Ballettmusik zauberte. So wie die Backgrounds der Tapisserien schillert und trillert das Tongemälde in gleicher Lebhaftigkeit und passt sich exakt dem Handlungsablauf an. Zuweilen wirkt die Musik rhythmisch, oft getragen, mal verträumt, selten dissonant. Die einzelnen Gruppen des Orchesters, ob es nun die Holzbläser oder die Streicher sind, behandelt der Komponist mit gleicher Wertschätzung und überlässt von Fall zu Fall auch dem einzelnen Instrument die Dominanz. Die individuelle Handschrift Iberts verleiht der Ballettkomposition den Status eines Meisterwerks, nachzuvollziehen in einer Einspiekung des Philharmonischen Orchesters von Nizza Ende der siebziger Jahre. „Die Dame mit dem Einhorn“ war ein beliebtes Motiv für mittelalterliche Wandbehänge. Ritter, welche sich ihrer Dame in unartiger Absicht näherten, liefen Gefahr, vom kräftig entwickelten Horn des Huftieres aufgespießt zu werden. Fsd Einhorn liebte es, den Kopf ind den Schoß einer Jungfrau zu legen, um ein kleines Nickerchen zu halten.
Für den Konzertsaal hat der Komponist eine Suite zusammengestellt, die etwa 20 Minuten dauert und folgende Satzbezeichnungen führt: Einleitung – Tanz des Einhorns – Marsch – Tanz der Jäger – Tanz des jungen Mädchens – Tanz der Jägerinnen – Walzer – Rumba – Andante nobile et Postlude.
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musirony 2005 - Engelbert Hellen