Edmond hatte sich schon so gefreut, die junge Thérèse zur Gattin zu bekommen und dann macht ein unerklärliches Ereignis seine Hoffnung zunichte. Im Nachthemd wird das Mädchen im Zimmer des Adligen Saint-Rambert aufgegriffen. Was macht sie da? Sie hat dort nichts zu suchen! Thérèse beteuert zwar ihre Unschuld, aber wer kann jemandem glauben, der am Tatort erwischt wurde. Von ihrer Treue ist Edmond jetzt nicht mehr überzeugt.
Der Herr Graf bestreitet ebenfalls, mit der jungen Dame etwas im Sinn gehabt zu haben. Er hat sie nicht eingeladen, sein Bettgemach zu betreten, behauptet er zumindest. Aber man weiß doch schließlich, was die hohen Herren – wie betagt sie auch sein mögen - von unschuldigen jungen Mädchen wollen. Beweise gibt es in Fülle, man denke nur an die vielen Bastarde, die auf den Herrenhöfen herumlaufen.
Nein, Edmond will nichts mehr mit Thérèse zu tun haben. Seine Liebe wurde verraten! Auch durch die Adoptivmutter lässt er sich nicht umstimmen. Er wendet sich der verlockenden Gertrud zu, der die Mühle gehört. Die Müllerin hat gegen seine Aufwartung nichts einzuwenden. Thérèse ist tief unglücklich, weil keiner ihr glaubt, dass des Mondes geheimnisvollen Kräfte im Spiel waren. Wenn das Mondsgesicht in voller Pracht am Himmel aufleuchtet, hat sie den unerklärlichen Drang, spazieren gehen zu müssen. Der Volksmund kennt dieses Phänomen und weiß, dass es Menschen zu allen Zeiten gegeben hat, die mondsüchtig waren.
Das Schicksal kommt ihr zur Hilfe. In der kommenden Nacht ist abermals Vollmond. Völlig unzureichend bekleidet, balanciert die Traumwandelnde auf Pfaden in luftiger Höhe, wo kein normaler Mensch sich aufhält. Es ist die Brüstung, welche die Mühle umschließt. Alle kommen herbei, um die Weißgekleidete im Mondlicht zu bestaunen. Der Spuk wirkt richtig unheimlich. Nun ist Edmund von ihrer Unschuld überzeugt, entfernt sich aus Gertruds Nähe und Thérèse rückt an ihren alten Platz.
Der Graf von Saint-Rambert hatte vorgesorgt und sein Schlafzimmer von innen verriegelt, damit sein tadelloser Ruf als Ehrenmann nicht noch einmal lädiert wird.
Anmerkung:
Vincenzo Bellini dehnt das Thema in seiner 1831 nachfolgenden Oper etwas weiter aus.
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musirony 2007 - Engelbert Hellen